Mittwoch, 30. Dezember 2015

Alpin Journal: Schitourenverbot auf den Schipisten

Alpin Journal: Schitourenverbot auf den Schipisten: Ein interessantes Thema beschäftigt zur Zeit die Szene der Schitourengeher und führt auch teilweise zu heftigen Diskussionen.   Eigentlic...

Schitourenverbot auf den Schipisten


Ein interessantes Thema beschäftigt zur Zeit die Szene der Schitourengeher und führt auch teilweise zu heftigen Diskussionen.
 
Eigentlich ist eine solche Überschrift ein offensichtlicher Widerspruch in sich selber: Piste und Schitour. Gerade weil sie das Pistenfahren zur Genüge satt haben, wechseln doch viele Schifahrer zum Schitourengehen. Und dann beschwert man sich, dass die Liftbetreiber ihre unter viel Mühe und Aufwand künstlich produzierten, oftmals sehr schmalen, Pistenbänder für ihr zahlendes Publikum frei halten wollen.
Angesichts des eklatanten Schneemangels ist es zum Ende des Jahres 2015 aber nahezu unmöglich bis auf eine Seehöhe von an die 2000m im Gelände eine vernünftige Schitour zu finden. Einzig die wie fremdartige Tentakeln eines Zombis in der grün-braunen Landschaft mäandernden  Kunstschneebänder bieten da eine mehr schlechte, als rechte Möglichkeit auf Fellen seinem Sport zu frönen.


Neu ist dieser Trend allerdings nicht, nur extrem verschärft durch den Schneemangel. Viele Pistenfahrer tummeln sich auf den engen Schneebändern und auch die Zahl der Tourengeher auf Pisten ist höher, da die normalerweise Pisten tatsächlich meidenden Bergsteiger diese einzige Möglichkeit gerade jetzt auch verstärkt nutzen.

Durch das Aufeinandertreffen einer hohen Zahl an Pistenfahrern mit  einer immer stärker werdenden Zahl an aufsteigeneden Schifahrern steigt natürlich auch die potentielle Unfallgefahr.  Sehr viele Schigebiete reagierten in den letzten Tagen darauf mit einem Verbieten des Aufsteigens.

Ich  halte dies aus mehreren Gründen für nicht gerade zielführend, wenn nicht sogar ausgesprochen dumm.
Fakt ist, dass sich immer mehr Menschen Felle auf die Schier schnallen und ihren Körper auch im Aufstieg trainieren wollen. Dieser Trend ist mittlerweile nicht nur ein Trend, sondern stellenweise einfach ein richtiggehender Boom. So einen Boom kann man mit Verboten  einfach nicht in den Griff bekommen, zumal sich ein derartiges Verbot nur sehr schlecht exekutieren läßt.

Ein einfacher Slogan bringt eine solche Situation auf den Punkt: "If you can´t beat them, join them!"

Ich denke, dass gerade in Anbetracht des mittlerweile auch von großen Skeptikern nicht mehr zu negierendem Anstieg der Durchschnittstemperatur, der touristisch relevante Markt für Pistenschifahren in Zukunft völlig zusammenbrechen wird. In dieser Phase des stetigen Rückgangs wird jeder einzelne Tourist, der noch irgendwie auf zwei Bretteln unterwegs ist, immer mehr an Bedeutung gewinnen. Es erscheint für mich als zwingend für Liftbetreiber bzw. "Pistenerzeuger", auch Tourenschifahrer "ins Boot zu holen".


Irgendwie erinnert mich das Problem der Pistenbetreiber an die Probleme der Musikindustrie mit dem Aufkommen des Internets. Die Verkaufszahlen von den Plattenfirmen rasselten in den Keller, Kunden suchten sich ihre Musik im Internet und luden sie sich illegal herunter ohne zu bezahlen. Die verschiedenden Firmen versuchten jeder auf seine Art das Problem in den Griff zu bekommen. Aber Verbote bzw. Copyright Hinweise waren völlig nutzlos.
Trotzdem hat es Apple geschafft, die Musikindustrie zu retten, indem man einen legalen Kanal schuf, sich die Musik zu einem geringen Preis zu kaufen. Die große Masse der Menschen will kein Dieb sein, will sich nicht einfach ihre Musik "stehlen".
Ich denke, dass das Problem mit den Schitourengehern auf Pisten eine ähnliches ist. Derzeit versucht jeder Schilift eine eigene Lösung bzw. Strategie in dieser Problematik. Die Menschen wollen an und für sich aber eh "legal" unterwegs sein.
Gefragt sind nun offensichtlich innovative Ideen einer Entschädigung für die Herstellung der aufwendigen Pisten, bzw. eine Lösung für das Sicherheitsproblem. Ich denke da etwa an Schranken an den Parkplätzen, die bei der Ausfahrt mit einer gültigen Liftkarte zu öffnen sind. Technisch kann das ja kein Problem sein.

