Mittwoch, 18. Februar 2015

Spuranlage - die Visitenkarte des Tourengehers

Spuranlage - die Visitenkarte des Tourengehers

Wenn man den ganzen Winter in seinem Beruf als staatl.geprüfter Berg- und Schiführer unterwegs ist, so wird man zwangsläufig immer wieder mit kuriosen und manchmal auch gefährlichen Situationen konfrontiert. Während der Touren hat man dann oftmals viel Zeit, über die erlebte Situation nach zu denken. Dabei überlege ich mir dann immer wieder, was in den Köpfen von so manchen Tourengehern vor geht, bzw. warum diese oder jene Situation so ist. Was könnten oder müßten wir in der Alpinen Ausbildung noch verbessern, damit wir die Sicherheit erhöhen?

Als Profi am Berg ist man ja eigentlich nichts Anderes, als eine Art "Sicherheits Wau Wau" und somit ständig bis ins tiefste Unterbewußtsein hinein hellhörig in Punkto Alpine Gefahren.

Manchmal trifft man am Ausgangspunkt einer Schitour andere Bergsteiger, begrüßt sie freundlich und fragt welches Ziel sie den hätten. Dabei ist es mir schon öfter passiert, dass ich zur Antwort bekam, wir wissen es nicht genau, wir gehen halt der Spur da nach. Solche Gruppen können doch überhaupt keine Tourenplanung gemacht haben, wenn sie nicht mal wissen, wie ihr Ziel heißt, oder? Man fragt sich dann unwillkürlich auch über die Risikotoleranz solcher Personen, und wundert sich nur, dass nich noch mehr passiert.

Spuranlage - ein wichtiger Baustein in der Schitourenausbildung

Viele Tourengeher gehen also scheinbar völlig kritiklos irgendeiner Spur nach, obwohl sie natürich nicht wissen können, wer diese gelegt hat. Oft ist es auch nicht erurierbar, von wann diese Spur stammt, bzw. bei welchen Verhältnissen diese gelegt wurde. 

Neulich war ich wieder einmal mit einer Gruppe am Gamsfeld, einer sogenannten "Modeschitour" bei uns in der Osterhorngruppe. Wir hatten es "gut erwischt", wie man so sagt. Da wir noch unter der Woche untewegs waren, gab es gerade genug Neuschnee für eine tolle Abfahrt und die Hänge waren noch nicht platt gefahren. Trotzdem - wie ja auf Modetouren häufig - war schon eine Aufstiegsspur angelegt.

Martin Edlinger in voller Fahrt!

Selbstverständlich kann jeder jederzeit eine eigene Spur anlegen. Trotzdem ist es scheinbar im Menschen drinnen, dass er zualllerst einer bereits vorhandenen Spur nachläuft. - Ist es nicht im "normalen, zivilen" Leben genauso? Der Herdentrieb ist im Menschen einfach stark ausgeprägt. Niemand, vor allem Bergsteiger, will das so. Jeder fühlt sich individuell verschieden. Aber alle zusammen sind trotzdem wieder "die Herde", und verhalten sich auch entsprechend. Übrigens, auch mir als Bergführer geht es am Berg manchmal so.

In unserem Fall bin ich der vorhandenen Spur natürlich gefolgt. Anfangs kein Problem, der Weg geht ja entlang einer Forststraße. Aber sobald wir in den Wald abbogen änderte sich die Situation. Die Spur wurde immer steiler und steiler. Wir begannen an manchen Stellen sogar mit den Fellen zu rutschen.  Es war an der Zeit eine eigene Spur zu wählen, was ich natürlich auch machte. Im Verlauf unserer Tour versuchte ich später an der einen oder anderen Stelle wieder in der flacher scheinenden Spur zu gehen, war aber bald wieder gezwungen, zum Großteil selber eine flachere Spur zu machen.

Natürlich ist es für mich kein Problem eine eigene Spur zu spuren, aber es fällt mir schon auf, dass generell beim Schitourengehen in den letzten Jahren, immer steilere Spuren gelegt werden, und dass man mittlerweile wirklich viele Tourengeher sieht, die diese extrem steilen Spuren in einem Affentempo hochhetzen.
Das wäre an und für sich auch kein Problem, wenn nicht dann mittendrin verzweifelte "Normalverbraucher" hoffnungslos in der zu steilen Spur herumrutschen, an den Spitzkehren oftmals umfallen, und schließlich irgenwo in der Tour eigentlich sinnlos "stranden" würden. Oder viel schlimmer, wenn sich die Sicherheitslage schlicht und einfach verändert hat. Man bei der momentanen Gefährdung, in diese Steillage eben nicht so hineingehen, oder fahren dürfte.

