Mittwoch, 30. Dezember 2015

Alpin Journal: Schitourenverbot auf den Schipisten

Alpin Journal: Schitourenverbot auf den Schipisten: Ein interessantes Thema beschäftigt zur Zeit die Szene der Schitourengeher und führt auch teilweise zu heftigen Diskussionen.   Eigentlic...

Schitourenverbot auf den Schipisten


Ein interessantes Thema beschäftigt zur Zeit die Szene der Schitourengeher und führt auch teilweise zu heftigen Diskussionen.
 
Eigentlich ist eine solche Überschrift ein offensichtlicher Widerspruch in sich selber: Piste und Schitour. Gerade weil sie das Pistenfahren zur Genüge satt haben, wechseln doch viele Schifahrer zum Schitourengehen. Und dann beschwert man sich, dass die Liftbetreiber ihre unter viel Mühe und Aufwand künstlich produzierten, oftmals sehr schmalen, Pistenbänder für ihr zahlendes Publikum frei halten wollen.
Angesichts des eklatanten Schneemangels ist es zum Ende des Jahres 2015 aber nahezu unmöglich bis auf eine Seehöhe von an die 2000m im Gelände eine vernünftige Schitour zu finden. Einzig die wie fremdartige Tentakeln eines Zombis in der grün-braunen Landschaft mäandernden  Kunstschneebänder bieten da eine mehr schlechte, als rechte Möglichkeit auf Fellen seinem Sport zu frönen.


Neu ist dieser Trend allerdings nicht, nur extrem verschärft durch den Schneemangel. Viele Pistenfahrer tummeln sich auf den engen Schneebändern und auch die Zahl der Tourengeher auf Pisten ist höher, da die normalerweise Pisten tatsächlich meidenden Bergsteiger diese einzige Möglichkeit gerade jetzt auch verstärkt nutzen.

Durch das Aufeinandertreffen einer hohen Zahl an Pistenfahrern mit  einer immer stärker werdenden Zahl an aufsteigeneden Schifahrern steigt natürlich auch die potentielle Unfallgefahr.  Sehr viele Schigebiete reagierten in den letzten Tagen darauf mit einem Verbieten des Aufsteigens.

Ich  halte dies aus mehreren Gründen für nicht gerade zielführend, wenn nicht sogar ausgesprochen dumm.
Fakt ist, dass sich immer mehr Menschen Felle auf die Schier schnallen und ihren Körper auch im Aufstieg trainieren wollen. Dieser Trend ist mittlerweile nicht nur ein Trend, sondern stellenweise einfach ein richtiggehender Boom. So einen Boom kann man mit Verboten  einfach nicht in den Griff bekommen, zumal sich ein derartiges Verbot nur sehr schlecht exekutieren läßt.

Ein einfacher Slogan bringt eine solche Situation auf den Punkt: "If you can´t beat them, join them!"

Ich denke, dass gerade in Anbetracht des mittlerweile auch von großen Skeptikern nicht mehr zu negierendem Anstieg der Durchschnittstemperatur, der touristisch relevante Markt für Pistenschifahren in Zukunft völlig zusammenbrechen wird. In dieser Phase des stetigen Rückgangs wird jeder einzelne Tourist, der noch irgendwie auf zwei Bretteln unterwegs ist, immer mehr an Bedeutung gewinnen. Es erscheint für mich als zwingend für Liftbetreiber bzw. "Pistenerzeuger", auch Tourenschifahrer "ins Boot zu holen".


Irgendwie erinnert mich das Problem der Pistenbetreiber an die Probleme der Musikindustrie mit dem Aufkommen des Internets. Die Verkaufszahlen von den Plattenfirmen rasselten in den Keller, Kunden suchten sich ihre Musik im Internet und luden sie sich illegal herunter ohne zu bezahlen. Die verschiedenden Firmen versuchten jeder auf seine Art das Problem in den Griff zu bekommen. Aber Verbote bzw. Copyright Hinweise waren völlig nutzlos.
Trotzdem hat es Apple geschafft, die Musikindustrie zu retten, indem man einen legalen Kanal schuf, sich die Musik zu einem geringen Preis zu kaufen. Die große Masse der Menschen will kein Dieb sein, will sich nicht einfach ihre Musik "stehlen".
Ich denke, dass das Problem mit den Schitourengehern auf Pisten eine ähnliches ist. Derzeit versucht jeder Schilift eine eigene Lösung bzw. Strategie in dieser Problematik. Die Menschen wollen an und für sich aber eh "legal" unterwegs sein.
Gefragt sind nun offensichtlich innovative Ideen einer Entschädigung für die Herstellung der aufwendigen Pisten, bzw. eine Lösung für das Sicherheitsproblem. Ich denke da etwa an Schranken an den Parkplätzen, die bei der Ausfahrt mit einer gültigen Liftkarte zu öffnen sind. Technisch kann das ja kein Problem sein.

Auch sollte es kein Problem sein, für aufsteigende Pistennutzer eine eigene Aufstiegsspur, die ja ohnehin nicht viel Platz benötigt, zu schaffen. Ich bin überzeugt, dass der weit überwiegende Anteil an Tourengehern bereit ist, für eine entsprechende und zur Verfügung gestellte Infastruktur auch zu bezahlen. Oft ist es sogar so, dass man nach einem Auffstieg zu Fuß noch gerne ein oder zweimal mit dem Lift hinauffährt, um so zu mehr "Abfahrtsmetern" zu bekommen.

Der Ball für eine konstruktive Lösung ist also bei den Liftbetreibern, es wird Zeit für diese endlich aufzuwachen und Trends zu erkennen und für ihren eigenen Markt  zu nützen!

Mittwoch, 16. Dezember 2015

Alpin Journal: Mt Blanc Vertical Challenge - eine TV Reality Show...

Alpin Journal: Mt Blanc Vertical Challenge - eine TV Reality Show...: Nun ist es geschafft, alle Staffeln der "Alpin - Reality" Soap wurden in Italien ausgestrahlt. Wie von der Regie im Hintergrund g...

Mt Blanc Vertical Challenge - eine TV Reality Show im Schatten des Mt. Blanc


Nun ist es geschafft, alle Staffeln der "Alpin - Reality" Soap wurden in Italien ausgestrahlt. Wie von der Regie im Hintergrund gewollt,  gab es "Zickenkrieg" und Tränen bevor das Siegerpaar den Gipfel des höchsten Berges der Alpen unter den Augen von millionen Fernsehzusehern erklomm. Die üblichen Zutaten zu solchen Serien halt.
Gianluca Zambrotte (Fussballstar) gewann mit Giovanna Mongilardi als Bergfüherin die Reality Show

Einige Umweltorganisationen, vor allem Mountain Wilderness, hatten die Ausstrahlung heftig kritisiert. Auch ich war sehr, sehr skeptisch über den Erfolg einer solchen Sendung. (siehe auch: http://alpineneuigkeiten.blogspot.co.at/2015/08/reality-tv-in-den-westalpen.html) Im wesentlichen ging es dabei um Umweltschäden infolge des Massentourismus.


Der Präsident des italienischen Bergführerverband Cesare Cesa Bianchi hat nun einen interessanten Artikel über dieses Event veröffentlicht. Dabei hat er Aspekte angesprochen, die es verdienen näher betrachtet zu werden:

Nach einem Dank an die Bergführer (alle Vollprofis, also UIAGM, staatlich geprüft) der Show, kam er auf den wesentlichen Punkt für das Bergführerwesen:


Durch die auf Massentauglichkeit zugeschneiderte Show wurde einem breiten Publikum das wesentliche Betätigungsfeld eines Bergführers vor Augen geführt.


