Freitag, 30. Januar 2015

PIN - Schibindungen und Lawinen

unbeschwertes Genießen

Vor 30 Jahren hatte Fritz Barthel die geniale Idee: Den Schischuh nur durch zwei seitlich am Schi angebrachte, horizontal ausgerichtete Zapfen (pins) am Schi zu befestigen. Der Schuh ist dann wie das Scharnier einer Türe am Schi fixiert. Zur Abfahrt wird dann der Schuh an der Ferse am Schi befestigt. Keine Firma wollte das Prizip umsetzen und vermarkten, nur die damals kleine Schischuhfirma Dynafit sprang auf den Zug auf. Es folgte eine revolutionäre Entwicklung, und heute sind die verschiedenen Dynafit Bindungsmodelle weltweit ein Begriff.

Dynafit
Marker

      
 
Fritschi


Seit das Patent vor einigen Jahren ausgelaufen ist, haben sich viele Firmen mit der Weiterentwicklung des Systems befasst. Selbst der  eingefleischter Plattenbindungsspezialist und die weitgehend dominant am Markt vertretene Firma wie Fritschi, ist auf das Pferd "PIN Bindung" aufgesprungen.

Die einfachsten Ideen sind oft die genialsten. Am Anfang nur belächelt, später von ein paar Fanatikern verwendet, ist heute dieses Grundprinzip Basis für nahezu jede Tourenbindung.

Hat nun so eine PIN Bindung nur Vorteile? Vordergründig ist dem so, vor allem wenn man nur auf das Gewicht schaut. Auch der optimale platzierte Drehpunkt zum Abrollen des Fusses beim Gehen ist sicher ein Vorteil, vor allem bei langen Touren.

Es gibt jedoch auch wichtige Nachteile:
Das Einsteigen in so eine Bindung erfordert doch etwas Geschickichkeit, erst recht, wenn man in tiefem Schnee gestürzt ist, und den Schi nicht auf einer harten Unterlage schön ausrichten kann. Solche PIN Bindungen sind also nur etwas für geübtere Schifahrer. Anfänger im Schitourenbereich, oder im Tiefschnee weniger geübte Schifahrer, sind sicher mit einer Rahmenbindung besser bedient.

Schneebrett bricht meist oberhalb des Schifahrers
Wie schaut es nun in Hinsicht Sicherheit aus? Praktisch alle PIN Bindungen müssen für den Aufstieg verriegelt werden. Die Federkraft der PIN Stifte reicht nicht aus, um den Schuh bei harten Querungen oder bei Spitzkehren zu fixieren. Deshalb gibt es eine Fixierfunktion, mittels der die Bindung fix verriegelt werden kann. Ein Öffnen wie im Falle eines Sturzes von Sicherheitsbindungen verlangt, kann es dann nicht geben.

Lawinen pflegen aber nicht zu unterscheiden, ob ein Schitourengeher sich im Aufstieg befindet oder sich bereits im Abfahrtsmode befindet.

In allen klassischen Lawinenausbildungen wird gelehrt, dass es enorm wichtig ist, im Falle einer Verschüttung die Schier und Stöcke so rasch wie möglich los zu werden. Ansonsten wirken vor allem die Schier wie Anker und der Schisportler ist in seiner Bewegung enorm eingeschränkt.

Ich selbst wurde einmal von einer  Lawine verschüttet. Dabei hatte ich das große Glück, dass ich aus meiner Fritschi Rahmenbindung im Stress des Ereignisses einfach heraussteigen konnte. Die Bindung war zwar sehr hart eingestellt, aufgrund des schweren Schnees und dem damit verbundenen "einbetonieren" der Schier, war dieses "Heraussteigen" aber möglich. Die Stöcke, die ich niemals in den Schlaufen trage, ließ ich einfach fallen. Dadurch hatte ich, schon bevor ich vollständig in den Schneemassen begraben wurde, völlige Handlungsfreiheit an Händen und Füssen. Diesen Umstand verdanke ich wohl mein Leben. Hätte ich eine verriegelte PIN Bindung gehabt, wäre der Unfall sicher nicht so glimpflich ausgegangen.

Die Problematik von Lawinensituationen im Aufstieg wird meiner Meinung nach in der Lawinenkunde Ausbildung viel zu wenig gewürdigt. Besonders das Verriegeln von Schibindungen ist eine gängige Sitte, wobei sich die Akteure des Risikos offenbar nicht bewußt sind!!