Praktisch nie, oder extrem selten, sieht man jemand zusätzlich zu offensichtlich zu steilen, oder gar falsch in den Steilhang hinein angelegten Spuren, eine eigene Spur zu machen. Warum eigentlich?

Einige Zeit später, das Wetter hatte sich mittlerweile auf die "frühlingshafte" Steite geschlagen, die Schneedecke aber noch nicht voll "gesetzt". Ich traute der ganzen Sache Punkto Lawinen also noch immer nicht so richtig.

Diesmal waren wir als kleine Gruppe am Dachstein unterwegs. Um zum Einstieg zu gelangen, muss man von der Dachsteinwarte, also von Osten kommend, einen zunehmend steiler werdenden Gletscherhang hinaufgehen. Im Zentrum hat der Hang über 30 Grad und - ich glaub es ist rund ein oder zwei Jahre her, dass ein riesiges Schneebrett genau dort abgegangen ist. Verschüttet wurde damals zum Glück niemand.

Als wir den Hang erreichten, sah ich eine "schöne", gleichmäßig steile Spur mitten ins steilste Zentrum des Hanges hinein gehen. Mitten in der steilsten Passage wurden dann noch die Spitzkehren angelegt. Und mitten in der "Extremspur" purzelten einige Bergsteiger munter herum.


Wir gingen in einer einzigen großzügig angelegten, flachen Schleife Richtung Niederen Dachstein unter dem Steilhang durch und kamen mit einer 4-takter Kehre und einer Spitzkehre zum Einstieg des Dachsteins. Den Gipfel erreichten wir dann entlang des Klettersteiges natürlich ohne Schi. Nach einer wunderbaren Gipfelrast, kamen wir wieder zu unserem Schi Depot.

Traumtag am Gipfel des Dachsteins

Ich traute meinen Augen nicht. Munter gingen da Schitourengeher weiterhin hartnäckig die steile Spur mitten in den Steilhang hinein direkt zum Einstieg. Meiner bequemen u n d viel sichereren Spur folgte aber niemand. Offensichtlich hatte sich kein einziger der Tourengeher offenen Auges ins Gelände begeben. Und offensichtlich wurde bzw. wird, häufig kritiklos ohne Überlegung der direkten Spur nachgelaufen. Wieso ist das so? Wird ganz allgemein der Spuranlage in der Ausbildung zu wenig Wert beigemessen? Oder sind viele Tourengeher "Konsumenten" eines allzu kurzen und billigen "Schnellsieder Theorie Werbekurses"?  (Was nix kost, ist üblicherweise auch nix wert!) Oder haben viele überhaupt keine Ausbildung und kommen rein vom "Pistengehen" halt ab und zu ins Gelände?

Übrigens: bei den Schitouren Rennserien von ASKIMO.at bzw. bei den Weltcuprennen wird die Spur sehr f l a c h angelegt. Die Athleten sind in der flachen Spur viel schneller, mit wesentlich höherer Trittfrequenz unterwegs. An einer zu steilen Spur wäre die Belastung viel zu intensiv und die Athleten daher nicht nur viel langsamer, sondern auch viel zu schnell "blau". Bei vergleichen sind die "richtigen" Rennläufer also in einer flachen Spur deutlich schneller unterwegs und können ihr gewähltes Tempo auch wesentlich länger halten! Also ist es eigentlich auch vom "Trainingsgedanken" her ein völliger Unsinn, extrem steile Spuren, in  noch dazu extrem gefährliches Steilgelände zu legen.

ausgezeichnete Seite zum Thema Schitouren Rennen: www.askimo.at









Donnerstag, 12. Februar 2015

Alpin Journal: Das Dogma der Lawinenwarnstufe

Alpin Journal: Das Dogma der Lawinenwarnstufe:  Das Dogma der Lawinenwarnstufe "Der Blick aufs Smartphone, sprich den Lawinenlagebericht, ersetzt den Blick ins Gelände", hab i...

Das Dogma der Lawinenwarnstufe

 Das Dogma der Lawinenwarnstufe

"Der Blick aufs Smartphone, sprich den Lawinenlagebericht, ersetzt den Blick ins Gelände", hab ich in meinem Blog Bericht über das "Lawinenwochenende" 2. Februar geschrieben. Was habe ich damit gemeint? Um diese Frage genauer zu beantworten, hab ich mich entschlossen, heute etwas genauer auf diese komplizierte Materie einzugehen.

Traumschitour in der Dachsteinregion, Blick auf den Gosaukamm

Sehr häufig wird der Lawinenlagebericht als absolute, oberste, nicht antastbare Wahrheit, also quasi als Dogma begriffen. Dem ist selbstverständlich nicht so. Wie beim Wetterbericht, ersetzt auch der LLB nicht das eigene Beobachten und Mitdenken in der Natur.


