Mittwoch, 5. September 2018

Alpin Journal: Das Ende der "Freiheit" in den Bergen der Alpen!

Alpin Journal: Das Ende der "Freiheit" in den Bergen der Alpen!: Es ist soweit! Die vielbesungene Freiheit in den Bergen der Alpen ist Vergangenheit. Was ist passiert? Schon seit Jahren geistern immer w...

Das Ende der "Freiheit" in den Bergen der Alpen!


Es ist soweit! Die vielbesungene Freiheit in den Bergen der Alpen ist Vergangenheit. Was ist passiert?

Schon seit Jahren geistern immer wieder Meldungen über überfüllte Gipfel durch die Medien. Besonders "ausgezeichnete" Gipfel - wie etwa "der Höchste", "der Schönste", "der Schwierigste" - sind da gefährdet von Menschenmassen überrant zu werden.  Nicht nur im Alpenraum. So werden auf den diversen Achttausender "Normalwegen" Jahr für Jahr immer mehr "Bergsteiger-Touristen" gezählt.
der technisch leichte Normalweg am Mt. Blanc zieht Menschenmassen magisch an

So war es schon seit Jahren, etwa am Matterhorn in Zermatt, gängige Praxis, dass der Hüttenwirt seine Gäste in der Nacht in der Hütte einsperrte, um sie "häppchenweise" nach einer genauen Rangordnung zur Besteigung am Morgen wieder zu befreien. Mit dieser Methode sollten Unfälle verringert werden....

Am meisten Probleme gab es allerdings in den letzten Jahren immer mehr verstärkt im Mt. Blanc Gebiet, bzw. am höchsten Gipfel der Alpen selbst. Hunderte sogenannte Bergsteiger belagern in der Hochsaison im August t ä g l i c h den Berg. Insider wissen von dem Problem schon lange, und versuchten diese "Stosszeiten" zu umgehen, und auf weniger turbulente Besteigungszeiten aus zu weichen.

Die Hütten auf den diversen Normalwegen des, auch "Monarch" genannten, höchsten Berges der Alpen waren auf allen Seiten - ob von Chamonix, St. Gervais, oder von der italienischen Seite in der Hauptsaison ständig überfüllt. Nun haben besonders  Bergsteiger aus den ehemaligen Ostblockstaaten natürlich versucht, den überfüllten und konsequenter Weise überteuerten Hütten, auszuweichen. Dadurch entstanden "wilde" und "halbwilde", von den Behörden notgedrungen tolerierte, "wilde Campingplätze" in Hüttennähe - natürlich mit den sattsam bekannten sanitären Umweltproblemen.


die Vallot Hütte am Bossgrat, eigentlich nur Notunterkunft, wird oft als Biwak missbraucht

Im vergangenen Sommer verstärkte, eine für im Alpen Nordstau gelegene Gegend, "unwirklich lange" stabile Schönwetterphase noch den Ansturm. Es kam in der Folge auch zu diversen "Handgreiflichkeiten" unter den "Bergsteigern".

Dies veranlasste nun die Bürgermeister der Umgebungsgemeinden entgültig zur Einfühurng eines "Permittsystems". Dabei geht es nicht um Geld, sondern um ein Steuern der Menschenmassen am Berg. Offenbar will man, wie in manchen Nationalparks der USA oder in Neuseeland, den Zugang in dem Maße steuern, wieviele Menschen im entsprechenden Gebiet sind. Ist die Quote voll, so wird gesperrt und erst wenn jemand wieder herausgeht, kann der Nächste wieder hinein.
ob die ergriffenen Massnahmen etwas nützen wird die Zukunft zeigen

Wie hoch diese Quote am Mt. Blanc sein wird, wird derzeit evaluiert. Ich denke, dass man sich dabei an der Kapazität der Hütten orientieren wird, da das wilde und halbwilde Campen per sofort absolut verboten wurde.

Ein weiteres Problem ist sicher der Arbeitsrechtliche Bereich für die rund 2000 Bergführer alleine im Tal von Chamonix. Wird es Unterschiede zwischen Permits für Bergführer und Permits für "Führerlose Seilschaften" geben? Alles nicht leicht zu lösende Aufgaben für die Behörden im Tal.

Im Himalaja hat das Permitsysem zu keiner Lösung des Problems beigetragen - im Gegenteil. Durch Korruption und ständigen Änderungen im System wurden die Bergsteiger eher verunsichert. Auf der anderen Seite funktioniert ein Permitsystem scheinbar in den USA und Neuseeland - zumindest in den Ansätzen. 

