Montag, 12. Oktober 2015

Donnerstag, 8. Oktober 2015

Alpin Journal: Fehler: "Schuld" und Lernen aus Erfahrungen

Alpin Journal: Fehler: "Schuld" und Lernen aus Erfahrungen: Fehler: "Schuld" und Lernen aus Erfahrungen Die Vorkommnisse de s letzten Lawinenwinters haben wohl viele Kollegen, die in ver...

Fehler: "Schuld" und Lernen aus Erfahrungen

Fehler: "Schuld" und Lernen aus Erfahrungen


Die Vorkommnisse des letzten Lawinenwinters haben wohl viele Kollegen, die in verantwortlichen Positionen für alpines Lernen sitzen - sei es jetzt bei den großen alpinen Vereinen, Bergrettung oder privaten Alpinschulen - zum Nachdenken angeregt. Viel - allzuviel - ist passiert, aber wie können wir nun daraus lernen?

Hubschrauber im winterlichen Hochgebirge - heute im alpinen Raum standard.


Die Wintersaison ist vorbei und ich hatte ein wenig Zeit, mir Literatur zum Thema zu besorgen und auch durch zu ackern. Dabei bin ich auf sehr interessante Zusammenhänge gestoßen.

Eigentlich müßte man annehmen, dass viele Unfälle in den Bergen unerfahrenen Menschen oder jugendlichen  Draufgängern passieren. Offenbar ist dem aber nicht so. Ich habe von praktisch keinem Unfall der Anfängern passierte gehört. Die mit Abstand meisten "Lawinen Unfälle" passieren "erfahrenen" Leuten, viele sind bei der Bergrettung aktiv, und einige waren sogar als "alte Haudegen" bekannte Bergführer. Warum passieren nun gerade solchen Leuten immer wieder Unfälle am Berg? Selbstverständlich sind solche Menschen auch viel mehr in den Bergen unterwegs, also ist die Wahrscheinlichkeit einmal in einem Unfall verwickelt zu sein auch höher.  Aber gleichzeitig mit dem Mehr am Draussen sein, sollte auch die Erfahrung ja steigen. Diese Frage führt uns zwangsläufig zu der mittlerweile schon häufig diskutierten Frage ob es ein Lernen aus Erfahrung gibt bzw. unter welchen Voraussetzungen.

Lernen möchte ich hier in Zusammenhang mit Verhalten oder verändertem Verhalten bezogen auf eine Ursache sehen. In der Psychologie bezeichnet man eine "Ursachenzuschreibung des Verhaltens" als Attribution.

Nicht immer funktioniert Lernen bzw. Attribution also linear, geradeheraus und ohne Probleme. Es kommt bei diesem psychologischen Verhaltensmustern immer wieder zu "Rückschlägen" bzw. apprupten Unterbrechungen und Rückkoppelungen.

Es gibt fundamentaler Attributionsfehler (nach Lee Ross 1977):

bei Beurteilung von eigenem Verhalten (Fehlern) haben Menschen die Tendenz, die Ursachen situative Faktoren zuzuschreiben. Das heisst, wenn ich selber einen Blödsinn mache, dann waren halt die Umstände (Situation) "schuld".

bei der Beurteilung Anderer werden bevorzugt Personen Attributionen vorgenommen. Wenn jemand anderer einen Blödsinn macht, so hat die Person dann den "Fehler" gemacht.

Dieses Phänomen ist stärker, je unterschiedlicher das Verhalten des Anderen vom eigenen Verhalten zu sein scheint.

Umgelegt auf Bergsteigen würde das heissen, dass, wenn ich durch eigene Fehlentscheidungen in einen Unfall verwickelt werde, man einfach die Umstände, also objektive Situationen, dafür verantwortlich macht.  Man neigt eher zu der Haltung, dass man da nix anders machen hätte können. In diesem Zusammenhang also auch in Punkto Änderung des eigene Verhaltens nichts zu lernen hat!

Analysiert man aber Bergunfälle von anderen Personen, so neigt man eher dazu, die andere Person dafür, also für Fehler,verantwortlich zu machen. Ein "fremde Unfallsituation" begünstigt also eher ein Erkennen eines "Lernbedarfs" bzw. eine Änderung des eigenen Verhaltens aufgrund der erfassten Information.

Dies zeigt uns also, wie wichtig Unfallanalyse und die Veröffentlichung der Ergebnisse ist. Menschen sind eher offen für das Lernen aus Fehlern anderer Personen, da sie dazu neigen, selbst gemachte Fehler auch vor sich selber zu vertuschen!