Der Lawinenlagebericht ist ein unverzichtbarer Baustein für eine seriöse Tourenplanung. Aber ebenso wie beim Wetterbericht handelt es sich dabei um eine Prognose, also Vorschau. Wie wird es grundsätzlich in naher Zukunft (nächster Tag) und großräumig (grobmaschiges Netz einer Region) vermutlich mit der Lawinengefahr ausschauen. Ebenso wie der Wetterbericht nicht immer stimmt, kommt es also auch beim Lawinenlagebericht zu Fehlern. Besonders treten diese Fehler im Überschneidungsbereich, z. B. Bundesländergrenzen zu Tage. Wir im Dachsteinmassiv haben zu bestimmten Zeiten zwischen dem steirischen, Salzburger und dem oberösterreichschen LLB schon mal bis zu zwei Stufen Unterschied für eine ähnlich Region im selben Zeitraum festgestellt.

Im Alpenraum liegt die Trefferquote des Lageberichts bei etwa 75 %. Soll heissen, dass rund jede vierte Prognose falsch ist. Ich möchte mit dieser Aussage keineswegs den Lawinenlagebericht kritisieren, im Gegenteil, ich möchte ihn nur in das richtige Licht stellen. Übrigens für jene unter euch, die international unterwegs sind: In vielen Regionen der Welt (z. B. Skandinavien) gibt es kaum, oder gar keinen LLB!

Nun möchte ich die einzelnen Stufen etwas beleuchten. Stufe 1 ist eigentlich kaum relevant, da es sich dabei allgemein um eher sichere Verhältnisse handelt, es passieren kaum Unfälle mit Personenschaden.  Stufe 4 - und selbstverständlich 5 - liegen am anderen Ende der Skala. Für den durchschnittlichen Normalverbraucher ist klar, da hab ich im Gelände nix zu suchen, zu komplex und zu gefährlich ist die Situation.

Bleiben die Stufe 2 und die Stufe 3 als wirklich relevant für den Tourengeher übrig. Bei der Stufe 2  (  = mässige Lawinengefahr), das ist rund 47 % der Zeit,  passieren aber immerhin ca. 18 % aller Lawinenunfälle. Es ist also keineswegs so, dass es sich dabei um relativ sichere Verhältnisse handelt, wie leider fälschlicherweise bei einem nur kurzen, schnellen Blick auf den LLB vermutet wird. 

Die für den Freizeitsportler problematischste Stufe ist aber der "Dreier". Diese Stufe                           ( = erhebliche Lawinengefahr) herrscht leider Gottes immer noch zu ca. 37 % der gesamten Schitourensaison. Da das Gefahrenpotential eine exponentielle Funktion ist, passieren bei dieser Stufe aber ca. 63 % der Unfälle. Anmerkung: es handelt sich bei dieser Statistik immer um Unfälle mit Personenschaden. Man muss also bei LLWSt 3 (erheblich) wirklich bereits sehr sorgfältig planen, und es ist enorm wichtig, immer mit offenen Augen und bewusster Wahrnehmung im Gelände unterwegs sein.

Warum wird dem LLB ein so großer Stellenwert gegeben?

Ich bin  mir sicher, dass der weit überwiegende Teil der Schitourngeher sehr verantwortungsvoll und oft auch gut ausgebildet unterwegs ist. Ein Problem könnte z. B. im System "Lawinenbeurteilung" wie es heute allgemein gelehrt wird, liegen. Bei nahezu allen wird der LLB als Grundlage, also als "Input" verwendet. Ob das jetzt die Methode "Stop or Go", oder die Strategie der "Snow Card" usw. ist, immer wird mit der "dogmatischen Zahl des LLB" agiert. Kaum wird bedacht, dass in einem aus vier Fällen dieser Ausgangswert gar nicht stimmt.

Durch das Erheben der strategischen Methoden zur Beurteilung der Lawinengefahr zu einem "Dogma", hat man gleichzeitig für den Endanwender den Lawinenlagebericht zu einem Dogma erhoben. Ich halte es aber für unglaublich wichtig, mit dem Lehren dieser strategischen Schätzmethoden auch ihre Grenzen aufzuzeigen!!

kleiner Blocktest bei einem Schitourenkurs  im Gelände


Aufgrund der aktuellen Ereignisse, sprich der großen Häufung an Unfällen, denken, laut einem Bericht im ORF Tirol, die Verantwortlichen des Tiroler LLB laut über eine Umbenennung der einzelnen Gefahrenstufen nach.