Man kann über so eine Show denken wie man will - es ist und bleibt eben nur eine Show, sagte Cesa Bianchi. Er möchte aber hervorheben, dass die Bergführer mit ihrer Professionalität gezeigt haben, was es bedeutet, eine Person in den Bergen zu begleiten.
Es war eine starke Botschaft an eine breite Öffentlichkeit - die vielleicht zum ersten Male überhaupt - damit konfrontiert wurde, was ein Bergführer überhaupt ist, was  sein Job ist, und was ihn antreibt eine so schwierige und gefährliche Arbeit zu machen.
Klar sei der Bereich der Bergführerarbeit, der in der Serie gezeigt wurde, nur ein kleiner Teil davon, der zudem fernsehtauglich verändert wurde.


Und doch ist schon dieser kleine Ausschnitt wichtig um zu verstehen, dass in die Berge zu gehen keine Aktivität ist, wo man autodidakt herumprobieren sollte. Sondern man solle doch die Kompetenz und Erfahrung eines Profi Bergführers in Anspruch nehmen. 

Dabei denke er  nicht an jene Menschen, die schon Bergsteiger sind, also die Berge und ihre Gefahren bereits kennen, setzte der Präsident der italienischen Bergführer fort. Er denke an diejenigen, die Berge bis jetzt nur von unten betrachtet haben, vielleicht schon einmal Wandern waren.  Für diese Menschen hat die Sendung ein Tor geöffnet, sie auf etwas neugierig gemacht, dass sie fasziniert und dem sie sich nun vielleicht annähern wollen.

Für die italienischen Bergführer hat diese Show eine Gelegenheit geboten, tausende Personen anzusprechen, das sollte nicht unterschätzt werden, wenn auch natürlich Kompromisse gemacht werden mussten. 
Er sei einverstanden mit dem was der Präsident des CAI, Umberto Martini sagte, - schließt Cesar Biancchi ab -  die Reality Show sei eben ein "Fernseh Spektakel" und keine Dokumentation.

Weiters erwähnte er noch, es wäre überhaupt falsch eine absolute Wahrheit bezüglich des Alpinismus und der hohen Berge zu suchen.  Es handle sich eben hier um eine Reality Show ohne alpinistische Ansprüche. 
 
Simone Moro war der technische Berater und Komentator der Show

Bei aller Kritik an diesem riesigen Fernsehspektakel muß ich Cesare Cesa Bianchi recht geben. Wir Bergsteiger neigen dazu, davon aus zu gehen, dass jeder Mensch einen ähnlichen Einblick in die Welt der Berge hat, wie wir selber. Man muß aber anerkennen, dass es viele Menschen gibt, die zwar fasziniert vom Bergsteigen sind, aber eben über keinerlei Fachwissen über das Wie und Wo verfügen. Für solche Menschen bietet eine Fernsehsendung natürlich eine willkommene Plattform und auch Information. - Wenn auch mit der immensen Gefahr einer "Halbinformation" bzw. von gar falschen Eindrücken. In weiterer Folge führt dieser Gedanke dazu, ob eine "Ahnung" von etwas bzw. über das Wie und Wo besser sei, als überhaupt keine Information oder Wissen.



nur der UIAGM bzw. IVBV Bergführer ist "richtiger" Bergführer, achtet auf das Zeichen!
Ein gutes Beispiel ist dazu folgender Sachverhalt:
Nicht einmal in Österreich kennen weite Teile der Bevölkerung den Unterschied zwischen UIAGM, staatlich geprüften Berg- und Schiführer, also Profi,  und einem vereinsinternen "staatl. geprüften Guide oder Instruktor", also Freizeitführer. In diesem Sinne wäre es doch sicher eine gute Sache für alle Beteiligten, wenn die Bevölkerung wenigstens erfahren würde, was ein Bergführer überhaupt macht und wie seine Arbeit in Wirklichkeit genau ausschaut.

Die sozusagen "erzieherische" Message, die diese Reality Show somit bei einer breiten Masse erreicht hat, versuchen wir Bergführer in mühevoller Kleinarbeit seit jeher den Leuten näher zu bringen. Es ist aber doch viel wirksamer, wenn ein Superstar Fussball-Spieler à la Gianluca Zambrotta über den nationalen TV Kanal diese Message verbreitet. In diesem Sinne wäre eine solche Reality vielleicht auch in Österreich keine so schlechte Sache: für uns Bergführer, aber auch für die grosse Masse an angehenden Bergsteigern, die so sicher und gut ausgebildet ihrem neuen Hobby nachgehen können. Und wer möchte nicht weniger Bergunfälle, dafür aber mehr verantwortungsbewusste Bergsteiger, die  sicher und mit Freude in den Bergen unterwegs sind?

Mittwoch, 9. Dezember 2015

Alpin Journal: Gründer von The North Face bei Kajak Unfall in Pat...

Alpin Journal: Gründer von The North Face bei Kajak Unfall in Pat...: Douglas Tompkin, der legendäre Gründer von The North Face, ist bei einem tragischen Seekajak Unfall in Patagonien tödlich verunglückt. de...

Gründer von The North Face bei Kajak Unfall in Patagonien umgekommen

Douglas Tompkin, der legendäre Gründer von The North Face, ist bei einem tragischen Seekajak Unfall in Patagonien tödlich verunglückt.
der Fitz Roy, im Bereich des linken Pfeiler führt die Kalifornier Route

Bei einem Kajaktrip am General Carrera Lake,  einem der bekannten patagonischen Seen, wurde die Gruppe um den legendären Milliardär Douglas Tompkin von einem infernalischen typisch patagonischen Sturm überrascht. Orkanartige Sturmböen warfen die Kajaks in meterhohen Wellen um, und es gelang nur einem Teil der Gruppe sich schwimmend an Land zu retten. Der 72 Jahre alte Tompkin konnte schwer unterkühlt geborgen werden, erlag aber später im Krankenhaus seiner schweren Unterkühlung.

Steve Jobs und Bill Gates, im Computerbereich, ein Issac Newton oder Carl Friedrich Gauss in der Mathematik, ein Henry Ford oder Ferry Porsche in der Industrie, ein Reinhold Messner oder Walter Bonatti beim Bergsteigen, oder eben Yvon Chuinard und Douglas Tompkin - diese herausragenden Personen verbindet die Tatsache, wirklichen Einfluss auf unsere Lebensumstände in ihrem speziellen Wirkungskreis gehabt zu haben, oder noch zu haben.

Nun vordergründig erscheint es kühn, einen Douglas Tompkin mit - etwa Steve Jobs - in einem Atemzug zu nennen. Zumindest eines haben diese Personen jedoch gemeinsam. Ihnen ist es gelungen, mit ihren Ideen und Firmen in einer Generation, in einer globalen Welt weltweit zu einem Begriff zu werden.

Douglas Tompkin gründete 1966 in San  Franzisko die Firma The North Face. Zu Beginn konzentrierte man sich auf Outdoor Bekleidung, wirklich revolutionär für das Bergsteigen bzw. für Expeditionen war jedoch die Entwicklung von selbsttragenden, domförmigen Zelten. Durch die halbkugelige Form und gebogenem Gestänge sind diese Zelte enorm sturmfest. Heute hat sich diese Form bei nahezu allen Marken im Outdoorbereich durchgesetzt.

links Tompkin, daneben Chuinard

Gemeinsam mit dem nicht minder legendären Gründer der Firma Patagonia Yvon Chuinard,
Dick Dorworth  und Chris Jones sowie Lito Tejada-Flores fuhr Douglas Tompkin 1968 in einem alten Ford Bus von Kalifornien nach Patagonien. Die "Kalifornier Route" am Fitz Roy war das Ergebnis dieses mehrmonatigen "Ausflugs". Gleichzeitig handelt es sich um die erst 3. Besteigung des patagonsichen Riesen.