Am kommenden Wochenende werden halbwegs schöne Wetterbedingungen vorausgesagt. Bei den intensiven Schneefällen der letzten Tage verbunden mit dem heftigen Wind heute, werden etwas "wilde Bedingungen" draußen herrschen. Besonders am ersten schönen Tag nach Neuschneefällen ist das Lawinenrisiko extra groß. Ich hoffe, dass die vielen Tourengeher und Schisportler im Gelände auch extra vorsichtig unterwegs sind, und somit weniger Unfälle als erwartet, passieren.



Dienstag, 27. Januar 2015

....und ein weiterer Meilenstein in Patagonien

Patagonien - Wunderland der Abenteuer Alpinisten oder die "inverse Torre Traverse"


Wer die Geschichte des Bergsteigens in Patagonien kennt, den wundert die Entwicklung, die diese einzigartigen Region gemacht hat, nicht.

Die Route der ersten Überschreitung der Torres 2008

die Route der neuen, "umgekehrten Überschreitung" der Torres, von Westen gesehen

Schon Walter Bonatti verbrachte Wochen, ja Monate in dieser herrlichen Landschaft. Er lieferte sich einen interessanten Wettlauf mit Cesare Maestri um die Erstbesteigung des Cerro Torres. Bonatti versuchte es von der Westseite her. Von dieser Seite gelangt Jahre später Ferrari und Ragni die erste gesicherte Besteigung des Cerro Torres.
Die Besteigungsgeschichte der verschiedenen Versuche Maestris mit Toni Egger, später mit einem rein italienischen Team und dem legendären Kompressor sind Highlights in der Alpingeschichte.

Den Red Bull Film über die erste freie Begehung der Maestri Route wird jeder Berginteressierte in den Kinos gesehen haben. Die Entwicklung des Bergsteigens geht munter weiter. So habe ich vor einiger Zeit über eine "free solo Begehung" der Ragni Route durch Markus Pucher bei totalem Schlechtwetter berichtet. Bleibt da noch Platz für zusätzliche Abenteuer?

Offensichtlich genug. Bereits 2008 gelang Colin Haley mit Rolandi Garibotti die erste Überschreitung der drei berühmten Türme. Damals war die Elite des Bergsteigens in El Chalten versammelt, um die erste  Überschreitung der Torres zu machen. Unter anderem die Huber Brüder und auch der Schweizer Stephan Siegrist.
Rolando Garibotti, der mittlerweile in El Chalten lebt, hat gemeinsam mit Colin Haley aus den USA dann den Wettstreit für sich entschieden. Die Verhältnisse waren nicht optimal und das Wetter - patgonisch halt. Wie auf dem Bild oben ersichtlich, gelangt die Traversierung von Torre Standhardt, Punta Herron, Torre Egger und Cerro Torre.

Jänner 2015

Unter den extremen Kletterern in Patagonien wurde nach 2008  die "umgekehrte Überschreitung der Torres" diskutiert und auch probiert. Der erste Versuch dieser Variante der Torre Traverse datiert zurück ins Jahr 2012. Der Norweger Björn Eivind Artun und Chad Kellogg mussten ihren Versuch jedoch abbrechen. Tragischer weise starben Björn Eivind Artun in Norwegen und Chad Kellogg in Patagonien durch Steinschlag.

Um die Bergsteiger dieses ersten Versuches, bzw. sie als "Ideen Geber" zu ehren, tauften Colin Haley und Marc-André Leclerc ihre "umgekehrte Torre Traverse "Oso Buddha Traverse". Oso ist die spanische Version des Vornamens Björn (Bär) von Artun, und Buddha war der Spitzname von Chad Kellogg.



Wie verlief nun dieses Abenteuer im Detail?

Bildquelle Colin Haley, man beachte die am Gurt fixierten Schuhe und Steigeisen!


