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Charlie Hebdo und ABS Systeme - Was die beiden gemeinsam haben!
Zwei Terroranschläge in Paris hielten Frankreich, Europa, ja die ganze Welt in Atem. Sogar der kleinste Fernsehkanal und das entlegenste Provinzblättchen berichteten ausführlich darüber. Lag diese überdurchschnittlich hohe Aufmerksamkeit an den Terrormorden an sich? Oder daran, dass in der Bevölkerung schon seit längerem eine sich ständig erhöhende Besorgnis über die Entwicklung und Radikalisierung fanatischer Moslems schlummerte? Wäre bei einer "normalen Geiselnahme" ohne islamistischen Hintergrund die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit gleich?Interessanterweise sind diese Anschläge ja eigentlich völlig kontraproduktiv für den Islam. Unterstellt man dem Islam - wie im Koran beschrieben sogar mit "Feuer und Schwert" - das Ziel einer möglichst großen Ausbreitung, so wäre doch das friedliche "Einsickern" in Europa eigentlich wesentlich erfolgreicher, aber halt langsamer.
Durch die Terroranschläge und die riesige Medienaufmerksamkeit wurden selbst politisch völlig desinteressierte Menschen aufmerksam, und die Massen kamen in Bewegung. Es werden Demonstrationen für bzw. dagegen, mit den Medien, gegen Medien, veranstaltet, und mitten drin sind natürlich die Politiker. Der Druck durch die Terroranschläge erzeugt einen Gegendruck in der westlichen Gesellschaft, der wiederum einen starken Gegenwind für den Islam in Europa zur Folge hat.
Die Konsequenz an der ganzen Geschichte ist nun scheinbar, dass das "ewige Pendel" offenbar nun extrem in die andere Richtung ausschlägt. Ignorierten Gesetzgeber quer durch die westliche Welt mehr oder weniger über Jahre Bedenken in der Bevölkerung, so überschlagen sie sich jetzt in typischer Anlaßgesetzgebung. Der Britische Premier Cameron etwa, fordert gar eine gänzliche Überwachung eines entschlüsselten Datenverkehrs.
Gegenbewegungen entstehen also auf Seiten des Gesetzgebers, wodurch die über Jahrhunderte erkämpften Bürgerechte auf Meinungsfreiheit, Freiheit vor staatl. Überwachung etc. womöglich untergraben werden. Auf der anderen Seite, jener der Bevölkerung, entsteht eine Gegenbewegung, die einer schleichenden Islamisierung Einhalt gebieten will, mit der großen Gefahr, einer "Gegen Radikalisierung" die bis zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen ausarten könnte.
Muss in unserer Welt immer erst eine Katastrophe passieren, damit in der jeweiligen Kategorie "was weitergeht?" Und erfolgt dann immer in der Art des "ewigen Pendels" eine übereilte bzw überzogene Gegenbewegung?
So etwa auch bei den ABS Lawinensystemen.....
Seit Menschen im winterlichen Gebirge unterwegs sind, sind sie mit der Gefahr durch Lawinen konfrontiert. Selbst heute noch, können Lawinen nicht zuverläßig vorhergesagt werden. Durch professionelle Ausbildung kann man die Gefahr bestenfalls abschätzen, was wiederum ständigen Umgang mit einer latenten Angst im Gelände bedeutet.
Seit Jahrzehnten gibt es bereits die deutsche Firma ABS. Jahrzehntelang versuchte man das System am Markt zu etablieren und mit allen Mitteln zu einem Sicherheitsstandard zu machen. Manchmal wurde dabei auch die Grenze zur Seriösität überschritten. So wurde z. B. jedem eine "Gratis Auslöseeinheit" im Wert von ca. 40 Euro versprochen, der einen Unfallbericht über eine Rettung aus einer Lawine einsenden würde. Da man solche Systeme regelmäßig zu Wartungszwecken auslösen muss, und weil es, vor allem bei Gelegenheits-Tourengehern, regelmäßig auch Fehlauslösungen gibt, wurde die Firma regelrecht mit solchen Berichten "bombardiert".
Erst als der Alpenverein als Verbriebspartner einstieg, konnte man aber dann halbwegs relevante Verkauszahlen erreichen. Insgesamt blieb das ABS System trotzdem etwas Exotisches, und der Anschaffungspreis exorbitant hoch.
Am 17. Februar 2012 änderte sich schlagartig alles. Es herrschte Lawinenwarnstufe 4 am Arlberg
und Prinz Friso von Oranien - Nassau ging mit seinem Schilehrer ins Gelände. Bei dem darauf folgenden Lawinenunglück in Lech am Arlberg überlebte der Schilehrer mittels ABS System, Prinz Friso, ohne ABS System unterwegs, fiel ins Koma und starb eineinhalb Jahre später.