Eine weitere s psychologisch sehr interessante Tatsache ist die sogenannte Kontrollillusion: nach Langen (1975)
Bei dieser wird zwischen folgenden verschiedenen Situationen unterschieden:

Fähigkeitssituation: hier gibt es einen kausalen Zusammenhang zwischen Verhalten und dem Ergebnis. Damit wird das Ergebins eben kontrollierbar durch das Verhalten oder die Strategie der Person.

Zufallssituation: hier besteht kein Zusammenhang zwischen Verhalten und dem Ergebnis. Das Ergebnis des Verhaltens ist "zufällig", also unkontrolliert.

Enthält nun eine Zufallssituation auch nur den geringsten Hinweis auf eine Fähigkeitssituation, so entsteht daraus eine Illusion der Kontrolle. Die Versuchsperson glaubt aufgrund der Ähnlichkeit der Situation mit entsprechender Fähigkeitssituation alles unter Kontrolle zu haben. Tatsächlich handelt es sich allerdings hier eben um eine Illusion.

Ein bekanntes Beispiel dafür ist, wenn jemand selbst ein Los zieht, so hat er subjektiv das Gefühl eher zu gewinnen,  hingegen wenn eine "Glücksfee" das Los zieht,  weniger.

Was bedeutet diese Illusion nun im Zusammenhang mit der Bereitschaft oder Fähigkeit aus Erfahrung beim Bergsteigen zu lernen?


Wir alle haben es doch im Laufe der Jahre mit unendlich vielen verschiedenen Situationen zu tun bekommen.  Wie oft habe ich etwa geglaubt, dass ich diese oder jene Situation im Griff habe. Nur um im Nachhinein zu erkennen, dass ich nur eben Glück gehabt habe, ich eben in Wirklichkeit nicht die gesamte Situation kontrollieren konnte. Ich denke, dass wir es beim Bergsteigen häufig mit so einer Kontrollillusion zu tun haben.

Es erfordert meiner Meinung nach eine gehörige Portion an Selbstvertrauen aber auch an sprichwörtlicher "Demut", dass man sich die Erkenntnis, dass man am Berg niemals alles unter Kontrolle haben kann, und die Natur eben nicht berechenbar ist, immer wieder bewußt aktiv in Erinnerung ruft.

Selbstwertdienliche Attribution:

Es kommt zu einer sogenannten Attributions Asymmetrie bei Erfolg bzw. Misserfolg. Erfolg wird den eigenen Fähigkeiten zugeschrieben, Misserfolg wird extern attribuiert. Also wenn etwas schief geht, ist immer etwas Anderes schuld. Die Ursache dafür liegt in den menschlichen Charakteristika: motivationale Prozesse, Selbstaufwertung, Selbstschutz und etwa dem Wunsch nach Kontrolle einer Situation. Solche unbewußte Abläufe finden bei jedem Menschen statt, nicht etwa nur bei Menschen mit einem geringen Selbstwertgefühl.


Ein Fazit aus den vielen Fremdwörtern und komplizierten Zusammenhängen ist  nur relativ schwierig heraus zu kristallisieren.

Um aus Fehlern zu lernen, müssen wir sie als solches erkennen und sie uns auch selber erst mal  eingestehen, und auch aktiv bewußt machen. Ein wichtiges Schlüsselwort ist hier sicherlich die Kritikfähigkeit sich selbst gegenüber. Viele suchen - wie oben erwähnt - bei anderen oder den Umständen die "Schuld", anstatt bei sich selbst anzufangen.

Ein für mich sehr interessanter Aspekt ist die obig erwähne Kontrollillusion. Wie oft haben wir die Illusion am Berg, oder in schwierigen Situationen alles unter Kontrolle zu haben, wobei sich letztlich aber dann doch wieder herausstellt, dass man einfach nur "Glück" gehabt hat. Aus solchen Situtaionen zu lernen ist sicherlich am schwersten, wenn nicht sogar nahezu unmöglich.