Douglas Tompkin und Yvon Chiunard verbindet die Tatsache, dass beide ihren Sport und ihre Leidenschaft bis ins relativ hohe Alter aktiv ausüb(t)en und so aktiven Einfluss in ihren Firmen auf Entwicklungen hatten.

Relativ bald verkaufte Tompkin die Firma The North Face. (1968) Heute ist The North Face im Besitz der VF Corporation (Aktiengesellschaft) Vanity Fair ist ein Konglomerat aus Firmen wie Eastpack, Wrangler, Jansport oder etwa Timberland und vielen mehr.

Douglas Tompkin gründete mit dem Startkapital aus dem Verkauf von The North Face gemeinsam mit seiner ersten Frau Susie Esprit, einen mittlerweile weltweiten Bekleidungskonzern.

Obwohl als internationaler Textilmagnat schwer beschäftigt, machte sich Tompkin mehrere Monate im Jahr frei, um "draußen sein" sein zu können, und dabei seinem Lebensstil "outdoor" frönen zu können. Immer mehr beschäftigte ihn der Naturschutz wobei ihn schließlich der Norweger Arne Naess, dem Begründer von "Deep Ecology" am meisten faszinierte. Kernstück dessen Hypotesen war, dass alles Leben gleichwertig sei, dass der Mensch also nur ein kleines Mosaiksteinchen im Universum darstellt und die Welt in ihrer Ursprünglichkeit  erhalten werden solle.

1989 kam es schließlich zur Scheidung von Susie und Tompkin verkaufte seine sämtlichen Anteile von Esprit. Später heiratete er Kristine McDivitt, die ihre Karriere bei Patagonia mit der Position des CEO gekrönt hatte. Mit Kristine zog er sich auf seine entlegene Farm in Patagonien zurück.
Gautcho in Patagonien

Mit den kolportierten mehreren hundert Millionen US$ aus dem Verkauf von Esprit kaufte Tompkin schließlich riesige Ländereien in Patagonien.  Dabei war er allerdings in illustrer Geselllschaft.

Auch George Soros oder etwa Sylvester Stallone haben Grundstücke am Südzipfel Südamerikas gekauft. Patagonien ist ein Land das paradiesisch zum Skigfahren, Klettern und Kajakfahren sowie zum Reiten geeignet ist.

Am Ende besaß er Ländereien, die vom Pazifik bis zur Atlantik Küste reichten und ihn zum größten privaten Landbesitzer der Welt werden ließen. 10 000 km2 betrug sein Besitz, den er  in nahezu militanter Weise gemäß seiner Einstellung zum Naturschutz in Naturparks verwandelte. Er machte sich dadurch natürlich nicht nur Freunde, sondern in beiden Ländern, also Chile und Argentinien wurde er vom Linken und vom Rechten politischen Lager heftig kritisiert. Er wolle  nur für die USA Wasserreverven sichern, meinten die Einen, bis zu "Er behindere in einer ohnehin wirtschaftlich Schwachen Region wie Patagonien es sei, die Wirtschaft", reichten die Vorwürfe. Er legte sich mit der  Holzindustrie und Lachsfarmen an und kämpfte heftig gegen die große Transamerika Straße durch seinen Besitz.

Wenn die Staaten Chile und Argentienienn zusicherten aus den rückentwickelten Gebieten einen Nationalpark zu machen, so wollte er sein Land dafür aber wieder zur Verfügung stellen.

Mir persönlich imponiert der Lebenslauf von Douglas Tompkin sehr. Er hat sich nicht auf den Lorbeeren seiner Millionen ausgeruht, sondern versucht, mit seinem erworbenen Vermögen unserer Welt ein unglaubliches Stück Natur zu erhalten. Dabei hat er sich auch mit scheinbar  übermächtigen Gegnern angelegt und keinen Konflikt gescheut.

Mit Douglas  Tompkin hat uns eine große Persönlichkeit mit großen Verdiensten um den Umweltschutz, aber sicher auch in Patagonien lokal heftig umstrittene Persönlichkeit verlassen.








Dienstag, 1. Dezember 2015

Bergsteigen und Sponsoring - Geldverdienen als Profi Athlet



Als ich vor mittlerweile einigen Jahrzehnten begann, hauptberuflich während des ganzen Jahres als Bergführer zu leben, gab es nicht wenige Stimmen in der "Bergsteigergemeinde", die es für "ethisch nicht korrekt" hielten, mit Bergsteigen Geld zu verdienen. Nun gibt es bekanntlich verschiedenste Möglichkeiten vom Bergsteigen hauptberuflich zu leben. Neben der - mittlerweile völlig legitimierten Bergführerei - zum Beispiel die Produktion von Bergfilmen, oder eben als gesponserter Athlet.
Über den Wolken ist die Freiheit noch grenzenlos?
Welche Faktoren beeinflussen nun ein geplantes Sponsoring? Auf der einen Seite sicherlich die mediale Präsenz des Athleten und auf der anderen Seite seine "Performance", hier also die Leistung am Berg. Ein großes Problem für potentiell gesponserte Athleten stellt sicherlich das Fehlen eines Publikums dar. Wenn etwa ein Fussballspieler Woche für Woche zehntausende Zuschauer in einem Stadion begeistert und danach noch in den Fernsehnachrichten medial vorkommt, so hat ein potentieller Sponsor seine Gegenleistung.
Bergsteiger haben also kein "live Publikum" und kommen so gut wie nie in Fernsehnachrichten vor. Dies schränkt naturgemäß potentielles Sponsoring stark ein.

Daher gab es früher eine Notwendigkeit, dass Profi Bergsteiger über ihre "Heldentaten" nach Vollendung darüber berichten. Die Möglichkeiten dazu waren jedoch beschränkt: es gab Diavorträge vor Publikum, Berichte in Hochglanzmagazinen und eventuell Bücher, so der Athlet überhaupt in der Lage war, entsprechend zu Formulieren.
Grundsätzlich funktionierte das aber nur, wenn man den Berichten der Athleten auch trauen konnte, also wahrheitsgetreu berichtet wurde. In der Vergangenheit gab es da ja einige spektakuläre Fälle von "alpinem Münchhausentum".
ein Camp im Himalaja - wenig Platz, aber gutes Wetter

Die technische Weiterentwicklung und die negativen Erfahrungen mit "nicht ganz korrekten Berichten" führten schließlich dazu, dass sich das Dokumentieren der "Aktionen" im Zuge des Profi Bergsteigens weiterentwickelt hat. Zumindest wird heute eine natlose Erfassung der Touren in GPS tracks, die Produktion von Video sowie die Erstellung von Fotomaterial standardmäßig in professioneller Qualität betrieben. Die beiden Ukrainer Fomin und Balabanov haben zum Beispiel ihre Tour am Talung (7349m) im östlichen Himalaja minutiös dokumentiert und auch ein genaues Topo der Tour veröffentlicht. Andere Athleten berichten zum Teil zumindest bereits live aus den Bergen. Kenton Cool aus England zum Beispiel hat den ersten live Bericht mittels eines Samsung Handys vom Gipfel des Mt. Everest übermittelt.

