Dienstag, 27. Januar 2015

....und ein weiterer Meilenstein in Patagonien

Patagonien - Wunderland der Abenteuer Alpinisten oder die "inverse Torre Traverse"


Wer die Geschichte des Bergsteigens in Patagonien kennt, den wundert die Entwicklung, die diese einzigartigen Region gemacht hat, nicht.

Die Route der ersten Überschreitung der Torres 2008

die Route der neuen, "umgekehrten Überschreitung" der Torres, von Westen gesehen

Schon Walter Bonatti verbrachte Wochen, ja Monate in dieser herrlichen Landschaft. Er lieferte sich einen interessanten Wettlauf mit Cesare Maestri um die Erstbesteigung des Cerro Torres. Bonatti versuchte es von der Westseite her. Von dieser Seite gelangt Jahre später Ferrari und Ragni die erste gesicherte Besteigung des Cerro Torres.
Die Besteigungsgeschichte der verschiedenen Versuche Maestris mit Toni Egger, später mit einem rein italienischen Team und dem legendären Kompressor sind Highlights in der Alpingeschichte.

Den Red Bull Film über die erste freie Begehung der Maestri Route wird jeder Berginteressierte in den Kinos gesehen haben. Die Entwicklung des Bergsteigens geht munter weiter. So habe ich vor einiger Zeit über eine "free solo Begehung" der Ragni Route durch Markus Pucher bei totalem Schlechtwetter berichtet. Bleibt da noch Platz für zusätzliche Abenteuer?

Offensichtlich genug. Bereits 2008 gelang Colin Haley mit Rolandi Garibotti die erste Überschreitung der drei berühmten Türme. Damals war die Elite des Bergsteigens in El Chalten versammelt, um die erste  Überschreitung der Torres zu machen. Unter anderem die Huber Brüder und auch der Schweizer Stephan Siegrist.
Rolando Garibotti, der mittlerweile in El Chalten lebt, hat gemeinsam mit Colin Haley aus den USA dann den Wettstreit für sich entschieden. Die Verhältnisse waren nicht optimal und das Wetter - patgonisch halt. Wie auf dem Bild oben ersichtlich, gelangt die Traversierung von Torre Standhardt, Punta Herron, Torre Egger und Cerro Torre.

Jänner 2015

Unter den extremen Kletterern in Patagonien wurde nach 2008  die "umgekehrte Überschreitung der Torres" diskutiert und auch probiert. Der erste Versuch dieser Variante der Torre Traverse datiert zurück ins Jahr 2012. Der Norweger Björn Eivind Artun und Chad Kellogg mussten ihren Versuch jedoch abbrechen. Tragischer weise starben Björn Eivind Artun in Norwegen und Chad Kellogg in Patagonien durch Steinschlag.

Um die Bergsteiger dieses ersten Versuches, bzw. sie als "Ideen Geber" zu ehren, tauften Colin Haley und Marc-André Leclerc ihre "umgekehrte Torre Traverse "Oso Buddha Traverse". Oso ist die spanische Version des Vornamens Björn (Bär) von Artun, und Buddha war der Spitzname von Chad Kellogg.



Wie verlief nun dieses Abenteuer im Detail?

Bildquelle Colin Haley, man beachte die am Gurt fixierten Schuhe und Steigeisen!


Bei typisch patagonischem Regenwetter stiegen die beiden zum Nipponino Camp auf der Ostseite der Torres auf. Nachdem sich das Wetter an den Wetterbericht hielt, konnten sie am nächsten Tag über den Col Standhardt bis knapp unter dem Col de Esperanza vordringen. Am nächsten morgen erreichten die beiden beriets knapp vor 12 Uhr Mittags über die Ragni Route den Gipfel des Cerro Torres. Erst um 6 Uhr abends starteten die beiden ihre Abseilfahrt über die Nordseite des Cerro Torres um nicht in der Gefahr des Eisschlags in der Nachmittagshitze ausgesetzt zu sein. Sie biwakierten in etwa in der Scharte zum Torre Egger, den sie am nächsten Tag über die Route Venas Azules und die letzten Seillängen über die Amerikaner Route erreichen konnten.

ein Bild sagt mehr als tausend Worte - extreme Kletterei, Archiv Haley


Das zweite Biwak erreichteten sie knapp unterhalb des Gipfeleispilzes des Torre Egger. Am nächsten Tag stand die nächst Abseilfahrt bevor. Über eher "leichtes" Gelände erreichten sie die Punta Herron und seilten danach über die Route Spigolo dei Bimbi in den Col zwischen Punta Herron und Torre Standhard ab. Dabei verhängte sich das Seil und sie verloren etwas Zeit. Nach drei neuen Seillängen erreichten sie die Route El Caracol über die sie schließlich auf den Torre Standhardt kamen. Die letzte große Abseilerei ging schließlich über die Route Exocet wieder in den Col Standhard, über den sie wieder nach Süden absteigen konnten.

Für mich ein weiteres tolles Abenteuer. Kalkuliertes Risiko und eine Richtung, die maßgeblich für ein "sinnvolles Weiterentwicklen" des Bergsteigens steht. Hut ab und Gratulation den beiden Protagonisten!!





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