Als Grund dafür wird angegeben, dass die Bezeichnung "erhebliche Gefahr" nicht den wahren Zustand der Schneedecke im Gelände beschreibe. Offensichtlich gehen die Verantwortlichen davon aus, dass ein großer Teil der Nutzer nur auf die Zahl, bzw. die Bezeichnung der Warnstufe achtet, aber dann im Gelände zu wenig auf die Warnzeichen.

alt - neu
gering - gering
mäßig - mäßig
erheblich - gross
gross - sehr gross
sehr gross - extrem

Ich halte das für nicht zielführend. Denn wie oben erwähnt, denke ich nicht, dass die Ursache für die offensichtlich manchmal mangelnde Sorgfalt der Tourengeher im Gelände das "Wording" im LLB, sondern eher im System selbst begründet ist. Auch ist es naheliegend, dass an einem Gratisabend oder einem billigen Schnellsiederkurs, von einigen Stunden Dauer, so eine komplexe Materie wie Lawinenkunde u n d die Grenzen der Schätzmethoden gelehrt werden können. Dies kann man eben nur in einem serösen Kurs mit staatlich geprüften Berg- und Schiführer lernen. Und solch ein Kurs hat eben auch seinen Preis in Zeit und Geld. Wie intelligent ist es, bei einer Sicherheitsausbildung Zeit und auch Geld zu sparen?
Achtet auf die Marke!

Sonntag, 8. Februar 2015

Hilfe, schützt uns vor den Naturschützern!

Hilfe, schützt uns vor den Naturschützern

Es ist wieder soweit in Oberösterreich. Wild gewordene Naturschützer, bzw. treue Diener unserer EU Bürokraten in Brüssels Naturschutzabteilungen, wollen das x- te Naturschutzgebiet in Oberösterreich ausweisen. Im aktuellen Fall geht es um ein Stück der Steyr. Lebensgrundlage für eine Kajakschule und Naherholungsgebiet für die Bevölkerung aus dem großen Ballungsraum Linz/Wels/Traun. Ist es eigentlich richtig, dass laut einer EU Vorschrift ein gewisser % der Landesfläche als Naturschutzgebiet ausgewiesen werden muss? Oder handelt es sich dabei nur um ein Gerücht. - So ein Unsinn kann eigentlich nur ein Gerücht sein.


Walter Laserer bei Harmatan, im Kajak am Niger, Bild Martin Hartley

hier ein link zu einem Artikel aus den OÖ Nachrichten:

http://www.nachrichten.at/oberoesterreich/steyr/Sperrgebiet-fuer-Taucher-und-Kanuten;art68,1628649



Als ausgebildeter Förster und hauptberuflicher Berg- und Schiführer könnt ihr mir glauben, dass mir unsere Natur sicher ein anliegen ist.

Aber wenn man mit verfolgt, was sich in Sachen Naturschutz in unserem Bundesland abspielt, so muß man sich als denkender Mensch (im Gegensatz zu offenbar oft nicht denkenden Untertanten!) schön langsam fragen, was da los ist!

Was nützen die vielen (von) Natur geschützten Flächen eigentlich, wenn der Mensch sie dann nicht mehr betreten darf? Wozu soll das dann gut sein? Vielleicht darf dann noch ein Vogelzähler, sprich Naturschützer, das Gebiet betreten, aber Kanufahrer, Fischer oder sonstige Menschen dürfen sich in solcherart geschützter Natur nicht zum Zwecke der Erholung aufhalten.Ganz zu schweigen von quasi kalt enteigneten Grundbesitzern, die in so einem Gebiet auch überhaupt nichts mehr machen dürfen.

unterwegs am Niger, Bild Martin Hartley, London

Wie in vielen anderen Fachgebieten, habe ich irgendwie den Eindruck, dass "unsere Politiker" in Europa jeden Unsinn aus den Vereinigten Staaten von Amerika nachmachen.  - Wo die Amerikaner mittlerweile selbst schon lange wissen, welcher Unsinn das ist. Aktuelles Beislpiel ist der Nationalpark, bzw. Naturschutzwahn. Am Ende dieser Entwicklung steht dann - so befürchte ich allen ernstes - wie in Amerika, das Riesengeschäft mit den Nationalparks. Da darf dann nur noch der hinein, oder gar arbeiten, der eine Konzession von der Nationalpark Verwaltung ersteigert hat. Ihr habt richtig gelesen, nichteinmal verkauft werden solche Konzessionen, nein, man muss sie ersteigern. Im Yosemite Nationalpark darf nicht mal ein Taxi ohne ersteigerter Konzession hineinfahren, im Mt. Mc Kinley Nationalpark darf kein Bergführer arbeiten, ohne ersteigerter Konzession. "Normale Menschen" müssen selbstverständlich saftigen Eintritt bezahlen, denn der Nationalpark ist ein gewinnorientierter Konzern.
Und bei uns? Jaa, wir haben zum Beispiel schon den Nationalpark Gesäuse, den gibt es schon. Da müssen die Bergführer erst mal nur melden, wieviele Gäste sie mit auf Tour haben. Wozu? Ich nenne das Bedarfserhebung. Noch, betonte der Leiter der Nationalpark Gesäuse GesmbH, ist man nicht soweit, Konzessionen zu verkaufen oder versteigern, oder beim Nationalpark einen Bergführer anzustellen. Mit den naturkundlichen Führungen durch Nationalpark Ranger macht man aber schon Gewinne.