Soweit zur Seite der Berichterstattung der Profi Athleten. Diese ist also in letzter Zeit zunehmend eher leichter geworden. Eindeutig ist hier der Trend hin zu bewegten Bildern und life Berichten im Internet.
Wie schaut es nun auf der Seite des "Produkts", also mit der Leistung der Athleten aus?
Da wird die Luft naturgemäß immer dünner. Die Profi Kletterer haben das Problem, dass sich der "gwöhnliche Kletterer" bzw. der potentielle Konsument eines Berichtes oft absolut nicht mehr vorstellen kann, was nun wirklich der Unterschied zwischen einer Kletterroute von 7c, 8a oder 9a sein soll. Ich denke, dass es unmöglich ist, das in einem Bericht "rüber" zu bekommen. Wenn ich mir Bilder eines Kletterers in einer entsprechenden Route anschaue, so sehe ich immer nur einen Menschen, der in akrobatischen Verrenkungen und schönem "geilem" Outfit an irgendeinem Überhang hängt.
Sturm im Himalaja

Beim Bergsteigen haben die Athleten dann andere Probleme. So sind die Ziele natürlich nicht immer erreichbar. Will er aber im kommenden Jahr Besucher in seinen Vorträgen haben, bzw. Sponsorgelder lukrieren, so entsteht da ein enormer Existenzdruck. Interessant zum Beispiel die Ziele eines Uelli Steck in 2015. Im Sommer das gut gelungene Projekt auf allen 4000 ern der Alpen zu steigen. Im Herbst ist ihm dann das Projekt Nuptse gescheitert, worauf der kurzerhand eine Speed Rekord in der Eiger Nordwand hingelegt hat. Sein Manager reibt sich sicherlich die Hände, Plan B hat offenbar funktioniert.
Anders hingegen die Huber Buam. Ihr Bericht (Kurzfilm) auf bergsteigen.com über die Latok Expedition im Karakorum hatte eher peinliche Kommentare, denn Begeisterungsstürme produziert. Offenbar fehlte es an einer systematischen Jahresplanung oder einem Plan B. Ich hab jedenfalls nichts entsprechendes in den alpinen Medien wahrnehmen können.

Um nachhaltig von der Vermarktung seiner spektakulären Ziele leben zu können, muss ein Athlet also in regelmäßigen Abständen ensprechende Ziele auch verwirklichen u n d dokumentieren können. Das hat zur Folge, dass er sich selber auch regelmäßig "übertrumpfen" muss, also in einer Spirale immer riskantere Unternehmen gefangen wird. Und damit steigt natürlich auch die "Gefahr des Scheiterns".

Darüber hinaus gibt es natürlich auch gewisse Grenzen. Wie oben schon angedeutet, kann das Publikum nur begrenzt mit immer neuen und höheren "Schwierigkeitsgraden" beeindruckt werden. Dazu kommt noch, dass neben der Gefahr natürlich auch - wie in jedem anderen Sport - auch Bergsteiger mit zunehmendem Alter mit den "neuen jungen Wilden" nicht mehr "mithalten" können, oder eben nicht mehr mithalten wollen, da sie entsprechend weniger "Risikotolerant" sind.

Ein altersbedingter "Ausstieg" aus der Spirale ist dann zwingend notwendig. Nur wie könnte der dann aussehen?



 

Mittwoch, 25. November 2015

Alpin Journal: Wegemarkierung - zuviel des Guten?

Alpin Journal: Wegemarkierung - zuviel des Guten?: Wegemarkierung - zuviel des Guten? Wohl kaum ein Thema wird so breit unter Wanderern diskutiert, wie die Markierung unserer Wanderwege. ...

Wegemarkierung - zuviel des Guten?

Wegemarkierung - zuviel des Guten?

Wohl kaum ein Thema wird so breit unter Wanderern diskutiert, wie die Markierung unserer Wanderwege.


....und trotzdem verirren sich da noch manche "Bergsteiger"......
Vor einiger Zeit war ich mit einer Gruppe Gästen am Dachstein unterwegs. Wir näherten uns dem Gipfel über mehrer Tage und interessantes Gelände von Norden her an. Ober der Waldgrenze konnte ich dann mit obiger Aufnahme einen markierten Wanderweg dokumentieren.

Es ist natürlich schon klar, dass der Alpenverein mustergültig in der Wegeerhaltung tätig ist. Der Einsatz vieler ehrenamtlicher Wegewarte kann nicht hoch genug geschätzt werden. Aber etwas Kritik sollte da trotzdem möglich sein.

Ich verstehe zum Beispiel nicht, warum man ober der Waldgrenze Farbkleckse nahezu im Meterabstand platziert. Früher wurden die alten Wege und Steige mit sogenannten "Steindauben" markiert. Dabei wird ein länglicher Stein in handlichem Format an markanten Stellen platziert, wobei der Stein in Gehrichtung ausgerichtet ist. Eine solche Markierung ist überall dort wo es Steine gibt verhältnismäßig einfach zu errichten.  Außerdem hat sie noch zusätzich den Vorteil, dass sie sicherlich umweltverträglicher ist, als hektoliterweise Ölfarbe im Gelände.

Gerade jetzt im Spätherbst sind Schlechtwettereinbrüche praktisch immer im Hochgebirge mit Neuschnee verbunden. Dann kann man ober der Waldgrenze von Farbmarkierungen kaum mehr etwas erkennen. Steindauben hingegen sind relativ unempfindlich was geringe Neuschneemengen angeht. Diese sind zumindest an den markanten Stellen selbst bei einigen cm Schnee leicht zu erkennen.
wären da  nicht die guten alten "Steindauben" eine wesentlich sinnvollere Lösung?


Mit anderen Worten plädiere ich für eine wesentlich verstärkte (Wieder) Einführung der Steindauben und einem Reduzieren der Farbkleckse im Gelände.

Ein weiterer Vorteil von Steindauben im Gelände ist meiner Meinung nach ein gewisser Lerneffekt auf Wanderer. Farbmarkierungen in grellen Farben lenken die Aufmerksamkeit etwas vom Wesentlichen ab. Ich meine damit, dass viele Wanderer es verlernt haben, oder gar nie beherrschten, im Gelände zu "lesen". Wo ist die günstigste Passage zum Durchkommen? Steindauben lenken den Blick eher ins Gelände und sind somit auch hilfreich um ein "Gefühl fürs Gelände" zu bekommen.

Es wäre sicherlich interessant, die Meinung eines breiteren Publikums zu dieser Frage zu erörtern.

Sonntag, 22. November 2015

Talung, 7 349 m - ein Abenteuer der Superlative

Talung, 7 349 m - ein Abenteuer der Superlative

während Uelli Steck wiedereinmal einen neuen Reckord in der Eiger Nordwand lief, fanden zwei unbekannte Bergsteiger aus der Ukraine ein grandioses Abenteuer an einem 7000 er.

Mikhail Fomin, Nikita Balabanov (Ukraine) von 18. bis 23. Oktober 2015
Erstbegehung von Daddy Magnum Force
Kletterlänge 2350 m, M6, AI6, A3 über die ganze Route ED2


Die Route mit den Camps
  

Ich bin etwas sprachlos. Tatsächlich sind dieser Tage die alpinen Medien voll von einem relativ fantasielosem neuen Speed Rekord am Eiger. Uelli Steck hat in sich zurück geholt. Bei perfekten Verhältnissen ist er halt um einige Minuten schneller als jemand anderer durch seine "Heimatwand" gerannt. Zweifellos eine großartige Athletische Leistung. 

Nikita Balabanov und Mikhail Fomin, aus der Ukraine

Gleichzeitig machen zwei Bergsteiger aus der Ukraine eine Erstbegehung auf einen unbekannten 7000 er in Nepal und lösen damit eines der letzten großen  Probleme im Himalajabergsteigen. Warum nur berichten unsere "Bergleitmedien" mehr von einem etablierten Wettlaufen auf einer mehrfach abgedroschenen Route?

Ich habe mir die Mühe gemacht, und Nikita Balabanov aus der Ukraine kontaktiert, um Informationen aus erster Hand zu bekommen: 

Ursprünglich wollten die beiden Ukrainer ein Ziel im indischen Himalaja ansteuern. Aufgrund der Bürokratie entschlossen sie sich kurzerhand in das vom Erdbeben kaum betroffene Ostnepal aus zu weichen. In der Gegend des Kantsch Massives, im Schatten des dritthöchsten Berges der Welt, dem Kangchenjunga (8586m) und des mächtigen, bekannten Jannu fanden sie ein lohnendes Ziel - den Talung, 7349m.