Schithochtouren sicher eine der Königsdisziplinen im Alpinismus, hier im Argentierkessel, Chamonix


Ein sehr wichtiger Zugang ist auch Nachlässigkeit, Schlamperei, "paßt schon", "geht schon irgenwie"
Gerade in "Routinesituationen" muss man offensichtich noch mehr aufpassen bzw. "pingelig sein" damit man auf der sicheren Seite bleibt. Zusammenfassend ist also zu sagen, dass eine Portion Pedanterie in Punkto Sicherheit niemals ein Fehler ist und man - nicht nur als Bergsteiger - immer offen sein sollte zu lernen, sich ständig zu verbessern und neue Erkenntnisse aus der Sicherheitsforschung auch im Verhalten um  zu setzen.

Vor allem "erfahrene Bergsteiger" sollten bereit sein, selbstkritisch ihr Verhalten am Berg und in der Natur immer wieder zu hinterfragen.


hart härter am härtesten - Patagonien solo im Winter

Hart, härter, am härtesten - Patagonien, Patagonien im Winter, 

Patagonien solo im Winter

 

Bis vor noch gar nicht langer Zeit galten Klettertouren in Patagonien als Inbegriff des superharten Bergsteigens. Extreme Stürme, Wetterstürze und super harte Routen gewürzt mit Fels und Eis. Undenkbar schien da eine Steigerung der alpinistischen Leistung.

Die Grenze zwischen respektierter Superleistung  und heftig kritisiertem Maximieren des Risikos stellte das Solo von Markus Pucher an der Ragni Route des Cerro Torres bei absolut schlechtem Wetter dar.

die "Torres", Cerro Torre, Torre Egger, und Torre Standhardt, von li nach re. Bild: Marc Andre Leclerc

Nun, die Spirale dreht sich weiter. Offensichtlich waren die Grenzen noch immer nicht erreicht. Es gab bereits einige ganz wenige Begehungen der berühmten Türme vor dem patagonsichen Innlandeis im Winter. Unter anderem von keinen geringeren als z. B. Thomas Huber und Stefan Siegrist und einigen ganz wenigen Bergsteigern.  Ihrer Zeit weit voraus waren dann  noch Tommy Bonapace and Toni Ponholzer mit der ersten Winterbegehung des Cerro Standhardt, via der Route Exocet am 2. September 1990.  Undenkbar schien es allerdings bis dato, solch extreme Touren während der extrem kurzen Tage  Winter auch noch im Solo zu unternehmen.

Die "neuen jungen Wilden" zeigen offenbar keinen Respekt und wagen das scheinbar Unmögliche. Markus Pucher aus Österreich versuchte die Ragni Route am Cerro Torre im Winter Solo, wurde aber durch starken Sturm und extrem schlechten Eisbedingungen zum Umkehren gezwungen. Er bewies für mich durch seine Umkehr, dass er sehr wohl eine verantwortungsvolle Risikobeurteilung macht, und es sich bei seinen superharten solos keineswegs um "gedankenloses Lottospielen" handelt.

Der erst 26 jährige Kandadier Marc Andre Leclerc wiederum zog alleine, allerdings zum Ende des Winters, also die Tage um den 20. September von El Chalten ins Nipponino Camp. Völlig alleine absolvierte er erstmal einige "Eingeh Solos", bevor er sich an die Routenkombination Tomahawk 450 m M7 WI 6 und Exocet 500 m WI 5  5 + am Cerro Standhart machte.
Zur Erklärung der Schwierigkeiten: die Gesamtlänge der Routenkombination beträgt also 950 m, davon an der Tamahawk Mixed 7 (Fels und Eis gemischt) und Wassereis 6, bzw. Wassereis 5 in der Exocet und im Fels 5 + .
Die Tatsache, dass er exakt nach dem Kallender betrachtet nicht mehr im Winter unterwegs war, schmälert meines Erachtens seine Leisung kaum. Die Bedingungen ändern sich da nicht innerhalb weniger Tage von Winter auf Sommer. Außerdem ist die größte Herausforderung völlig auf sich allein gestellt in der sturmumtosten Wildnis Patagoniens unterwegs zu sein. Trotzdem für Statistiker gilt natürlich die strenge Wahrheit, dass es sich also um keine "echte" Winterbegehung handelt.

Tomahawk im unteren Wandteil, Bild: Leclerc

Ich persönlich denke, dass die mentale Grenze im Kopf, gerade beim Bergsteigen im super extremen Bereich, sehr viel ausmacht. Denke das Unmögliche, versuche das Unmögliche, so wirst du letztendlich das Unmögliche möglich machen.
Ist diese Grenze einmal durchbrochen, dann ist es zum "realen Aufbruch" nur noch ein kleiner Schritt. Tatsächlich würde ich aber sagen, dass der erste Schritt auch der am schwersten zu machende ist. Solche mentale Stärke hat Marc Andre Leclerc schon im Februar 2015 bewiesen, als er die Cork- screw link-up, also eine Verbindung von der Kompressor Route (SO Grat) zur Ragni Route der Westwand des Cerro Torre erstmals im Solo zum Gipfel des Torre kletterte!