Es gab vor einigen Jahrzehnten einen Herrn mit Namen Darwin. Der hat eine gewisse Evolution nachgewiesen. Vielleicht sollten manche Naturschützer sich mal mit den Werken Darwins befassen. Dort geht es sinngemäß darum, dass sich unsere schöne Welt weiterentwickelt, und das schon seit Jahrmillionen. Früher gab es Saurier, später Mammuts und viele tausende andere Tierarten sind ausgestorben, oder haben sich weiterentwickelt. Bei so manchem Naturschützer hab ich den Eindruck, dass er die Evolution aufhalten will. Krampfhaftes schützen oder hegen und pflegen von Tierarten wird da vorgetäuscht, die sich in Wirklichkeit schon längst an den Menschen gewöhnt oder angepasst haben. Ansonsten wären sie ja schon längst ausgestorben oder hätten sich zumindest einsamere Gegenden als Lebensraum gesucht!

Gänsesäger, eine Entenart, die sich in Wirklichkeit schon längst an Menschen gewöhnt hat!

Auch habe ich den Eindruck, dass viele sogenannte Naturschützer, oft sehr fanatisch agieren. Meine persönliche Meinung ist, dass man allem was fanatisch vorgebracht wird, mit einer gesunden Skespis begegnen  sollte. Besonders wenn es sich dabei etwa um religiöse Themen oder eben politische Themen handelt bzw. eben dem fanatischen Naturschutz.


Stromproduktion ist so ein oft fanatisches Naturschutz - Thema. Wir alle benötigen Strom. Er muss also produziert werden. Viele Naturschützer sind mittlerweile gegen alles: gegen Atomkraft, gegen kalorische Kraftwerke, gegen Gaskraftwerke, ja sogar gegen Wasserkraftwerke, selbst wenn diese möglichst klein und umweltschonend geplant werden, mittlerweile sind unsere  Naturschützer ja sogar gegen Windkraftanlagen, also Windräder. Man kann also nicht mal mehr die sogenannte "Grüne Energie" ohne Proteste und Gegenaktionen produzieren. Na, da frag ich mich wirklich, woher dann der Strom kommen soll?
Wie ist das dann zum Beispiel mit den Elektroautos? Unsere Stromkonzerne pushen diese Entwicklung selbstverständlich. Aber wo kommt dann der Strom für die Autos her? Habt ihr euch schon mal überlegt, welche Mengen an Strom produziert werden müssen, wenn plötzlich alle Autos mit Strom fahren würden?

Ich stehe also solcherart fanatischem Naturschutz und ganz besonders den Wildwuchs an diversen Naturschutzgebieten extrem skeptisch gegenüber. Dabei möchte ich aber nicht unerwähnt lassen, dass mir selbstverständlich bewusst ist, dass ich als hauptberuflicher Berg- und Schiführer natürlich auch von einer intakten Natur lebe. Ich bin also f ü r den Naturschutz, aber mit Maß und Ziel. Soll heißen mit Augenmaß. Als mündiger Mensch sollte man sich bei jedem größeren geplanten Eingriff informieren und objektiv eine Meinung bilden.

hier der link zur Kajakschule an der Steyr, denen wird sprichwörlich das "Wasser abgegraben"!

https://www.facebook.com/pages/Kajak-Pyhrn-Kajakschule-Verleih/182209615163634?fref=nf

Mittwoch, 4. Februar 2015

Alpinhistorische Sensation in Patagonien


Rolando Garibotti, dem unumstrittenen Hausmeister des Gebietes um Cerro Torre und Fitz Roy,
gelang eine alpinhistorische Sensation!