Bei typisch patagonischem Regenwetter stiegen die beiden zum Nipponino Camp auf der Ostseite der Torres auf. Nachdem sich das Wetter an den Wetterbericht hielt, konnten sie am nächsten Tag über den Col Standhardt bis knapp unter dem Col de Esperanza vordringen. Am nächsten morgen erreichten die beiden beriets knapp vor 12 Uhr Mittags über die Ragni Route den Gipfel des Cerro Torres. Erst um 6 Uhr abends starteten die beiden ihre Abseilfahrt über die Nordseite des Cerro Torres um nicht in der Gefahr des Eisschlags in der Nachmittagshitze ausgesetzt zu sein. Sie biwakierten in etwa in der Scharte zum Torre Egger, den sie am nächsten Tag über die Route Venas Azules und die letzten Seillängen über die Amerikaner Route erreichen konnten.

ein Bild sagt mehr als tausend Worte - extreme Kletterei, Archiv Haley


Das zweite Biwak erreichteten sie knapp unterhalb des Gipfeleispilzes des Torre Egger. Am nächsten Tag stand die nächst Abseilfahrt bevor. Über eher "leichtes" Gelände erreichten sie die Punta Herron und seilten danach über die Route Spigolo dei Bimbi in den Col zwischen Punta Herron und Torre Standhard ab. Dabei verhängte sich das Seil und sie verloren etwas Zeit. Nach drei neuen Seillängen erreichten sie die Route El Caracol über die sie schließlich auf den Torre Standhardt kamen. Die letzte große Abseilerei ging schließlich über die Route Exocet wieder in den Col Standhard, über den sie wieder nach Süden absteigen konnten.

Für mich ein weiteres tolles Abenteuer. Kalkuliertes Risiko und eine Richtung, die maßgeblich für ein "sinnvolles Weiterentwicklen" des Bergsteigens steht. Hut ab und Gratulation den beiden Protagonisten!!





Freitag, 23. Januar 2015

Alpin Journal: Wie kann man vom Bergsteigen leben?

Alpin Journal: Wie kann man vom Bergsteigen leben?: Vielleicht habt ihr Euch auch schon mal die Frage gestellt, wie man vom Bergsteigen leben kann. Es gibt natürlich auch in diesem Bereich ver...

Wie kann man vom Bergsteigen leben?

Vielleicht habt ihr Euch auch schon mal die Frage gestellt, wie man vom Bergsteigen leben kann. Es gibt natürlich auch in diesem Bereich verschiedenste Möglichkeiten:
Als Bergführer vom Bergsteigen leben können, Foto: Jozef Kubica

Möglichkeit 1:
Man versucht möglichst "wilde", also gefährliche Dinge in den Bergen zu machen, überlebt aber dann oft eher nur durch Zufall, kommt so in die Schlagzeilen und macht dann darüber Vorträge und schreibt Bücher.

Möglichkeit 2:
Man kann weit überdurchschnittlich gut fotografieren, begleitet Personen (siehe oben), überlebt aber schon eher durch Berechnung und hat ein Einkommen durch Verkauf der Bilder.

Möglichkeit 3:
Man konzentriert sich aufs Filmen. Es gibt nur relativ wenig professionell ausgebildete Kameramänner, die in der Lage sind, in exponiertem Gelände und unter schwierigsten Bedingungen eine Profi - Filmkamera zu bedienen.

Möglichkeit 4:
Man macht die Ausbildung zum staatlich geprüften Profi - Bergführer und lebt davon, Hobby Bergsteigern die Berge näher zu bringen. Sei es in der Ausbildung oder auch bei reinen Führungstouren. Der Vorteil liegt auf der Hand: man lebt dann nicht davon, möglichst gefährliche "Aktionen" in den Bergen zu machen, sondern vom "Sicherheitsbergsteigen". Hat man Glück und kann man "gute Gäste" an sich binden, so besteht auch die Möglichkeit wirklich entlegene und exponierten Expeditionen zu veranstalten.

Bei allen Möglichkeiten vom Bergsteigen zu leben, muss man aber seine "Leistung" verkaufen, also auch anpreisen. Dabei ist natürlich der Kreativität jedes Einzelnen keine Grenze gesetzt. Natürlich hat das Internet auch hier einen enormen Stellenwert. In der "Vor-Internet-Zeit" war man auf Hochglanz Magazine und Vorträge angewiesen. Diese beiden haben stark an Bedeutung eingebüßt. Dafür wird es immer schwieriger im Internet noch aufzufallen. Seit der Massenvermehrung der Go Pro Kameras und dem Etablieren von Kanälen wie "Youtube" sind die diversen Videos inflationär geworden. D. h. immer mehr mit immer geringeren "Wert".

Wie schaut es nun im Detail bei Möglichkeit 1, den "Profi - Bergsteigern" aus?