Die internationalen Medien, allen voran natürlich der Boulvard und die Klatschpresse, stürzten sich auf die Katastrophe. Jedes Magazin, jeder Fernsehsender berichtete über den Unfall und das scheinbar lebensrettende ABS System.
Der Medienrummel und die damit verbundene Kampagne für das ABS System hatten zur Folge, dass die Firma ABS innerhalb kürzester Zeit mit ihren Produkten ausverkauft war.
Natürlich sind sofort auch andere Ausrüstungsfirmen aufmerksam geworden und schlagartig wurden mehrere Konkurrenzprodukte entwickelt. Sämtliche am Markt befindliche ernstzunehmende Rucksackfirmen hatten plötzlich eine Partnerschaft mit einem ABS Hersteller, und der Markt begann zu explodieren.
Heute fragen sich so manche potentielle Freerider oder Schitourengeher, ob man ohne ABS Systeme überhaupt sicher genug unterwegs sein kann.
Ist also durch die Katastrophe am Arlberg ein eher exotisches Rettungssystem urplötzlich das ultimative Allheilmittel bei einem Lawinenunfall geworden?
Stark vereinfacht sieht die Gemeinsamkeit also so aus:
Terroranschläge - Medienkampagne - Aufmerksamkeit - überzogene, oft nicht bedachte Folgen
Unfall Prinz Fiso - Medienkampagne- Aufmerksmkeit - überzogene, oft nicht bedachte Folgen
Meine Meinung zu den diversen ABS Airbag Lawinensystemen:
Grundsätzlich ist ein "Mehr" an Sicherheit beim Bergsteigen bzw. im freien Schiraum immer zu begrüßen. Die Airbag Systeme bieten in manchen Fällen tatsächlich einen Vorteil. Zu einer seriösen Beurteilung müssen den Vorteilen aber auch die möglichen Nachteile immer gegenüber gestellt werden.Airbag Systeme funktionieren n i c h t, wie ein "Wasserball im Wildbach", sondern aufgrund inverser Segegration, was "Entmischung eines Granulates" bedeutet. Und zwar in der Weise, dass die größeren Teile nach der Entmischung oben liegen, die kleineren, feineren unten.
Aufgrund der aufwendigen Technologie sind auch Fehler im System möglich. Diverse Rückrufaktionen verschiedener Hersteller in letzter Zeit bestätigen das. Nicht vollständig aufgeblasene Ballons, zerissenes Ballongewebe, Probleme mit Kartuschen oder Auslöseeinheit im Griff usw.
Das System verlangt von einem Durchschnittsmenschen (Maßfigur) in einer absoluten Krisensituation (=Lawine) eine bewusste Reaktion (Auslösen).
Um sich bei Berichten über Rettung aus Lawinen durch Airbags seriös eine Meinung bilden zu können, ist es unumgänglich, die gesamte Situation zu untersuchen. Hat etwa nicht nur der Airbag aus der Lawine herausgeschaut? Wäre der Schifahrer auch ohne Airbag an der Oberfläche geblieben? Bei Lawinen in einem flacher und breiter nach unten endenden Hang ist dies öfters der Fall.
Wie ist die Wirkung eines ABS Systemes in einem trichterförmigen Lawinenhang, also einem Graben, wenn ich spät auslöse?
Nicht zuletzt möchte ich noch auf eine Parallele im Straßenverkehr hinweisen:
Noch nie waren Autos mit derart vielen "passiven Sicherheitssystemen" ausgestattet. Und noch immer gelten aber die Reglen der Physik wenn man zu schnell in eine Kurve fährt, fliegt man einfach raus. Es gibt also noch immer Autounfälle.
Auch im Straßenverkehr gibt es das psychologische Phänomen der Risiko Kompension. Diese läuft unbewusst ab. Dabei geht der Lenker eines Fahrzeuge ein erhöhtes Risiko ein, da er im Glauben ist, dass die diversen Sicherheitsfeatures in seinem Auto das schon kompensieren.
Analog kommt es auch im Gelände zu einer Risiko Kompension.
Ist man mit einem ABS System ausgestattet, so verhindert dies keineswegs in jedem Fall eine Verschüttung. Selbstverständlich muss daher eine Standard Lawinenausrüstung aus Pieps, Schaufel und Sonde immer mitgeführt werden.
Zusammengefasst ist meine Meinung: ABS kann in bestimmten Fällen ein Sicherheitsplus bedeuten. In keinem Fall aber bringt es eine absolute Sicherheit, wie dies in der Werbung dafür oft suggeriert wird.
links zu Airbag Rückrufaktionen:
http://www.bergsport-korak.at/RUECKRUFAKTIONEN-BERGSPORT
http://www.alpinesicherheit.at/de/Lawinenairbags-Mammut/
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