Durch den Ansturm von zuvielen Menschen zur selben Zeit, hat sich damit die "Freiheit in den Bergen" von selbst erledigt. Ab einer gewissen Zahl von Menschen muss man einfach mit Regelungen eingreifen, so leid es uns Bergsteigern auch tut.

Sonntag, 10. Juni 2018

Alpin Journal: Neuerlicher Speedrekord an der "Nose" im Yosemite ...

Alpin Journal: Neuerlicher Speedrekord an der "Nose" im Yosemite ...: Es ist vollbracht - ich meine, es ist bewiesen. Es ist möglich, eine der bekanntesten Kletterrouten der Welt, die Nose am El Capitan im kali...

Neuerlicher Speedrekord an der "Nose" im Yosemite oder wie sinnlos ist Rekordbergsteigen

Es ist vollbracht - ich meine, es ist bewiesen. Es ist möglich, eine der bekanntesten Kletterrouten der Welt, die Nose am El Capitan im kalifornischen Yosemite, in weniger als zwei Stunden zu klettern. Was für eine Leistung! Zwei der derzeit absolut besten Kletterer der Welt fanden sich zu einem Team und arbeiteten seit Monaten auf den Rekord hin.
Tommy Caldwell - bekannt für seine freie Begehung der Dawn Wall am El Cap, der damit schwersten Mehrseillängen-Route der Welt, und Alex Honnold, bekannt für seine spektakulären Solos - unter vielen anderen Routen kletterte er auch die Route Freerider am El Cap free solo!
die "Nose" verläuft entlang der Licht- Schattengrenze

Wir benötigten bei meiner ersten Begehung einer Route am El Cap, vor rund 30 Jahren, noch gute drei Tage für die 1000m steilen Granit, der Erstbegeher Warren Harding noch um die 40 Tage. In den 70er Jahren waren es John Long, Jim Bridwell und Billy Westbay die als erste nur einen Tag für diese legendäre Route benötigten.

Ein weiterer Meilenstein gelang der kleinen, zierlichen Lynn Hill. Die New Yorkerin kletterte als erster Mensch in freier Kletterei, also ohne sich an irgendeinen Sicherungspunkt zu halten, durch die spektakuläre Linie, welche die Südost- von der Südwestwand dieses riesigen Berges trennt.
"klassisches Big Wall klettern"

Am 4. 10 2007 kletterten die beiden Brüder Alexander und Thomas Huber noch in zwei Stunden und 45 Minuten durch die Riesenwand. In nur rund zehn Jahren wurde ihr Rekord also noch um fast ein Drittel unterboten.

Jetzt stellt sich für mich schon die Frage - wie sinnvoll findet man als Beobachter der Szene solche Rekorde beim Bergsteigen?

Einer der den Rekord an der Nose sicherlich am öftesten innehatte, der Kalifornier Hanns Florine, hat sich bei einem spektakulären Sturz während eines Speedversuches vor einigen Wochen beide Beine gebrochen. Zwei weitere, als sehr erfahren geltende "Bigwall Kletterer" (100 + Big Walls) starben bei einem Seilschaftsflug während eines Speedversuches in der Route "Salathe" vor einigen Tagen.

Haulbag schleppen wird beim "Speed Climbing" vermieden.....

Wie funktioniert nun so ein "Speed Bigwall"? Die beiden Kletterer sind nach wie vor durch ein Kletterseil verbunden. In den leichteren Passagen wird einfach gleichzeitig geklettert; das nennt man dann "simultan climbing". Ein möglicher "Abflug" beider Kletterer wird dabei nur durch die (wenigen) Zwischensicherungen (Keile o.ä.) gesichert. Wird das Gelände schwieriger, arbeiten die Akteure mit dem sogenannten "short fixing". Dabei wird das Seil am Standplatz mit einer Klemme (T-Block) fixiert und der Seil-Zweite kann also am fixierten Seil nachjümarn. Der Seil-Erste knüpft sich eine große Schlaufe des Seiles und fixiert das Ende an seinem Gurt. Gesichert ist er dabei nur durch das Gewicht des Seilzweiten an der zweiten "Seilhälfte". Fällt der erste, kommt es zu enorm weiten Stürzen und somit steigt das Risiko, sich zu verletzen.

In Summe ist so ein "Speed Bigwall" also noch gefährlicher, als "free solo" klettern. Denn wenn beim "simultan climbing" einer fällt, reisst er den Anderen notgedrungen mit.