Auch sollte es kein Problem sein, für aufsteigende Pistennutzer eine eigene Aufstiegsspur, die ja ohnehin nicht viel Platz benötigt, zu schaffen. Ich bin überzeugt, dass der weit überwiegende Anteil an Tourengehern bereit ist, für eine entsprechende und zur Verfügung gestellte Infastruktur auch zu bezahlen. Oft ist es sogar so, dass man nach einem Auffstieg zu Fuß noch gerne ein oder zweimal mit dem Lift hinauffährt, um so zu mehr "Abfahrtsmetern" zu bekommen.

Der Ball für eine konstruktive Lösung ist also bei den Liftbetreibern, es wird Zeit für diese endlich aufzuwachen und Trends zu erkennen und für ihren eigenen Markt  zu nützen!

Mittwoch, 16. Dezember 2015

Alpin Journal: Mt Blanc Vertical Challenge - eine TV Reality Show...

Alpin Journal: Mt Blanc Vertical Challenge - eine TV Reality Show...: Nun ist es geschafft, alle Staffeln der "Alpin - Reality" Soap wurden in Italien ausgestrahlt. Wie von der Regie im Hintergrund g...

Mt Blanc Vertical Challenge - eine TV Reality Show im Schatten des Mt. Blanc


Nun ist es geschafft, alle Staffeln der "Alpin - Reality" Soap wurden in Italien ausgestrahlt. Wie von der Regie im Hintergrund gewollt,  gab es "Zickenkrieg" und Tränen bevor das Siegerpaar den Gipfel des höchsten Berges der Alpen unter den Augen von millionen Fernsehzusehern erklomm. Die üblichen Zutaten zu solchen Serien halt.
Gianluca Zambrotte (Fussballstar) gewann mit Giovanna Mongilardi als Bergfüherin die Reality Show

Einige Umweltorganisationen, vor allem Mountain Wilderness, hatten die Ausstrahlung heftig kritisiert. Auch ich war sehr, sehr skeptisch über den Erfolg einer solchen Sendung. (siehe auch: http://alpineneuigkeiten.blogspot.co.at/2015/08/reality-tv-in-den-westalpen.html) Im wesentlichen ging es dabei um Umweltschäden infolge des Massentourismus.


Der Präsident des italienischen Bergführerverband Cesare Cesa Bianchi hat nun einen interessanten Artikel über dieses Event veröffentlicht. Dabei hat er Aspekte angesprochen, die es verdienen näher betrachtet zu werden:

Nach einem Dank an die Bergführer (alle Vollprofis, also UIAGM, staatlich geprüft) der Show, kam er auf den wesentlichen Punkt für das Bergführerwesen:


Durch die auf Massentauglichkeit zugeschneiderte Show wurde einem breiten Publikum das wesentliche Betätigungsfeld eines Bergführers vor Augen geführt.


Man kann über so eine Show denken wie man will - es ist und bleibt eben nur eine Show, sagte Cesa Bianchi. Er möchte aber hervorheben, dass die Bergführer mit ihrer Professionalität gezeigt haben, was es bedeutet, eine Person in den Bergen zu begleiten.
Es war eine starke Botschaft an eine breite Öffentlichkeit - die vielleicht zum ersten Male überhaupt - damit konfrontiert wurde, was ein Bergführer überhaupt ist, was  sein Job ist, und was ihn antreibt eine so schwierige und gefährliche Arbeit zu machen.
Klar sei der Bereich der Bergführerarbeit, der in der Serie gezeigt wurde, nur ein kleiner Teil davon, der zudem fernsehtauglich verändert wurde.


Und doch ist schon dieser kleine Ausschnitt wichtig um zu verstehen, dass in die Berge zu gehen keine Aktivität ist, wo man autodidakt herumprobieren sollte. Sondern man solle doch die Kompetenz und Erfahrung eines Profi Bergführers in Anspruch nehmen. 