Der größte ist der Cerro Torre, der zweitgrößte Turm wurde zu ehren des Osttiroler Bergsteigers Toni Egger, der zusammen mit Cesare Maestri legendärer Pioniers des Bergsteigens in dieser Ecke der Welt war, Torre Egger benannt. Der dritte Turm, zwar der kleinste, aber trotzdem sehr schwierig zu besteigende Turm, heisst nach einem nach Argentinien ausgewanderten deutschen Fotografen Ernst Standhardt (geb. 1888). Er kam in den dreissiger Jahren des letzten Jahrhunderts nach Patagonien und machte viele der ersten Fotos von den geheimnisumwitternden Bergen hier.

Marc Andre Leclerc berichtet, dass er im unteren Teil, also der schwierigeren Tomahawk, sogar einen Handschuh auszog, um sich besser im Fels halten  zu können. Weiters hatte er das Glück, perfekte Eisverhältnisse vorzufinden. So war es ihm möglich mit äußerst wenig Sicherung die schwierigen Seillängen der vereisten Offwidth Risse zu klettern. Offenbar ist er sogar die schwierige Felslänge vom Ende des Kamins der Exocet zum Gipfeleis mit Steigeisen geklettert.

Querung vom Ende der Kaminreihe zum Gipfelgrat, Bild: Leclerc

Kletterei in Exocet, Bild: Marc Andre Leclerc

Der Gipfeleispilz hatte, wie öfters an den Torres, einen Eistunnel. Im Auftieg bereitete der Tunnel keine gröberen Schwierigkeiten. Doch zum Abseilen musste er sich sehr lang und schmal machen, um mit den Steigeisen an den Füßen durchrutschen zu können. Großes Glück hatte Marc Andre Leclerc dann noch einmal beim Abseilen, als ihm bei einem fixen Standplatz ein Klemmkeil bei Belastung herausging. Es gelang ihm aber, den Keil neu zu legen und mit einem Eisgerät fest zu hämmern.
Marc Andre Leclerc am Gifpel des Torre Standhardt, Bild: Lerclerc

Eine gefährliche Situation stellte am Gletscher die Überwindung einer großen Spalte dar, bevor er schließlich müde aber zufrieden in sein Zelt beim Nipponina Lager kriechen konnte.

Ich persönlich finde die "Spielart Solo Winterbergsteigen in Patagonien" als eine der härtesten Disziplinen des Bergsports überhaupt. Vielleicht noch erreicht von Solos an den entlegenen Felstürmen in Queen Maud Land/Antarktis, wie das etwa Mike Liebeky betrieben hat.

Im Gegensatz dazu sind Solos an den Achttausendern eher "harmlos", da man heute praktisch an keinem Achttausender in irgendeinem Lager wirklich alleine ist, - zumindest an den Normalwegen.
Was meint ihr dazu?




 

Freitag, 2. Oktober 2015

Everest - der Film

Everest - der Film

oder schon wieder ein Film über den Mt. Everest


Zugegeben meine Erwartungshaltung war mehr als gering. Nach den vorangegangenen Hollywoodfilmen über Bergsteigen, wie etwa Cliffhänger oder Vertical Limit, war mein Vertrauen in die amerikanischen Filmemacher ins Bodenlose abgesackt. Zu sehr wurde auf Herz-Schmerz bzw sich "unrealistisch im T-Shirt im Schnee wälzende Muskelprotze" gesetzt. Gepaart mit den noch immer in den Medien präsenten Vorurteilen über Bergsteiger am Mt. Everest konnte da nur ein vollkommener Schwachsinn herauskommen.....

Das erste Mal als Bergführer am Mt. Everest, Mai 2006

Als technisch sehr interessierter Mensch bin ich aber schon immer vor allem den Neuerungen in  Foto- und Filmtechnik mit großer Neugierde begegnet. Schon die mittlerweile uralte IMAX Technik hatte mich beim Film über das Everstdrama von 1996 fasziniert. Unvergessen die Szene des Hubschrauberfluges hinein in das Khumbugebiet.....