Für mich persönlich kommt so ein Kletterstil niemals in Frage. Selbstverständlich ist es dem jeweiligen Kletterer überlassen, wieviel Risiko er nimmt.

Aber.....

Meiner Meinung nach sollte man aber so in die Berge gehen, dass man gesund wieder nach Hause kommt. Die Gefahren in der freien Natur sind sowieso schon groß genug für das eine oder andere unvorbereitete Abenteuer. Solche spektakuläre Speedaktionen bieten irgendwo die Gefahr, dass sich nicht nur die Akteure selbst gefährden, sondern auch der eine oder ander Jugendliche Kletterer zur Nachahmung verlockt wird.

Auf der anderen Seite lebt das Bergsteigen natürlich auch durch die Suche und Lösung von scheinbar Unmöglichem.

Viele alpine Abenteuer wären ohne entsprechender Geschwindigkeit wiederum viel gefährlicher. Ich denke da etwa an eine Durchsteigung der klassischen Eiger N-Wand. Es ist selbstverständlich ein Unterschied, ob man auf der rund 3,5 km langen Kletterstrecke 3 - 4 Tage oder 1 oder 2 Tage unterwegs ist. Viele Stellen sind da stark dem Steinschlag ausgesetzt und auch das Risiko in einen Wettersturz zu geraten ist bei längeren Begehungszeiten natürlich viel größer. Wie so oft stellt sich  auch bei der Geschwindigkeit in der eine Klettertour absolviert wird die Frage nach der Grenze, wo das Ganze dann auf Kosten der Sicherungstechnik geht.

Ist also jemand der einfach ein unglaubiches Risiko nimmt, ein "besserer Kletterer"?

Sonntag, 27. Mai 2018

Alpin Journal: Zwei Jahre unbedingtes Gefängnis für Sportkletterl...

Alpin Journal: Zwei Jahre unbedingtes Gefängnis für Sportkletterl...: Das extreme Sportklettern entwickelt sich ja schon länger ähnlich wie das Leistungsturnen, zu einer "Kindersportart". Immer meh...

Zwei Jahre unbedingtes Gefängnis für Sportkletterlehrer


Das extreme Sportklettern entwickelt sich ja schon länger ähnlich wie das Leistungsturnen, zu einer "Kindersportart".

Immer mehr Kinder finden ihren Weg in die internationalen Schlagzeilen der bunten Klettermagazine und selbstverständlich auch ins Internet.

Umso größer war vor einigen Jahren die Betroffenheit,  als der 12 jährig Tito Traversa in Südfrankreich bei einem sehr, sehr tragischen Kletterunfall ums Leben kam.

Was war passiert? Anläßlich einer Kletterreise, veranstaltet von einer Kletterhalle, mit einer Gruppe von 9 jugendlichen Italienern, begleitet von drei Erwachsenen, nach Orpierre in Südfrankreich, kletterte der kleine "Star" eine für ihn einfache Route zum Aufwärmen (ca. 6c, sein Niveau lag schon um 8a). Er hängte 12 geliehene Expressschlingen ein, und als er die oberste Schlinge belastete, rissen 7 durch, und der kleine Tito fiel bis auf den Boden. Später stellte sich heraus, dass offenbar sämtliche Expressen falsch zusammen geklippt waren. Ein Karabiner wurde  nur durch die Gummifixierung gefädelt anstatt auch durch die Schlinge. Diese Gummifixierungen sind dann gerissen.....Zusammengestellt wurden die Expressen von einer begleitenden Mutter, die nichts mit dem Klettern am Hut hat.

Wie bei jedem (tragischen) Unfall kam es selbstverständlich zur genauen Untersuchung des Unfallherganges. Aufgrund des Ergebnisses wurde nun ein Sportkletterlehrer zu zwei Jahren unbedingter Haft verurteilt.

Der Vater des Jungen Tito findet, dass ausser dem Kletterlehrer noch mehrere Personen der Herstellerfirma und der  veranstaltenden Kletterhalle angeklagt gehört hätten, und ist mit dem Urteil daher nicht zufrieden.

Für mich ist dieser Vorfall tatsächlich sehr interessant zu beobachten. Aufgrund der Beteiligung eines so jungen Unfallopfers trifft einen dieser Unfall natürlich besonders  emotional.