Cerro Torre, Torre Egger, Torre Standhard und die Bifida von li nach re, Bild Walter Laserer

Man schrieb das Jahr 1959, als der Italiener Cesare Maestri gemeinsam mit dem aus Lienz stammenden Toni Egger den Cerro Torre als erster bestiegen haben will. Sechs lange Tage waren die beiden bei sich immer mehr verschlechterndem Wetter unterwegs. Schließlich begrub eine Eislawine Toni Egger am Fuße des Cerro Torre. Sein Körper wurde 15 Jahre später von einer englisch - amerikanischen Seilschaft (Mick Coffey, Ben Campbell, Brian Wyvill, John Bragg, Jim Donini) gefunden. Der Fund geschah dann also im  Jahr, 1974, als auf der Westseite Ferrari und Ragni mit Gefährten die Westwand und damit die erste dokumentierte Besteigung des Cerro Torre vollführten. Verschollen blieb allerdings bis heute die Fotokamera.

Cesare Maestri war mehr tot als lebendig, als er von seinem Kameraden Cesarino Fava am Gletscher gefunden wurde. Bis heute sind die Umstände des Unfalls von Toni Egger ungeklärt. Die Frage, ob die beiden letztendlich den Gipfel erreicht hätten, ist bis heute eigentlich offen.

Interessant ist, dass die Debatte über "Gipfel oder nicht Gipfel" fallweise, vor allem in Italien, extrem emotional geführt wurde und wird. Rein den Fakten nach gibt es heute in dem Bereich, in dem Maestri mit Egger auf dem Gipfel geklettert sein will, einige moderne extreme Routen. Kein Kletterer hat je oberhalb des ominösen dreieckigen Schneefeldes in der Ostwand igendwelche Spuren von 1959 entdeckt. Man fand Jahre später ein Depot mit Seilen, alten Haken und Karabinern, jedoch unweit des "dreieckigen Schneefeldes" in rund einem Drittel Wandhöhe.

Was hat nun Rolando Garibotti im Jänner 2015 gefunden? In detektivischer Manier ist es ihm gelungen, ein Foto, das Cesare Maestri in seinem Buch veröffenticht hatte, nach zu stellen. Man stelle sich das nur vor: ein Foto auf dem man einen Kletterer sieht, aber keinerlei Hintergrund, kein Gipfel oder Gletscher, einfach nur kombiniertes Felsgelände und einen relativ kleinen Kletterer drauf.

Maestris Buch: "Arrampicare e il mio mestiere", Mailand 1961, Archiv Garibotti


Wie gut, wie perfekt muss der Mann "seinen" Torre und die umliegenden Berge kennen, damit ihm so etwas gelingt? Der Beweis ist eindeutig, das Foto, welches Maestri von Egger gemacht hat, ist auf der Westseite der Torregruppe entstanden, also an einer völlig anderern Stelle, auf der anderen Seite der Berggruppe. Der Korrektheit halber möchte ich noch anmerken, dass Rolando bei seinen Recherchen nicht alleine war. Zwei Jahre früher hat er gemeinsam mit Ermanno Salvaterra in Maestres 1961 erschienen Buch, Arrampicare e il Mio Mestiere (Milano, Garzati, 1961),  ein Foto Toni Eggers entdeckt.

Salvaterra und Garibotti haben beide viele Routen im Gebiet des Cerro Torre erstbegangen und kennen daher das Gebiet tatsächlich wie ihre Westentasche. Ihnen war klar, dass das Bild Maestris nicht am Cerro Torre entstanden sein konnte. Die Frage war nur noch, wo war es dann entstanden?
Ein Jahr später motivierte Kelly Cordes  Garibotti die Angelegenheit doch intensiver weiter zu verfolgen. Mit Hilfe von Dörte Pietron, und nach der Durchsicht hunderter Fotos, gelang es schließlich, das Rätsel zu entschlüsseln.

Anmerkung: Rolando Garibotti hat gemeinsam mit Dörte Pietron einen fantastischen Kletterführer über das Gebiet des Cerro Torre und Fitz Roy verfasst, - mit traumhaften Bildern. "Patagonia vertical", im Sidarta Verlag erschienen.



li. Original von Maestri, rechts nachgestellt von Garibotti


der Beweis von Rolando Garibotti

An der Westseite des Cerro Torre war bereits 1958 Walter Bonatti mit Carlo Mauri unterwegs, auch sie wollten damals den Torre als Erste besteigen, blieben aber erfolglos. Von dieser Expedition wusste Cesare Maestri zweifellos. Vermutlich war ihm auch bekannt, dass die "schwächste Stelle" des Torre an seiner Westseite lag.

die Westseite des Col Standhardt, mit der von Egger/Maestri vermutlichen Route, bzw. Fotostandort

Was genau hat nun Rolandi Garibotti bewiesen:

1. das Foto im Buch Maestris entstand nicht am Cerro Torre, wie Maestri fälschlich behauptet  hatte.
    Maestri hat also nachweislich gelogen.