Ehrlich gesagt konnte mich daher meine Frau Lisa nur durch das Argument der 3 D Technik in diesen Film locken. Irgendwie war ich dann doch gespannt. Eine Neuauflage eines Themas, dass bereits vor Jahren als Drama in den IMAX Kinos und den diversen alpinen und allgemeinen Massenmedien auf und ab vermarktet wurde, konnte doch keine platte Kopie sein. Was würden die Produzenten von "Everest" anders machen? Wie sich von der alten Produktion unterscheiden?

Das zweite Mal am Gipfel im Mai 2008

Die Bergsteiger und Gäste der Bergführer wurden damals (kurz nach 1996) ja unter anderem von einem gewissen Jon Krakauer allesamt als dumme und unfähige Figuren verleumdet. Ungeachtet der Tatsache, dass zum Beispiel ein gewisser Pit Schoening, als "Gast und Teilnehmer" im Team von Scott Fischer am Mt. Everest, selber immerhin den Gasherbrum I (8080m) erstbegangen hatte, sowie einen gewissen Mt. Vinson, immerhin der höchste Berg der Antarktis..... 

das Überqueren der Spalten auf den Aluleitern ist tatsächlich sehr gewöhnungsbedürftig

Wir haben uns den Film also doch angesehen. Eines gleich vorweg: Die 3 D Technik ist für einen Bergfilm einfach d e r Hammer. Die Landschaftsaufnahmen, von ohnehin einer der schönsten Landschaften der Welt, "kommen" in 3 D mit einer noch nie gesehenen Brillianz und Tiefe. Besonders beeindruckt hat mich die Szene einer Eislawine. Die Eisstücke scheinen direkt von der Leinwand in das Puplikum geschleudert zu werden. Unwillkürlich habe ich mich geduckt und versucht aus  zu weichen. Vielleicht hat mich mein Unfall mit einer Eislawine im Khumbu Eisbruch doch stärker geprägt als gedacht. Jedenfalls fühlte ich mich plötzlich um ein paar Jahre zurück versetzt und lange "verdaut geglaubte" Emotionen kamen in mir hoch. In einer anderen Szene glaubt man, dass das Fixseil direkt in die Zuschauerränge hinein verlängert wäre. 

der Hilarystep ist leichter als er aussieht, unangenehm sind allerdings die vielen alten Fixseile

Soviel zu den technischen Details. Nun  zum Inhalt. Wie oben schon erwähnt, war mir nicht ganz klar, wie eine bereits derart in allen Massenmedien der Welt widergekäute Geschichte neu auf die Leinwand gebracht werden könne. Man hat das Problem dahin gehend gelöst, dass es eigentlich eine Geschichte über die Bergführer Legende Rob Hall und dem dramatischen Abschied in einem durchgestellten Telefonat zu seiner Frau in Neuseeland geht. 

der Abstieg ist tatsächlich sehr mühsam, nach so einer langen Tour. Ohne Sauerstoff stirbt jeder Dritte, das entspricht einem Risiko wie jenem beim Basejumpen.....

An und für sich ist die Story also relativ banal. Gut herausgearbeitet finde ich allerdings die Emotionen. Zum Einen die Unsicherheit der Teilnehmer, ob sie den Gipfel schaffen und auch darüber ob es sinnvoll war soviel Geld für einen Gipfel zu bezahlen. Zum Anderen finde ich es sehr gut gelungen, wie die Bergführer, in diesem Fall halt reduziert auf Rob Hall und Scott Fischer, bereits im Vorfeld die Probleme erkennen. In der Umsetzung der Lösung - nämlich professioneller Zusammenarbeit - ist es damals offenbar zu diversen Ungereimtheiten gekommen, die dann eine der Hauptursachen für das spätere Drama darstellten. Heute wird übrigens unter den Profi Teams höchst professionell zusammen gearbeitet. Ich persönlich habe das jedenfalls so erlebt. Einmal bei meinem persönlichen Unfall im Khumbu Eisbruch  und auch bei der Rettungsaktion für einen Bergsteiger aus nahzu 8 400m Höhe.

Alles in Allem finde ich den Film, vor allem im Vergleich zu anderen Holywood Produktionen, durchaus sehenswert. Die befürchtete "Verkitschung" bzw. "Heroisierung" hält sich relativ in Grenzen und wird durchaus von den grandiosen Landschaftsaufnahmen und auch Action Aufnahmen in 3 D aufgewogen. Abschließend kann ich sagen, dass der Film für mich auch sein Geld wert war.