Dabei denke er  nicht an jene Menschen, die schon Bergsteiger sind, also die Berge und ihre Gefahren bereits kennen, setzte der Präsident der italienischen Bergführer fort. Er denke an diejenigen, die Berge bis jetzt nur von unten betrachtet haben, vielleicht schon einmal Wandern waren.  Für diese Menschen hat die Sendung ein Tor geöffnet, sie auf etwas neugierig gemacht, dass sie fasziniert und dem sie sich nun vielleicht annähern wollen.

Für die italienischen Bergführer hat diese Show eine Gelegenheit geboten, tausende Personen anzusprechen, das sollte nicht unterschätzt werden, wenn auch natürlich Kompromisse gemacht werden mussten. 
Er sei einverstanden mit dem was der Präsident des CAI, Umberto Martini sagte, - schließt Cesar Biancchi ab -  die Reality Show sei eben ein "Fernseh Spektakel" und keine Dokumentation.

Weiters erwähnte er noch, es wäre überhaupt falsch eine absolute Wahrheit bezüglich des Alpinismus und der hohen Berge zu suchen.  Es handle sich eben hier um eine Reality Show ohne alpinistische Ansprüche. 
 
Simone Moro war der technische Berater und Komentator der Show

Bei aller Kritik an diesem riesigen Fernsehspektakel muß ich Cesare Cesa Bianchi recht geben. Wir Bergsteiger neigen dazu, davon aus zu gehen, dass jeder Mensch einen ähnlichen Einblick in die Welt der Berge hat, wie wir selber. Man muß aber anerkennen, dass es viele Menschen gibt, die zwar fasziniert vom Bergsteigen sind, aber eben über keinerlei Fachwissen über das Wie und Wo verfügen. Für solche Menschen bietet eine Fernsehsendung natürlich eine willkommene Plattform und auch Information. - Wenn auch mit der immensen Gefahr einer "Halbinformation" bzw. von gar falschen Eindrücken. In weiterer Folge führt dieser Gedanke dazu, ob eine "Ahnung" von etwas bzw. über das Wie und Wo besser sei, als überhaupt keine Information oder Wissen.



nur der UIAGM bzw. IVBV Bergführer ist "richtiger" Bergführer, achtet auf das Zeichen!
Ein gutes Beispiel ist dazu folgender Sachverhalt:
Nicht einmal in Österreich kennen weite Teile der Bevölkerung den Unterschied zwischen UIAGM, staatlich geprüften Berg- und Schiführer, also Profi,  und einem vereinsinternen "staatl. geprüften Guide oder Instruktor", also Freizeitführer. In diesem Sinne wäre es doch sicher eine gute Sache für alle Beteiligten, wenn die Bevölkerung wenigstens erfahren würde, was ein Bergführer überhaupt macht und wie seine Arbeit in Wirklichkeit genau ausschaut.

Die sozusagen "erzieherische" Message, die diese Reality Show somit bei einer breiten Masse erreicht hat, versuchen wir Bergführer in mühevoller Kleinarbeit seit jeher den Leuten näher zu bringen. Es ist aber doch viel wirksamer, wenn ein Superstar Fussball-Spieler à la Gianluca Zambrotta über den nationalen TV Kanal diese Message verbreitet. In diesem Sinne wäre eine solche Reality vielleicht auch in Österreich keine so schlechte Sache: für uns Bergführer, aber auch für die grosse Masse an angehenden Bergsteigern, die so sicher und gut ausgebildet ihrem neuen Hobby nachgehen können. Und wer möchte nicht weniger Bergunfälle, dafür aber mehr verantwortungsbewusste Bergsteiger, die  sicher und mit Freude in den Bergen unterwegs sind?

Mittwoch, 9. Dezember 2015

Alpin Journal: Gründer von The North Face bei Kajak Unfall in Pat...

Alpin Journal: Gründer von The North Face bei Kajak Unfall in Pat...: Douglas Tompkin, der legendäre Gründer von The North Face, ist bei einem tragischen Seekajak Unfall in Patagonien tödlich verunglückt. de...