2. Maestri und Egger waren also auf der Westseite der Torregruppe. Offensichtlich haben sie die   Westseite des Berges versucht, warum sonst wären sie auf die andere Seite gequert? Niemand war vor ihnen an der Stelle in der Nähe des Col Standhardt, das Foto muss also von den Egger/Maestri gemacht worden sein.

3. da in den Tagebüchern und im Expeditionsverlauf keinerlei Tage sonst für eine Erkundung oder dergleichen vorgesehen waren, oder darüber berichtet wurde, waren sie offensichtlich während der "6-Tage Besteigung" auf der Westseite der Berggruppe. Während aber Maestri erklärte, sie wären an der Ost und Nordseite des Cerro Torres gewesen!

4. Offensichtlich wurde die Kamera nicht verloren, wie Maestri erklärte. Oder zumindest ein belichteter Film muss in Maestris Besitz sein.


1957 gelang Toni Egger gemeinsam mit Siegfried Jungmeir die Erstbesteigung eines wilden Berges in Peru. Jirishanka bedeutet übersetzt Kollibrischnabel, und genauso spitz und unnahbar schaut der Berg auch aus. Irgendwie hat die Ostseite des Jirishanka ein Ähnlichkeit mit der Westeite des Torres, die Schwierigkeiten sind jedenfalls ähnlich gelagert. Vorwiegend mixed Kletterei und etreme Eisformationen.

der Jirishanka von Westen 6064m, Peru

Ich habe selbst am Jirishanka (6 064 m) in der Cordillera Huyuash in Peru eine Erstbegehung gemacht. (Route Fly away, 1989 mit Heli Steinmassl, auch die Erstbefliegung mit Gleitschirm.)

Cerro Torre, Bild Walter Laserer
Gleitschirmstart aus über 6000 m Höhe, zwischen Süd und Nordgipfel des Jirishankas, über die Westwand, Bild: Steinmassl

Toni Egger hat den Jirishanka in Peru, vor der Expedition zum Cerro Torre, erstbegangen. Dies war sicher die herausragendste Leistung von Toni Egger. Die Westwand des Cerro Torre ist in ihrer Struktur dem Jirishanka sehr ähnlich und mit Sicherheit die "leichtere" Seite des Berges. Es ist also nahe liegend, dass Toni Egger  Maestri gedrängt hat, diese Seite zu versuchen, wie Rolando Garibotti mir in einem Email berichtete.

Aber warum hat Maestri gelogen?



Eine (meine) Theorie ist, dass er möglicherweise ein Absprache mit Sponsoren oder Alpen Club in Argentinien hatte. 1958 waren zwei italienische Teams am Torre und es ist im Vorfeld zu wilden Streitereien gekommen. Walter Bonatti und Carlo Mauri waren auf der Westseite der Torres unterwegs, Maestri mit den Detassis Brüdern an der Ostseite. Beide Teams wurden in Argentinien offiziell unterstützt. Es könnte doch eine Abmachung gegeben haben, dass die einen auf der Westseite bleiben und die andern an der Ostseite. Ein Jahr später, Bonatti war entgegen seinen Beteuerungen doch nicht mehr zum Torre gefahren, hat womöglich Toni Egger Cesare Maestri dazu bewogen, über den Col Standhardt auf die West Seite des Torres zu gelangen um die  – von den Schwierigkeiten her dem Jirishanka (von Egger vorher erstbegangen) ähnliche Westwand des Torres zu versuchen. Entgegen der offiziellen Abmachungen in Argentinien. Dann wäre Maestri gezwungen gewesen über die gewählte Route zu lügen……wie gesagt eine mögliche Theorie.
 


Die gesamte alpinhistorisch interessierte Szene wartet nun gespannt auf eine Reaktion von Cesare Maestri. Ist es nicht Zeit, endlich die Wahrheit zu erzählen? Zumal die Schwester von Toni Egger hoch betagt etwas ausserhalb von Lienz lebt, zumindest die Angehörigen sollten die Wahrheit über Tonis letzte Bergtour erfahren.

Was meint ihr zu dieser Geschichte?

hier noch der link zu Pataclimb, der perfekten Webseite zu allen Infos in Patagonien von Rolando Garibotti:
http://www.pataclimb.com/knowledge/puzzle.html

Ein excellentes Buch, super recherchiert über die Geschichte des Cerro Torres:


“Der unmögliche Berg” from Peter Meier-Hüsing im Piper Verlag 2007.

 








Montag, 2. Februar 2015

Alpin Journal: Laaaawine!....eines der aktivsten Wochenenden seit...