Den wunderschönen und objektiv sicheren NNW Pfeiler hatten schon viele starke Bergsteiger in den vergangenen Jahren versucht. Die ersten Versuche gehen bis ins Jahr 2004 zurück. Die beiden Tschechen Marek Holecek und Zdenek Hruby versuchten es dann nach einem gescheiterten Versuch durch Engländer im Herbst 2012 nocheinmal. 2014 waren noch starke Italiener in Nepal, um diese logische Linie zu versuchen. 

Für mich ist es sehr interessant, welche Taktik die beiden Ukrainer angewendet haben. Nach einem ungemütlichen Trekking mit der bekannten Blutegelplage in niedrigen Teilen Nepals, erreichten sie ihr Basislager. Die folgenden 2 Wochen verbrachten sie mit sorgfältigen Akklimatisationstouren und Erkundungen. 
So bestiegen sie den Boko Peak, 6 143m und biwakierten am Gipfel. Weiters erkundeten sie noch den geplanten Abstieg des Talung über die Westseite. Sie kletterten bis auf 7 100 m und biwakierten auch dort.

Nach 3 Rasttagen während einer Schlechtwetterperiode fühlten sie sich bereit für ihre Tour. Verpflegung für 7 Tage und Gasvorräte für sogar 9 Tage wurden mitgenommen. 

Durch die sorgfältige Erkundung war den beiden bekannt, dass die Route im unteren Teil sicher extrem schwierig werden würde. Gleichzeitig gab es aber auch eine große Unbekannte mit der zweiten Felszone relativ weit oben. Irgendwie konnte man die Schwierigkeiten mit Mixedlinien in Chamonix vergleichen - aber mit dem Unterschied, Gepäck für eine Woche im Rucksack und das ganze auf einer Höhe zwischen 5600m und 7349 m!! - die Zutaten für richtiges, großes Abenteuer eben!!
der Eiskamin in der ersten SL


Kletterer in der 1. SL

Die erste SL startet mit einem kleinen Eispfeiler über den Bergschrund, nach einem Spreitzschritt geht es an der Hauptwand mit M6 weiter. Nach ca. 10 Metern A3 Gelände mit zu dünnen Rissen für die Hauen der Eisgeräte (iron hawks und Normalhaken) geht es mit kaum Sicherungsmöglickeiten über Eisglasur an glatten Felsplatten zu einem Schlingenstand im Kamin.

Den beiden Ukrainern war klar, dass es in den nächsten Tagen hart werden würde, da die Route von der Erkundung her nirgends leicht aussah. Die nächsten drei Tage verbrachte die beiden mit klettern im Bereich von M 5 bis M 6, wobei aufgrund des geschlossenen Felses die Sicherungsmöglichkeiten sehr spärlich waren, also lange runouts mit schwerem Gepäck in großer Höhe!

Das Gelände war jedoch so beschaffen, dass es möglich war mit einer rund 2 stündigen Arbeit jeden Tag einen kleinen Absatz aus dem Eis für ein kleines BD Firstlight Zelt zu hauen.

im mittleren Wandteil
Am dritten Tag erreichten die beiden eine rund 100 m lange Verschneidung, kaum Eis dafür aber brüchig und schwierig zum Absichern. Erneut waren einige Meter in künstlicher Kletterei A3 notwendig. Danach erreichten sie den etwas leichteren Mittelteil des Pfeilers. Zumeist war nun Eis und Schneekletterei gefragt, einige Seillängen M 4.  Manchmal konnten sie hier sogar simultan klettern.





Am fünften Tag erreichten die Ukrainer das zweite Felsband. Nach einigen mixed SL und dünnem Eis auf Felsplatten kamen sie zur Rampe die in Richtung Gipfel führte. Hier konnten sie wiederum eine Plattform fürs Zelt bauen.


Gipfel des Talzung 7349m

Um 2 Uhr Nachmittags am 23. Oktober erreichten Balabanov und Fobin schließlich den Gipfel mit einer fantastischen Aussicht auf Kantsch und Jannu-.



Nach einigen Foto und Filmaufnahmen und dem obligatorischen Schokoriegel machten sie sich an den Abstieg über die Westflanke des Berges. Nach einem weiteren Biwak auf 6700m erreichten sie dann den Gletscher und bald danach ihr Basislager.

In Summe haben die beiden so zwischen 10 und 15 kg an Gewicht verloren und wiederum einiges an Erfahrung dazu gelernt, am Ende hat sich all die Mühe aber trotzdem gelohnt. 

Diese Besteigung ist für mich sicherlich eine der hausragendsten Leistungen im Bergsport in diesem Jahr, wenn nicht überhaupt. Eine derart schwierige Route, zu zweit an einem entlegenen Himalja 7000 er, das ist, wie am Anfang erwähnt, sicher eine größere Leistung als der x te speed Rekord am Eiger.


Montag, 12. Oktober 2015

Donnerstag, 8. Oktober 2015

Alpin Journal: Fehler: "Schuld" und Lernen aus Erfahrungen

Alpin Journal: Fehler: "Schuld" und Lernen aus Erfahrungen: Fehler: "Schuld" und Lernen aus Erfahrungen Die Vorkommnisse de s letzten Lawinenwinters haben wohl viele Kollegen, die in ver...

Fehler: "Schuld" und Lernen aus Erfahrungen

Fehler: "Schuld" und Lernen aus Erfahrungen


Die Vorkommnisse des letzten Lawinenwinters haben wohl viele Kollegen, die in verantwortlichen Positionen für alpines Lernen sitzen - sei es jetzt bei den großen alpinen Vereinen, Bergrettung oder privaten Alpinschulen - zum Nachdenken angeregt. Viel - allzuviel - ist passiert, aber wie können wir nun daraus lernen?

Hubschrauber im winterlichen Hochgebirge - heute im alpinen Raum standard.


Die Wintersaison ist vorbei und ich hatte ein wenig Zeit, mir Literatur zum Thema zu besorgen und auch durch zu ackern. Dabei bin ich auf sehr interessante Zusammenhänge gestoßen.

Eigentlich müßte man annehmen, dass viele Unfälle in den Bergen unerfahrenen Menschen oder jugendlichen  Draufgängern passieren. Offenbar ist dem aber nicht so. Ich habe von praktisch keinem Unfall der Anfängern passierte gehört. Die mit Abstand meisten "Lawinen Unfälle" passieren "erfahrenen" Leuten, viele sind bei der Bergrettung aktiv, und einige waren sogar als "alte Haudegen" bekannte Bergführer. Warum passieren nun gerade solchen Leuten immer wieder Unfälle am Berg? Selbstverständlich sind solche Menschen auch viel mehr in den Bergen unterwegs, also ist die Wahrscheinlichkeit einmal in einem Unfall verwickelt zu sein auch höher.  Aber gleichzeitig mit dem Mehr am Draussen sein, sollte auch die Erfahrung ja steigen. Diese Frage führt uns zwangsläufig zu der mittlerweile schon häufig diskutierten Frage ob es ein Lernen aus Erfahrung gibt bzw. unter welchen Voraussetzungen.

Lernen möchte ich hier in Zusammenhang mit Verhalten oder verändertem Verhalten bezogen auf eine Ursache sehen. In der Psychologie bezeichnet man eine "Ursachenzuschreibung des Verhaltens" als Attribution.

Nicht immer funktioniert Lernen bzw. Attribution also linear, geradeheraus und ohne Probleme. Es kommt bei diesem psychologischen Verhaltensmustern immer wieder zu "Rückschlägen" bzw. apprupten Unterbrechungen und Rückkoppelungen.