Gründer von The North Face bei Kajak Unfall in Patagonien umgekommen

Douglas Tompkin, der legendäre Gründer von The North Face, ist bei einem tragischen Seekajak Unfall in Patagonien tödlich verunglückt.
der Fitz Roy, im Bereich des linken Pfeiler führt die Kalifornier Route

Bei einem Kajaktrip am General Carrera Lake,  einem der bekannten patagonischen Seen, wurde die Gruppe um den legendären Milliardär Douglas Tompkin von einem infernalischen typisch patagonischen Sturm überrascht. Orkanartige Sturmböen warfen die Kajaks in meterhohen Wellen um, und es gelang nur einem Teil der Gruppe sich schwimmend an Land zu retten. Der 72 Jahre alte Tompkin konnte schwer unterkühlt geborgen werden, erlag aber später im Krankenhaus seiner schweren Unterkühlung.

Steve Jobs und Bill Gates, im Computerbereich, ein Issac Newton oder Carl Friedrich Gauss in der Mathematik, ein Henry Ford oder Ferry Porsche in der Industrie, ein Reinhold Messner oder Walter Bonatti beim Bergsteigen, oder eben Yvon Chuinard und Douglas Tompkin - diese herausragenden Personen verbindet die Tatsache, wirklichen Einfluss auf unsere Lebensumstände in ihrem speziellen Wirkungskreis gehabt zu haben, oder noch zu haben.

Nun vordergründig erscheint es kühn, einen Douglas Tompkin mit - etwa Steve Jobs - in einem Atemzug zu nennen. Zumindest eines haben diese Personen jedoch gemeinsam. Ihnen ist es gelungen, mit ihren Ideen und Firmen in einer Generation, in einer globalen Welt weltweit zu einem Begriff zu werden.

Douglas Tompkin gründete 1966 in San  Franzisko die Firma The North Face. Zu Beginn konzentrierte man sich auf Outdoor Bekleidung, wirklich revolutionär für das Bergsteigen bzw. für Expeditionen war jedoch die Entwicklung von selbsttragenden, domförmigen Zelten. Durch die halbkugelige Form und gebogenem Gestänge sind diese Zelte enorm sturmfest. Heute hat sich diese Form bei nahezu allen Marken im Outdoorbereich durchgesetzt.

links Tompkin, daneben Chuinard

Gemeinsam mit dem nicht minder legendären Gründer der Firma Patagonia Yvon Chuinard,
Dick Dorworth  und Chris Jones sowie Lito Tejada-Flores fuhr Douglas Tompkin 1968 in einem alten Ford Bus von Kalifornien nach Patagonien. Die "Kalifornier Route" am Fitz Roy war das Ergebnis dieses mehrmonatigen "Ausflugs". Gleichzeitig handelt es sich um die erst 3. Besteigung des patagonsichen Riesen.

Douglas Tompkin und Yvon Chiunard verbindet die Tatsache, dass beide ihren Sport und ihre Leidenschaft bis ins relativ hohe Alter aktiv ausüb(t)en und so aktiven Einfluss in ihren Firmen auf Entwicklungen hatten.

Relativ bald verkaufte Tompkin die Firma The North Face. (1968) Heute ist The North Face im Besitz der VF Corporation (Aktiengesellschaft) Vanity Fair ist ein Konglomerat aus Firmen wie Eastpack, Wrangler, Jansport oder etwa Timberland und vielen mehr.

Douglas Tompkin gründete mit dem Startkapital aus dem Verkauf von The North Face gemeinsam mit seiner ersten Frau Susie Esprit, einen mittlerweile weltweiten Bekleidungskonzern.

Obwohl als internationaler Textilmagnat schwer beschäftigt, machte sich Tompkin mehrere Monate im Jahr frei, um "draußen sein" sein zu können, und dabei seinem Lebensstil "outdoor" frönen zu können. Immer mehr beschäftigte ihn der Naturschutz wobei ihn schließlich der Norweger Arne Naess, dem Begründer von "Deep Ecology" am meisten faszinierte. Kernstück dessen Hypotesen war, dass alles Leben gleichwertig sei, dass der Mensch also nur ein kleines Mosaiksteinchen im Universum darstellt und die Welt in ihrer Ursprünglichkeit  erhalten werden solle.

1989 kam es schließlich zur Scheidung von Susie und Tompkin verkaufte seine sämtlichen Anteile von Esprit. Später heiratete er Kristine McDivitt, die ihre Karriere bei Patagonia mit der Position des CEO gekrönt hatte. Mit Kristine zog er sich auf seine entlegene Farm in Patagonien zurück.
Gautcho in Patagonien

Mit den kolportierten mehreren hundert Millionen US$ aus dem Verkauf von Esprit kaufte Tompkin schließlich riesige Ländereien in Patagonien.  Dabei war er allerdings in illustrer Geselllschaft.