Alpin Journal: Laaaawine!....eines der aktivsten Wochenenden seit...: Laaaawine!....eines der aktivsten Wochenenden seit Jahren Was ist los in der Schneedecke, was ist los mit den Schitourengehern? Wie...

Laaaawine!....eines der aktivsten Wochenenden seit Jahren

Laaaawine!....eines der aktivsten Wochenenden seit Jahren



Was ist los in der Schneedecke, was ist los mit den Schitourengehern? Wieso ist soo viel passiert?
Acht Lawinentote an fünf Ereignissen an einem Tag in der Schweiz, auch in Österreich massenhaft Lawinenereignisse, der Großteil zum Glück glimpflich. Aber doch bereits 16 Tote im ersten Montat des Winters!

Nach einem Winter fast ohne Schnee, einem Herbst und Weihnachtszeit bis Mitte Jänner praktisch kein Schnee, und dann öffnet der Himmel seine Schleusen und feinstes Pulver fällt scheinbar ohne Ende. Heikler Schneedeckenaufbau, verbunden mit ergiebigem Schneefall und starkem Wind, und dann der erste schöne Tag an einem Wochenende: das ist der Stoff aus dem Lawinenunfälle sind. 

Jeder der sich die Statistiken über Lawinenunfälle aufmerksam zu Gemüte geführt hat, wusste es im vorhinein - das wird ein heisses Wochenende. 

Es geht jetzt nicht um irgendwelche "Besserwissereien" oder gar Schuldzuweisungen, es geht einzig und allein darum, aus der vergangenen Situtation zu lernen. 



Mir fällt auf, dass heutzutage im Hochwinter Abfahrten im Powder gefahren werden, die noch vor einigen Jahren als absolute Frühjahrsabfahrten galten. Vielleicht hat der Trend zu "Go Pro" und "wahnsinns Filmchen" im Internet die Situation verändert? Vielleicht hat der generelle "Freeride Trend" mit breiten Schiern, ABS Lufballon, Avalung, Rücken- und sonstigen Protektoren und selbsverständlich dem coolsten Helm zwischen da und Texas zu diesem Trend beigetragen? Mit Rucksack, Pieps, Schaufel und Sonde zur gesamten Sicherheitsausrüstung dazu kann doch gar nix mehr passieren?

Verführerisch auch der Lawinenwarndienst. Die Verantwortung wird mit der Warnstufe abgegeben. Ein Blick aufs Smartphone, sprich den Taschencomputer, zählt mehr als ein Blick ins Gelände. Ein Schnellsiederkurs von Freizeitvereinen suggeriert Wissen und Erfahrung, erworben an einem kostenlosen Gratisabend......

Ist es so einfach? Sind die Leute wirklich leichtsinniger, in dem Sinne dümmer als früher? Oder ist es eine ganz normale Situation? Der Trend in der Lawinenforschung zeigt, dass es bestimmte Muster für gefährliche Unfallhäufungs-Zeitpunkte gibt. Wie oben erwähnt, kann man sagen, dass schlechter Unterbau (entsteht generell in schneearmen Situationen) und ergiebiger Schneefall noch dazu mit viel Wind eine gefährliche Mischung ergeben. Wenn das dann noch am ersten schönen Tag ein Wochenende ist, dann geht´s eben rund.
Um die Unfallzahlen seriös bewerten zu können, muss man sie aber in Relation setzen. Zum einen in Relation zu den viel mehr Schitourengehern und Variantenfahrern die heute unterwegs sind, und zum anderen zu wirklich vergleichbaren Zahlen. In Österreich gibt es seit Jahren in schneereichen Wintern, also eher sichereren Situationen, durchschnittlich 11 und in schneearmen, also gefährlicheren Situationen, ca. 25 Lawinentote pro Winter. Die meisten Unfälle ereignen sich an "heissen Wochenenden", das sind Situtationen, wie oben beschrieben, also sogenannten "Unfallhäufungs-Situationen".

!Achtet auf die Marke:  der Bergführer!


Mir fällt schon auch auf, dass es heute viel mehr Möglichkeiten gibt, sich ein eigentlich gefährliches Halbwissen anzueignen. Damit meine ich nicht (nur) das Internet, sondern vor allem sogenannte Lawineninfo-Abende, Lawinensymposien usw. oftmals von Vereinen oder Ausrüstungsfirmen kostenlos angeboten. Solche Veranstaltungen können nur als Ergänzung gesehen werden, bieten aber natürlich keinerlei Ersatz zu einer fundierten Ausbildung durch Profis im Gelände, und das dauert eben seine Zeit und kostet natürlich auch Geld. Wie intelligent ist es eigentlich, bei der Sicherheit zu sparen?