Zur Beurteilung der Fakten sollte man aber mal die Emotionen beiseite lassen können. Ich finde, dass ein Kletterer, wenn er bereits in einem Niveau von um die 8a klettern kann, auch ein gewisses Maß Eigenverantwortung tragen kann.  Jedenfalls wenn es um kletterspezifische Themen wie etwa Expressen geht.
Auf der anderen Seite hatten die Erwachsenen natürlich die "Aufsichtspflicht". Neben einem Skitourengeher, der eine Lawine auf eine Skipiste auslöste, ist dies der zweite mir bekannte Vorfall, wo in Italien an "Bergsteigern" eine unbedingte Haftstrafe anläßlich eines Unfalles verhängt wurde.
Symbolbild, Standplatz

Über die höhe der Strafe des Kletterlehrers kann man da meiner Meinung nach tatsächlich diskutieren. Ist es für eine Person, auch wenn es sich um ein "Kind" handelt, zumutbar, auf Grundlagen in der Ausübung einer Sportart eigene Verantwortung  zu übernehmen?
die Paragrafen haben das Klettern erreicht, aber wohin führt das?

Ich denke, wenn ein Kind schon über eine derartige Erfahrung beim Klettern verfügt, wie es ein Kletterer, der im 8a Bereich unterwegs ist haben muss, so kann man auch erwarten, dass es gewisse Dinge eigenverantwortlich macht. Die Sicherung richtig einlegen, oder eben die Expressen checken. Der begleitende Kletterlehrer hatte jedenfalls eine Aufsichtspflicht und daher müsste er alles nochmals checken. Aber auch bei jemand, der schon 8 a klettert?

Mittwoch, 16. Mai 2018

Alpin Journal: Sind Tourismus und traditionelles Bergsteigen tats...

Alpin Journal: Sind Tourismus und traditionelles Bergsteigen tats...: Reinhold Messner gab vor kurzem der Himalayan Times in Kathmandu ein beachtenswertes Interview. Sinngemäß betonte er darin einen Unterschi...

Sind Tourismus und traditionelles Bergsteigen tatsächlich verschieden? wie Reinhold Messner in der Himalayan Times meinte

Reinhold Messner gab vor kurzem der Himalayan Times in Kathmandu ein beachtenswertes Interview.

Sinngemäß betonte er darin einen Unterschied zwischen Tourismus und dem traditionellen Bergsteigen. Mit dieser Bemerkung spielte er auf das sogenannte Expeditionsbergsteigen auf den Normalwegen der Achttausender - insbesondere am Mt. Everest - an. Weiters meinte er, dass er im Gegensatz zu früher nichts gegen Tourismus hätte, da dieser doch ein wichtiger Wirtschaftszweig in dem kleinen Himalajastaat sei.

Sonnenaufgang am höchsten Punkt der Erde

Ich finde, dass es sich da doch um eine relativ bemerkenswerte Aussage handelt. Wenn man das Interview genau betrachtet, so unterscheidet Messner also zwischen "traditionellem Bergsteigen" und Tourismus.

Um über diese Fakten sinnvoll diskutieren zu können, müssen wir mal definieren, was "traditionelles Bergsteigen" überhaupt sein soll. So wie ich das auffasse, meint Messner damit jene Art und Weise, wie er selber den Großteil seiner Touren absolviert hat. Eigentlich ein ziemlich elitärer Stil. Wobei es häufig um Erstbegehungen geht, oder sonstwie um das Aufstellen irgendwelcher Rekorde oder "firsts".

Nun, ich finde es eigentlich ziemlich arrogant, den eigenen Stil wie man Bergsteigen betreibt, als das "allgemein Gültige" zu definieren. Nach meiner Meinung hat sich Bergsteigen immer in verschiedene Richtungen entwickelt, wiewohl manche Richtungen später als gewisse Sackgasse erschienen. Obwohl - wenn man das technische Klettern der 50er und 60er Jahre des letzten Jahrhunderts anschaut, so hat es sich auch im modernen Big Wall Klettern sehr wohl weiterentwickelt. Ich denke da nur an so manchen A5 new wave "Hammer" etwa im Yosemite am El Capitan.

Aber gilt nur das "Aufstellen alpiner Rekorde" als richtiges Bergsteigen? Bin ich erst ein richtiger Bergsteiger, wenn ich schneller als z.B. Ueli Steck durch die Eiger Nordwand rennen kann?

Gilt im Gegensatz dazu dann das Bergsteigen, so wie es eben viele tausende Menschen betreiben, als "Tourismus"? Wie definieren wir Tourismus? Urlauber-Massen in Venedig bzw. in den letzten Jahren im "Venedig des Gebirges" - in Hallstatt? Sind Bergreisen - auch zu elitären Zielen mit kleinen Teams nicht auch eine Form von Tourismus?