Auch George Soros oder etwa Sylvester Stallone haben Grundstücke am Südzipfel Südamerikas gekauft. Patagonien ist ein Land das paradiesisch zum Skigfahren, Klettern und Kajakfahren sowie zum Reiten geeignet ist.

Am Ende besaß er Ländereien, die vom Pazifik bis zur Atlantik Küste reichten und ihn zum größten privaten Landbesitzer der Welt werden ließen. 10 000 km2 betrug sein Besitz, den er  in nahezu militanter Weise gemäß seiner Einstellung zum Naturschutz in Naturparks verwandelte. Er machte sich dadurch natürlich nicht nur Freunde, sondern in beiden Ländern, also Chile und Argentinien wurde er vom Linken und vom Rechten politischen Lager heftig kritisiert. Er wolle  nur für die USA Wasserreverven sichern, meinten die Einen, bis zu "Er behindere in einer ohnehin wirtschaftlich Schwachen Region wie Patagonien es sei, die Wirtschaft", reichten die Vorwürfe. Er legte sich mit der  Holzindustrie und Lachsfarmen an und kämpfte heftig gegen die große Transamerika Straße durch seinen Besitz.

Wenn die Staaten Chile und Argentienienn zusicherten aus den rückentwickelten Gebieten einen Nationalpark zu machen, so wollte er sein Land dafür aber wieder zur Verfügung stellen.

Mir persönlich imponiert der Lebenslauf von Douglas Tompkin sehr. Er hat sich nicht auf den Lorbeeren seiner Millionen ausgeruht, sondern versucht, mit seinem erworbenen Vermögen unserer Welt ein unglaubliches Stück Natur zu erhalten. Dabei hat er sich auch mit scheinbar  übermächtigen Gegnern angelegt und keinen Konflikt gescheut.

Mit Douglas  Tompkin hat uns eine große Persönlichkeit mit großen Verdiensten um den Umweltschutz, aber sicher auch in Patagonien lokal heftig umstrittene Persönlichkeit verlassen.








Dienstag, 1. Dezember 2015

Bergsteigen und Sponsoring - Geldverdienen als Profi Athlet



Als ich vor mittlerweile einigen Jahrzehnten begann, hauptberuflich während des ganzen Jahres als Bergführer zu leben, gab es nicht wenige Stimmen in der "Bergsteigergemeinde", die es für "ethisch nicht korrekt" hielten, mit Bergsteigen Geld zu verdienen. Nun gibt es bekanntlich verschiedenste Möglichkeiten vom Bergsteigen hauptberuflich zu leben. Neben der - mittlerweile völlig legitimierten Bergführerei - zum Beispiel die Produktion von Bergfilmen, oder eben als gesponserter Athlet.
Über den Wolken ist die Freiheit noch grenzenlos?
Welche Faktoren beeinflussen nun ein geplantes Sponsoring? Auf der einen Seite sicherlich die mediale Präsenz des Athleten und auf der anderen Seite seine "Performance", hier also die Leistung am Berg. Ein großes Problem für potentiell gesponserte Athleten stellt sicherlich das Fehlen eines Publikums dar. Wenn etwa ein Fussballspieler Woche für Woche zehntausende Zuschauer in einem Stadion begeistert und danach noch in den Fernsehnachrichten medial vorkommt, so hat ein potentieller Sponsor seine Gegenleistung.
Bergsteiger haben also kein "live Publikum" und kommen so gut wie nie in Fernsehnachrichten vor. Dies schränkt naturgemäß potentielles Sponsoring stark ein.

