Montag, 3. August 2015

Reality TV in den Westalpen

Reality TV ist am Mt. Blanc angekommen

Der italienische Fernsehsender RAI hat in der Vorsaison des heurigen Sommers in Courmayeur auf der italienischen Seite des Mt. Blancs mit den Dreharbeiten für eine Reality TV Show am Mt. Blanc begonnen.
Dabei treten 7 Paare, also insgesamt 14 Promis, unter Anleitung italienischer Bergführer gegeneinander an. Mit dabei sind ehemalige Stars und solche die es gerne sein möchten. Das Rezept ist simpel, ähnlich den bereits sattsam bekannten, niveaulosen Shows in den deutschen privaten Sendern.
Hat die Freiheit in den Bergen schon ihr Ablaufdatum erreicht?

Gundsätzlich ist meine Meinung, dass jeder in den Bergen so glücklich werden soll, wie er es eben gerne möchte. Dazu ist die Freiheit in den Bergen ja auch da. A b e r  jede Freiheit endet dort, wo man beginnt anderen Mitmenschen "auf die Zehen zu treten".
Nun haben wir am Mt. Blanc extreme Probleme mit Massentourismus und den Folgen der Klimaerwärmung. So hat man die Hütten am Normalweg mittlerweile sperren müssen, da der Steinschlag auf der Route von Westen durch das große Couloir einfach viel zu gefährlich geworden ist.

Eine Reality TV Fernsehshow ist bekanntermaßen ein Unterhaltungssendeformat für die breite Masse mit entsprechend niedrigem Niveau. Verlegt man nun den Ort der Handlung von einem Dschungelcamp auf einer Insel oder einem Container auf die höchsten Gipfel der Alpen, so hat dies selbstverständlich auch Folgen für die ohnehin schon geplagte Umwelt in einer äußerst sensiblen Region.
Mt Blanc, Menschenmassen und Folgen der Klimaerwärmung ergibt viele Unfälle?

Die Medienpräsenz der Mt. Blanc Region wird viel Wasser auf die Mühlen der Tourismuswerbung leiten. Das ist aber wiederum ein sehr zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite kommt diese Werbung der Bevölkerung in den Bergdörfern der alpinen Täler zu Gute. Viele Menschen in den alpinen Tälern leben direkt oder indirekt vom Tourismus. An vielen Orten - gerade in den Westalpen - sind aber die Grenzen des Massentourismus in den Bergen bereits erreicht. Gerade der Mt. Blanc, oder Monte Bianco, wie ihn die Italiener nennen, ist - neben dem Matterhorn - ein gutes/schlechtes Beispiel dafür. Auch am Dachstein wird ja auch an manchen Tagen im Hochsommer schon diese Grenze am Oberen Hallstättergletscher erreicht.

Im weiteren Sinne führt dann der Gedankengang zu Sinn oder Unsinn von Werbung fürs Bergsteigen. Wenn man über Werbung nachdenkt, so sind dabei zwei wichtige Punkte zu beachten. Auf der einen Seite die Zielgruppe, also wer wird angesprochen, und auf der anderen Seite das Produkt. Diese zwei Punkte müssen zusammenpassen um erfolgreich zu werben.

Wir haben nun auch beim Bergsteigen einen zunehmenden Trend, der mich da sehr, sehr nachdenklich stimmt. Grundsätzlich sind Bergsteiger eigentlich Menschen, die die Einfachheit der Natur lieben. Das schließt Menschenansammlungen und Großveranstaltungen, auf neudeutsch Events, eigentlich aus. Trotzdem ist der Trend zu den "Modebergen" ungebrochen. Jeder will, oder muss die großen Namen "gemacht" haben. Eine Chance sehe ich da nur im "sanften Tourismus", der individuell gesteuert, kleinräumig und sehr lokal agiert. Üblicherweise ist das eine Domäne der vielen Bergführer und Wanderführer in den kleinen Orten der alpinen Täler.

Auf der einen Seite steht also der Anspruch der "Zielgruppe" einsames Abenteuer im Hochgebirge zu erleben, auf der anderen Seite bewegt Werbung direkt oder indirekt immer mehr Massen in die Berge.

Wo wird diese Entwicklung enden? Werden am Ende die ganzen Alpen in einen Nationalpark umgewandelt und wird der Besucheransturm wie am Mt. Everest mit Gebühren, also Geld, geregelt? Fest steht, dass der Massenansturm auf viele Berge in den Alpen bald irgendwie geregelt werden muss.

Die Freiheit in den Bergen hat also schon ein Ablaufdatum aufgestempelt!