Es gibt fundamentaler Attributionsfehler (nach Lee Ross 1977):

bei Beurteilung von eigenem Verhalten (Fehlern) haben Menschen die Tendenz, die Ursachen situative Faktoren zuzuschreiben. Das heisst, wenn ich selber einen Blödsinn mache, dann waren halt die Umstände (Situation) "schuld".

bei der Beurteilung Anderer werden bevorzugt Personen Attributionen vorgenommen. Wenn jemand anderer einen Blödsinn macht, so hat die Person dann den "Fehler" gemacht.

Dieses Phänomen ist stärker, je unterschiedlicher das Verhalten des Anderen vom eigenen Verhalten zu sein scheint.

Umgelegt auf Bergsteigen würde das heissen, dass, wenn ich durch eigene Fehlentscheidungen in einen Unfall verwickelt werde, man einfach die Umstände, also objektive Situationen, dafür verantwortlich macht.  Man neigt eher zu der Haltung, dass man da nix anders machen hätte können. In diesem Zusammenhang also auch in Punkto Änderung des eigene Verhaltens nichts zu lernen hat!

Analysiert man aber Bergunfälle von anderen Personen, so neigt man eher dazu, die andere Person dafür, also für Fehler,verantwortlich zu machen. Ein "fremde Unfallsituation" begünstigt also eher ein Erkennen eines "Lernbedarfs" bzw. eine Änderung des eigenen Verhaltens aufgrund der erfassten Information.

Dies zeigt uns also, wie wichtig Unfallanalyse und die Veröffentlichung der Ergebnisse ist. Menschen sind eher offen für das Lernen aus Fehlern anderer Personen, da sie dazu neigen, selbst gemachte Fehler auch vor sich selber zu vertuschen!

Eine weitere s psychologisch sehr interessante Tatsache ist die sogenannte Kontrollillusion: nach Langen (1975)
Bei dieser wird zwischen folgenden verschiedenen Situationen unterschieden:

Fähigkeitssituation: hier gibt es einen kausalen Zusammenhang zwischen Verhalten und dem Ergebnis. Damit wird das Ergebins eben kontrollierbar durch das Verhalten oder die Strategie der Person.

Zufallssituation: hier besteht kein Zusammenhang zwischen Verhalten und dem Ergebnis. Das Ergebnis des Verhaltens ist "zufällig", also unkontrolliert.

Enthält nun eine Zufallssituation auch nur den geringsten Hinweis auf eine Fähigkeitssituation, so entsteht daraus eine Illusion der Kontrolle. Die Versuchsperson glaubt aufgrund der Ähnlichkeit der Situation mit entsprechender Fähigkeitssituation alles unter Kontrolle zu haben. Tatsächlich handelt es sich allerdings hier eben um eine Illusion.

Ein bekanntes Beispiel dafür ist, wenn jemand selbst ein Los zieht, so hat er subjektiv das Gefühl eher zu gewinnen,  hingegen wenn eine "Glücksfee" das Los zieht,  weniger.

Was bedeutet diese Illusion nun im Zusammenhang mit der Bereitschaft oder Fähigkeit aus Erfahrung beim Bergsteigen zu lernen?


Wir alle haben es doch im Laufe der Jahre mit unendlich vielen verschiedenen Situationen zu tun bekommen.  Wie oft habe ich etwa geglaubt, dass ich diese oder jene Situation im Griff habe. Nur um im Nachhinein zu erkennen, dass ich nur eben Glück gehabt habe, ich eben in Wirklichkeit nicht die gesamte Situation kontrollieren konnte. Ich denke, dass wir es beim Bergsteigen häufig mit so einer Kontrollillusion zu tun haben.

Es erfordert meiner Meinung nach eine gehörige Portion an Selbstvertrauen aber auch an sprichwörtlicher "Demut", dass man sich die Erkenntnis, dass man am Berg niemals alles unter Kontrolle haben kann, und die Natur eben nicht berechenbar ist, immer wieder bewußt aktiv in Erinnerung ruft.

Selbstwertdienliche Attribution:

Es kommt zu einer sogenannten Attributions Asymmetrie bei Erfolg bzw. Misserfolg. Erfolg wird den eigenen Fähigkeiten zugeschrieben, Misserfolg wird extern attribuiert. Also wenn etwas schief geht, ist immer etwas Anderes schuld. Die Ursache dafür liegt in den menschlichen Charakteristika: motivationale Prozesse, Selbstaufwertung, Selbstschutz und etwa dem Wunsch nach Kontrolle einer Situation. Solche unbewußte Abläufe finden bei jedem Menschen statt, nicht etwa nur bei Menschen mit einem geringen Selbstwertgefühl.


Ein Fazit aus den vielen Fremdwörtern und komplizierten Zusammenhängen ist  nur relativ schwierig heraus zu kristallisieren.

Um aus Fehlern zu lernen, müssen wir sie als solches erkennen und sie uns auch selber erst mal  eingestehen, und auch aktiv bewußt machen. Ein wichtiges Schlüsselwort ist hier sicherlich die Kritikfähigkeit sich selbst gegenüber. Viele suchen - wie oben erwähnt - bei anderen oder den Umständen die "Schuld", anstatt bei sich selbst anzufangen.

Ein für mich sehr interessanter Aspekt ist die obig erwähne Kontrollillusion. Wie oft haben wir die Illusion am Berg, oder in schwierigen Situationen alles unter Kontrolle zu haben, wobei sich letztlich aber dann doch wieder herausstellt, dass man einfach nur "Glück" gehabt hat. Aus solchen Situtaionen zu lernen ist sicherlich am schwersten, wenn nicht sogar nahezu unmöglich.

Schithochtouren sicher eine der Königsdisziplinen im Alpinismus, hier im Argentierkessel, Chamonix


Ein sehr wichtiger Zugang ist auch Nachlässigkeit, Schlamperei, "paßt schon", "geht schon irgenwie"
Gerade in "Routinesituationen" muss man offensichtich noch mehr aufpassen bzw. "pingelig sein" damit man auf der sicheren Seite bleibt. Zusammenfassend ist also zu sagen, dass eine Portion Pedanterie in Punkto Sicherheit niemals ein Fehler ist und man - nicht nur als Bergsteiger - immer offen sein sollte zu lernen, sich ständig zu verbessern und neue Erkenntnisse aus der Sicherheitsforschung auch im Verhalten um  zu setzen.

Vor allem "erfahrene Bergsteiger" sollten bereit sein, selbstkritisch ihr Verhalten am Berg und in der Natur immer wieder zu hinterfragen.


hart härter am härtesten - Patagonien solo im Winter

Hart, härter, am härtesten - Patagonien, Patagonien im Winter, 

Patagonien solo im Winter

 

Bis vor noch gar nicht langer Zeit galten Klettertouren in Patagonien als Inbegriff des superharten Bergsteigens. Extreme Stürme, Wetterstürze und super harte Routen gewürzt mit Fels und Eis. Undenkbar schien da eine Steigerung der alpinistischen Leistung.

Die Grenze zwischen respektierter Superleistung  und heftig kritisiertem Maximieren des Risikos stellte das Solo von Markus Pucher an der Ragni Route des Cerro Torres bei absolut schlechtem Wetter dar.

die "Torres", Cerro Torre, Torre Egger, und Torre Standhardt, von li nach re. Bild: Marc Andre Leclerc

Nun, die Spirale dreht sich weiter. Offensichtlich waren die Grenzen noch immer nicht erreicht. Es gab bereits einige ganz wenige Begehungen der berühmten Türme vor dem patagonsichen Innlandeis im Winter. Unter anderem von keinen geringeren als z. B. Thomas Huber und Stefan Siegrist und einigen ganz wenigen Bergsteigern.  Ihrer Zeit weit voraus waren dann  noch Tommy Bonapace and Toni Ponholzer mit der ersten Winterbegehung des Cerro Standhardt, via der Route Exocet am 2. September 1990.  Undenkbar schien es allerdings bis dato, solch extreme Touren während der extrem kurzen Tage  Winter auch noch im Solo zu unternehmen.