Daher gab es früher eine Notwendigkeit, dass Profi Bergsteiger über ihre "Heldentaten" nach Vollendung darüber berichten. Die Möglichkeiten dazu waren jedoch beschränkt: es gab Diavorträge vor Publikum, Berichte in Hochglanzmagazinen und eventuell Bücher, so der Athlet überhaupt in der Lage war, entsprechend zu Formulieren.
Grundsätzlich funktionierte das aber nur, wenn man den Berichten der Athleten auch trauen konnte, also wahrheitsgetreu berichtet wurde. In der Vergangenheit gab es da ja einige spektakuläre Fälle von "alpinem Münchhausentum".
ein Camp im Himalaja - wenig Platz, aber gutes Wetter

Die technische Weiterentwicklung und die negativen Erfahrungen mit "nicht ganz korrekten Berichten" führten schließlich dazu, dass sich das Dokumentieren der "Aktionen" im Zuge des Profi Bergsteigens weiterentwickelt hat. Zumindest wird heute eine natlose Erfassung der Touren in GPS tracks, die Produktion von Video sowie die Erstellung von Fotomaterial standardmäßig in professioneller Qualität betrieben. Die beiden Ukrainer Fomin und Balabanov haben zum Beispiel ihre Tour am Talung (7349m) im östlichen Himalaja minutiös dokumentiert und auch ein genaues Topo der Tour veröffentlicht. Andere Athleten berichten zum Teil zumindest bereits live aus den Bergen. Kenton Cool aus England zum Beispiel hat den ersten live Bericht mittels eines Samsung Handys vom Gipfel des Mt. Everest übermittelt.

Soweit zur Seite der Berichterstattung der Profi Athleten. Diese ist also in letzter Zeit zunehmend eher leichter geworden. Eindeutig ist hier der Trend hin zu bewegten Bildern und life Berichten im Internet.
Wie schaut es nun auf der Seite des "Produkts", also mit der Leistung der Athleten aus?
Da wird die Luft naturgemäß immer dünner. Die Profi Kletterer haben das Problem, dass sich der "gwöhnliche Kletterer" bzw. der potentielle Konsument eines Berichtes oft absolut nicht mehr vorstellen kann, was nun wirklich der Unterschied zwischen einer Kletterroute von 7c, 8a oder 9a sein soll. Ich denke, dass es unmöglich ist, das in einem Bericht "rüber" zu bekommen. Wenn ich mir Bilder eines Kletterers in einer entsprechenden Route anschaue, so sehe ich immer nur einen Menschen, der in akrobatischen Verrenkungen und schönem "geilem" Outfit an irgendeinem Überhang hängt.
Sturm im Himalaja

Beim Bergsteigen haben die Athleten dann andere Probleme. So sind die Ziele natürlich nicht immer erreichbar. Will er aber im kommenden Jahr Besucher in seinen Vorträgen haben, bzw. Sponsorgelder lukrieren, so entsteht da ein enormer Existenzdruck. Interessant zum Beispiel die Ziele eines Uelli Steck in 2015. Im Sommer das gut gelungene Projekt auf allen 4000 ern der Alpen zu steigen. Im Herbst ist ihm dann das Projekt Nuptse gescheitert, worauf der kurzerhand eine Speed Rekord in der Eiger Nordwand hingelegt hat. Sein Manager reibt sich sicherlich die Hände, Plan B hat offenbar funktioniert.
Anders hingegen die Huber Buam. Ihr Bericht (Kurzfilm) auf bergsteigen.com über die Latok Expedition im Karakorum hatte eher peinliche Kommentare, denn Begeisterungsstürme produziert. Offenbar fehlte es an einer systematischen Jahresplanung oder einem Plan B. Ich hab jedenfalls nichts entsprechendes in den alpinen Medien wahrnehmen können.

Um nachhaltig von der Vermarktung seiner spektakulären Ziele leben zu können, muss ein Athlet also in regelmäßigen Abständen ensprechende Ziele auch verwirklichen u n d dokumentieren können. Das hat zur Folge, dass er sich selber auch regelmäßig "übertrumpfen" muss, also in einer Spirale immer riskantere Unternehmen gefangen wird. Und damit steigt natürlich auch die "Gefahr des Scheiterns".

Darüber hinaus gibt es natürlich auch gewisse Grenzen. Wie oben schon angedeutet, kann das Publikum nur begrenzt mit immer neuen und höheren "Schwierigkeitsgraden" beeindruckt werden. Dazu kommt noch, dass neben der Gefahr natürlich auch - wie in jedem anderen Sport - auch Bergsteiger mit zunehmendem Alter mit den "neuen jungen Wilden" nicht mehr "mithalten" können, oder eben nicht mehr mithalten wollen, da sie entsprechend weniger "Risikotolerant" sind.

Ein altersbedingter "Ausstieg" aus der Spirale ist dann zwingend notwendig. Nur wie könnte der dann aussehen?