Also irgendwie hinkt der Vergleich. Ist jemand der die Streif auf glatt gehobelter Piste im "Schuss" anlässlich eines Skirennens hinunter rast ein Skifahrer bzw. einer der die "nicht gesperrte Piste" mit  hunderten Anderen hinunter kurvt dann kein Skifahrer, sondern ein Tourist? Sorry, Reinhold bei Deiner Argumentation kann ich nicht mit.
Basislager Mt. Everest in Nepal

Selbstverständlich hat der größte Klettersteig der Welt - der, auf den Mt. Everest - mitsamt seinem mittlerweile nahezu unerträglich gewordenen Zirkus nicht (mehr) viel gemeinsam mit dem Bergsteigen auf einen einsamen Gipfel fernab jeglicher Zivilisation. Trotzdem ist beides Berge besteigen, also Bergsteigen.


In einer Sache möchte ich Reinhold Messner allerdings zustimmen: Niemand würde zum Beispiel Teilnehmer an einem olympischen Marathon mit einem Hobbyläufer unter Tausenden anlässlich eines "City-Marathons" in einen Topf werfen. Obwohl beide eine genau definierte Strecke unter zumindest ähnlichen Bedingungen laufen. Beim Bergsteigen wird das "Gerät"  - besser - der "Berg" angepasst, also Pisten zum Gipfel errichtet. Und viele der Bergsteiger gebärden sich dann so, als wären sie auf diesen Pisten tatsächlich wie ein "Rekord-Bergsteiger" unterwegs auf einer alpinen "Heldentat".

Alle, ob jetzt Rekord-Bergsteiger oder touristischer Bergsteiger, haben natürlich ihre Daseinsberechtigung. Beide Richtungen des Bergsteigens bieten ihren Portagonisten wunderbare Spielplätze. Man sollte sich in der Ausübung allerdings immer des Unterschiedes bewusst sein.

Ich denke aber, dass es Reinhold Messner mit seinem Interview um ganz etwas anderes als um schnöde Begriffs-Definitionen ging - und auch geht.

Gerade in diesen Tagen sind wieder hunderte Bergsteiger mit ihren Sherpas am Mt. Everest unterwegs zum Gipfel. Für mich ist nicht die Anzahl der Bergsteiger bedenklich. Da haben wir in den Alpen am Mt. Blanc oder am Matterhorn bzw. am Großglockner ganz andere Probleme zu bewältigen.

Vor einigen Jahren konnte ich selber als Bergführer den Mt. Everest drei Mal besteigen. Schon damals war der "Zirkus" um die sogenannten "Expeditionen" grenzwertig, ja für mich gerade noch akzeptabel.

Wenn ich mir hingegen den Trend der modernen jüngsten Entwicklungen um die "Newcomer" am "Everest-Markt" anschaue, so finde ich dies schon bedenklich. Der eine Touristiker bietet komfortable Zwei-Zimmer-Zelte pro Person im Basislager an, der andere hat Sauna und Wohnzimmer inklusive. Ich für meinen Teil finde jedoch, dass Bergsteigen sehr wohl mit einem gewissen Komfortverzicht und Abenteuergeist, dem sprichwörtlichen "Draussen sein" zu tun haben sollte.

Bereits in den Ostalpen ist der Trend Berghütten zu komfortablen "Alpin-Hotels" mit Komfortzimmer und  Sauna umzubauen zu beobachten. Im Gegensatz dazu sind die meisten Hütten in den Westalpen noch "richtige, einfache Berghütten"geblieben.

Wie bei vielem Anderen ist also das große Problem wo man die Grenze zieht. Ist es noch vertretbar den Mt. Everest mit Sauerstoff  zu besteigen, aber nicht mehr, wenn ich ab dem Basislager mit 8 Liter O2 pro Minute unterwegs bin? Das reduziert den höchsten Berg der Welt dann tatsächlich in die Gegend eines einfachen 6000ers. Oder sollte man die O2-Benützung nur in der Todeszone mit max. 3 oder 4 Litern pro Minute begrenzen? Sollte man überhaupt Regeln für das Bergsteigen aufstellen? Oder sollte jeder so auf Berge steigen wie er eben möchte?

Ab welcher Höhe und mit wieviel Liter O2 ist eine Besteigung des Mt. Everst noch sinnvoll?

Wohin führt diese Entwicklung wenn man weiter in die Zukunft denkt? Wenn ich mir den Mt. Everest heute anschaue, bin ich tatsächlich etwas traurig, dass ich selbst Teil dieser Entwicklung gewesen bin.