Die "neuen jungen Wilden" zeigen offenbar keinen Respekt und wagen das scheinbar Unmögliche. Markus Pucher aus Österreich versuchte die Ragni Route am Cerro Torre im Winter Solo, wurde aber durch starken Sturm und extrem schlechten Eisbedingungen zum Umkehren gezwungen. Er bewies für mich durch seine Umkehr, dass er sehr wohl eine verantwortungsvolle Risikobeurteilung macht, und es sich bei seinen superharten solos keineswegs um "gedankenloses Lottospielen" handelt.

Der erst 26 jährige Kandadier Marc Andre Leclerc wiederum zog alleine, allerdings zum Ende des Winters, also die Tage um den 20. September von El Chalten ins Nipponino Camp. Völlig alleine absolvierte er erstmal einige "Eingeh Solos", bevor er sich an die Routenkombination Tomahawk 450 m M7 WI 6 und Exocet 500 m WI 5  5 + am Cerro Standhart machte.
Zur Erklärung der Schwierigkeiten: die Gesamtlänge der Routenkombination beträgt also 950 m, davon an der Tamahawk Mixed 7 (Fels und Eis gemischt) und Wassereis 6, bzw. Wassereis 5 in der Exocet und im Fels 5 + .
Die Tatsache, dass er exakt nach dem Kallender betrachtet nicht mehr im Winter unterwegs war, schmälert meines Erachtens seine Leisung kaum. Die Bedingungen ändern sich da nicht innerhalb weniger Tage von Winter auf Sommer. Außerdem ist die größte Herausforderung völlig auf sich allein gestellt in der sturmumtosten Wildnis Patagoniens unterwegs zu sein. Trotzdem für Statistiker gilt natürlich die strenge Wahrheit, dass es sich also um keine "echte" Winterbegehung handelt.

Tomahawk im unteren Wandteil, Bild: Leclerc

Ich persönlich denke, dass die mentale Grenze im Kopf, gerade beim Bergsteigen im super extremen Bereich, sehr viel ausmacht. Denke das Unmögliche, versuche das Unmögliche, so wirst du letztendlich das Unmögliche möglich machen.
Ist diese Grenze einmal durchbrochen, dann ist es zum "realen Aufbruch" nur noch ein kleiner Schritt. Tatsächlich würde ich aber sagen, dass der erste Schritt auch der am schwersten zu machende ist. Solche mentale Stärke hat Marc Andre Leclerc schon im Februar 2015 bewiesen, als er die Cork- screw link-up, also eine Verbindung von der Kompressor Route (SO Grat) zur Ragni Route der Westwand des Cerro Torre erstmals im Solo zum Gipfel des Torre kletterte!

Der größte ist der Cerro Torre, der zweitgrößte Turm wurde zu ehren des Osttiroler Bergsteigers Toni Egger, der zusammen mit Cesare Maestri legendärer Pioniers des Bergsteigens in dieser Ecke der Welt war, Torre Egger benannt. Der dritte Turm, zwar der kleinste, aber trotzdem sehr schwierig zu besteigende Turm, heisst nach einem nach Argentinien ausgewanderten deutschen Fotografen Ernst Standhardt (geb. 1888). Er kam in den dreissiger Jahren des letzten Jahrhunderts nach Patagonien und machte viele der ersten Fotos von den geheimnisumwitternden Bergen hier.

Marc Andre Leclerc berichtet, dass er im unteren Teil, also der schwierigeren Tomahawk, sogar einen Handschuh auszog, um sich besser im Fels halten  zu können. Weiters hatte er das Glück, perfekte Eisverhältnisse vorzufinden. So war es ihm möglich mit äußerst wenig Sicherung die schwierigen Seillängen der vereisten Offwidth Risse zu klettern. Offenbar ist er sogar die schwierige Felslänge vom Ende des Kamins der Exocet zum Gipfeleis mit Steigeisen geklettert.

Querung vom Ende der Kaminreihe zum Gipfelgrat, Bild: Leclerc

Kletterei in Exocet, Bild: Marc Andre Leclerc

Der Gipfeleispilz hatte, wie öfters an den Torres, einen Eistunnel. Im Auftieg bereitete der Tunnel keine gröberen Schwierigkeiten. Doch zum Abseilen musste er sich sehr lang und schmal machen, um mit den Steigeisen an den Füßen durchrutschen zu können. Großes Glück hatte Marc Andre Leclerc dann noch einmal beim Abseilen, als ihm bei einem fixen Standplatz ein Klemmkeil bei Belastung herausging. Es gelang ihm aber, den Keil neu zu legen und mit einem Eisgerät fest zu hämmern.
Marc Andre Leclerc am Gifpel des Torre Standhardt, Bild: Lerclerc

Eine gefährliche Situation stellte am Gletscher die Überwindung einer großen Spalte dar, bevor er schließlich müde aber zufrieden in sein Zelt beim Nipponina Lager kriechen konnte.

Ich persönlich finde die "Spielart Solo Winterbergsteigen in Patagonien" als eine der härtesten Disziplinen des Bergsports überhaupt. Vielleicht noch erreicht von Solos an den entlegenen Felstürmen in Queen Maud Land/Antarktis, wie das etwa Mike Liebeky betrieben hat.

Im Gegensatz dazu sind Solos an den Achttausendern eher "harmlos", da man heute praktisch an keinem Achttausender in irgendeinem Lager wirklich alleine ist, - zumindest an den Normalwegen.
Was meint ihr dazu?




 

Freitag, 2. Oktober 2015

Everest - der Film

Everest - der Film

oder schon wieder ein Film über den Mt. Everest


Zugegeben meine Erwartungshaltung war mehr als gering. Nach den vorangegangenen Hollywoodfilmen über Bergsteigen, wie etwa Cliffhänger oder Vertical Limit, war mein Vertrauen in die amerikanischen Filmemacher ins Bodenlose abgesackt. Zu sehr wurde auf Herz-Schmerz bzw sich "unrealistisch im T-Shirt im Schnee wälzende Muskelprotze" gesetzt. Gepaart mit den noch immer in den Medien präsenten Vorurteilen über Bergsteiger am Mt. Everest konnte da nur ein vollkommener Schwachsinn herauskommen.....

Das erste Mal als Bergführer am Mt. Everest, Mai 2006

Als technisch sehr interessierter Mensch bin ich aber schon immer vor allem den Neuerungen in  Foto- und Filmtechnik mit großer Neugierde begegnet. Schon die mittlerweile uralte IMAX Technik hatte mich beim Film über das Everstdrama von 1996 fasziniert. Unvergessen die Szene des Hubschrauberfluges hinein in das Khumbugebiet.....

Ehrlich gesagt konnte mich daher meine Frau Lisa nur durch das Argument der 3 D Technik in diesen Film locken. Irgendwie war ich dann doch gespannt. Eine Neuauflage eines Themas, dass bereits vor Jahren als Drama in den IMAX Kinos und den diversen alpinen und allgemeinen Massenmedien auf und ab vermarktet wurde, konnte doch keine platte Kopie sein. Was würden die Produzenten von "Everest" anders machen? Wie sich von der alten Produktion unterscheiden?

Das zweite Mal am Gipfel im Mai 2008

Die Bergsteiger und Gäste der Bergführer wurden damals (kurz nach 1996) ja unter anderem von einem gewissen Jon Krakauer allesamt als dumme und unfähige Figuren verleumdet. Ungeachtet der Tatsache, dass zum Beispiel ein gewisser Pit Schoening, als "Gast und Teilnehmer" im Team von Scott Fischer am Mt. Everest, selber immerhin den Gasherbrum I (8080m) erstbegangen hatte, sowie einen gewissen Mt. Vinson, immerhin der höchste Berg der Antarktis..... 

das Überqueren der Spalten auf den Aluleitern ist tatsächlich sehr gewöhnungsbedürftig

Wir haben uns den Film also doch angesehen. Eines gleich vorweg: Die 3 D Technik ist für einen Bergfilm einfach d e r Hammer. Die Landschaftsaufnahmen, von ohnehin einer der schönsten Landschaften der Welt, "kommen" in 3 D mit einer noch nie gesehenen Brillianz und Tiefe. Besonders beeindruckt hat mich die Szene einer Eislawine. Die Eisstücke scheinen direkt von der Leinwand in das Puplikum geschleudert zu werden. Unwillkürlich habe ich mich geduckt und versucht aus  zu weichen. Vielleicht hat mich mein Unfall mit einer Eislawine im Khumbu Eisbruch doch stärker geprägt als gedacht. Jedenfalls fühlte ich mich plötzlich um ein paar Jahre zurück versetzt und lange "verdaut geglaubte" Emotionen kamen in mir hoch. In einer anderen Szene glaubt man, dass das Fixseil direkt in die Zuschauerränge hinein verlängert wäre. 

der Hilarystep ist leichter als er aussieht, unangenehm sind allerdings die vielen alten Fixseile

Soviel zu den technischen Details. Nun  zum Inhalt. Wie oben schon erwähnt, war mir nicht ganz klar, wie eine bereits derart in allen Massenmedien der Welt widergekäute Geschichte neu auf die Leinwand gebracht werden könne. Man hat das Problem dahin gehend gelöst, dass es eigentlich eine Geschichte über die Bergführer Legende Rob Hall und dem dramatischen Abschied in einem durchgestellten Telefonat zu seiner Frau in Neuseeland geht. 

der Abstieg ist tatsächlich sehr mühsam, nach so einer langen Tour. Ohne Sauerstoff stirbt jeder Dritte, das entspricht einem Risiko wie jenem beim Basejumpen.....

An und für sich ist die Story also relativ banal. Gut herausgearbeitet finde ich allerdings die Emotionen. Zum Einen die Unsicherheit der Teilnehmer, ob sie den Gipfel schaffen und auch darüber ob es sinnvoll war soviel Geld für einen Gipfel zu bezahlen. Zum Anderen finde ich es sehr gut gelungen, wie die Bergführer, in diesem Fall halt reduziert auf Rob Hall und Scott Fischer, bereits im Vorfeld die Probleme erkennen. In der Umsetzung der Lösung - nämlich professioneller Zusammenarbeit - ist es damals offenbar zu diversen Ungereimtheiten gekommen, die dann eine der Hauptursachen für das spätere Drama darstellten. Heute wird übrigens unter den Profi Teams höchst professionell zusammen gearbeitet. Ich persönlich habe das jedenfalls so erlebt. Einmal bei meinem persönlichen Unfall im Khumbu Eisbruch  und auch bei der Rettungsaktion für einen Bergsteiger aus nahzu 8 400m Höhe.

Alles in Allem finde ich den Film, vor allem im Vergleich zu anderen Holywood Produktionen, durchaus sehenswert. Die befürchtete "Verkitschung" bzw. "Heroisierung" hält sich relativ in Grenzen und wird durchaus von den grandiosen Landschaftsaufnahmen und auch Action Aufnahmen in 3 D aufgewogen. Abschließend kann ich sagen, dass der Film für mich auch sein Geld wert war.

Montag, 3. August 2015

Reality TV in den Westalpen

Reality TV ist am Mt. Blanc angekommen

Der italienische Fernsehsender RAI hat in der Vorsaison des heurigen Sommers in Courmayeur auf der italienischen Seite des Mt. Blancs mit den Dreharbeiten für eine Reality TV Show am Mt. Blanc begonnen.
Dabei treten 7 Paare, also insgesamt 14 Promis, unter Anleitung italienischer Bergführer gegeneinander an. Mit dabei sind ehemalige Stars und solche die es gerne sein möchten. Das Rezept ist simpel, ähnlich den bereits sattsam bekannten, niveaulosen Shows in den deutschen privaten Sendern.
Hat die Freiheit in den Bergen schon ihr Ablaufdatum erreicht?

Gundsätzlich ist meine Meinung, dass jeder in den Bergen so glücklich werden soll, wie er es eben gerne möchte. Dazu ist die Freiheit in den Bergen ja auch da. A b e r  jede Freiheit endet dort, wo man beginnt anderen Mitmenschen "auf die Zehen zu treten".
Nun haben wir am Mt. Blanc extreme Probleme mit Massentourismus und den Folgen der Klimaerwärmung. So hat man die Hütten am Normalweg mittlerweile sperren müssen, da der Steinschlag auf der Route von Westen durch das große Couloir einfach viel zu gefährlich geworden ist.

Eine Reality TV Fernsehshow ist bekanntermaßen ein Unterhaltungssendeformat für die breite Masse mit entsprechend niedrigem Niveau. Verlegt man nun den Ort der Handlung von einem Dschungelcamp auf einer Insel oder einem Container auf die höchsten Gipfel der Alpen, so hat dies selbstverständlich auch Folgen für die ohnehin schon geplagte Umwelt in einer äußerst sensiblen Region.
Mt Blanc, Menschenmassen und Folgen der Klimaerwärmung ergibt viele Unfälle?

Die Medienpräsenz der Mt. Blanc Region wird viel Wasser auf die Mühlen der Tourismuswerbung leiten. Das ist aber wiederum ein sehr zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite kommt diese Werbung der Bevölkerung in den Bergdörfern der alpinen Täler zu Gute. Viele Menschen in den alpinen Tälern leben direkt oder indirekt vom Tourismus. An vielen Orten - gerade in den Westalpen - sind aber die Grenzen des Massentourismus in den Bergen bereits erreicht. Gerade der Mt. Blanc, oder Monte Bianco, wie ihn die Italiener nennen, ist - neben dem Matterhorn - ein gutes/schlechtes Beispiel dafür. Auch am Dachstein wird ja auch an manchen Tagen im Hochsommer schon diese Grenze am Oberen Hallstättergletscher erreicht.

Im weiteren Sinne führt dann der Gedankengang zu Sinn oder Unsinn von Werbung fürs Bergsteigen. Wenn man über Werbung nachdenkt, so sind dabei zwei wichtige Punkte zu beachten. Auf der einen Seite die Zielgruppe, also wer wird angesprochen, und auf der anderen Seite das Produkt. Diese zwei Punkte müssen zusammenpassen um erfolgreich zu werben.

Wir haben nun auch beim Bergsteigen einen zunehmenden Trend, der mich da sehr, sehr nachdenklich stimmt. Grundsätzlich sind Bergsteiger eigentlich Menschen, die die Einfachheit der Natur lieben. Das schließt Menschenansammlungen und Großveranstaltungen, auf neudeutsch Events, eigentlich aus. Trotzdem ist der Trend zu den "Modebergen" ungebrochen. Jeder will, oder muss die großen Namen "gemacht" haben. Eine Chance sehe ich da nur im "sanften Tourismus", der individuell gesteuert, kleinräumig und sehr lokal agiert. Üblicherweise ist das eine Domäne der vielen Bergführer und Wanderführer in den kleinen Orten der alpinen Täler.

Auf der einen Seite steht also der Anspruch der "Zielgruppe" einsames Abenteuer im Hochgebirge zu erleben, auf der anderen Seite bewegt Werbung direkt oder indirekt immer mehr Massen in die Berge.

Wo wird diese Entwicklung enden? Werden am Ende die ganzen Alpen in einen Nationalpark umgewandelt und wird der Besucheransturm wie am Mt. Everest mit Gebühren, also Geld, geregelt? Fest steht, dass der Massenansturm auf viele Berge in den Alpen bald irgendwie geregelt werden muss.

Die Freiheit in den Bergen hat also schon ein Ablaufdatum aufgestempelt!