Für die Akteure ist es also heute wieder schwieriger in einem boomenden Massen Segment, wie dem Internet, aufzufallen. Meiner Meinung nach ein besonders trauriger Fall ist hier der Amerikaner Dean Potter. Er hat spektakläre Dinge gemacht: immer wilder, immer noch gefährlicher.  Was viele "Profi - Bergsteiger" übersehen, ist die Tatsache, dass sie Jahr für Jahr ihre eigene "Leistung" wieder "toppen" müssen, um aufzufallen. Und schon ist die nahezu tödliche Spirale, der selbstauferlegte Druck, im Gang.
Im Falle von Dean Potter ging das bis zu haarsträubenden free solo Slackline Begehungen und BASE jumps aus free solo gekletterten Routen. Wie sollte er da noch eine Steigerung erreichen? Irgendwann ist der Plafond erreicht.
Dean Potter wählte eine - meiner Meinung nach wirklich verkrampfte - Variante: den BASE jumg mit seinem kleinen Hund Whisper im Gepäck. Wo ist die Grenze?

http://adventureblog.nationalgeographic.com/2014/05/27/video-when-dogs-fly-dean-potter/

Auf der anderen Seite gibt es aber auch Profi Bergsteiger, die es viel ruhiger angehen. Mittlerweile sehr bekannt ist der Tiroler Hansjörg Auer. Er kann als North Face Athlet vom Bergsteigen leben und mir ist bis dato keine "verkrampfte Aktion" bekannt.  Er hat es geschafft, mit seiner Leistung, ich denke hier hauptsächlich an eine free solo Begehung des "Fisch" (ca. 9) an der Marmolada, in ein Athleten Team eines Konzernes zu kommen. Ähnlich gelagert ist die Situation bei David Lama, der bekanntlich von einem großen Getränke Konzern gesponsert wird.

Möglichkeit 2, Fotografieren:
hier gibt es eine Reihe von bekannten Fotografen, die sich auf das Bergsteigen bzw. die Akteure spezialisiert haben. Bekannt ist im deutschsprachigen Raum der Österreicher Heinz Zak. Er ist selbst begnadeter Kletterer und von vielen Stars seit vielen Jahrzehnten quasi der "Leibfotograf". Beeindruckend sind seine Bilder etwa von Alex Huber in der Salathe oder der seiner free solo Begehung der Hasse Brandler (etwa 8) an der Großen Zinne. Der Schaldminger Herbert Raffalt ist gleichzeitig auch Bergführer und ist vor allem für seine gelungenen Landschaftsaufnahmen bekannt geworden.

Möglichkeit 3 Filmen:
international hat es Robert Schauer aus Graz bis in die "höchste Liga" geschafft. Er hat nicht nur eines der renomiertesten Bergfilmfestivals der Welt gegründet ( Grazer Bergfilmfestival), sondern war auch Kameramann bei internationalen Großproduktionen am Mt. Everest (1996 IMAX, usw.)

http://www.mountainfilm.com/de/2014/

Ich persönlich hatte das Glück, mit Wolfi Thomaseth aus Südtirol auf drei Expeditionen zu arbeiten. Wofi war Jahrzehnte lang mit Reinhold Messner unterwegs und hat auch für das italienische Fernsehen RAI einige Produktionen gemacht. Axel Bierbaum, auch er staatlich geprüfter Bergführer und an der Filmhochschule ausgebildeter Kamermann, wird immer wieder bei Fernsehproduktionen eingesetzt.

Möglichkeit 4 Bergführen:
Mit meinen Freunden Heli Steinmassl und Heli Mittermayer hatte ich im Winter 1989 ein Schlüsselerlebnis am winterlichen Mt. McKinley. Bei dieser Tour wurde uns nachträglich klar, dass wir nicht nur aus Berechnung, Training und Können überlebt hatten, sondern auch ein Riesenglück gehabt hatten. Uns wurde klar, dass man bei dieser Art Bergsteigen, ich nenne es mal "Risiko Bergsteigen", eine relativ hohe Chance hat, dabei zu sterben. Daher beschlossen wir, fortan vom "Sicherheits Bergsteigen" mit Gästen zu leben.

Für viele scheinen die Vorteile dieses Lebensstiles zu überwiegen. Man ist viel in der Natur, arbeitet meistens mit fröhlichen Menschen in ihrem Urlaub, und kann seinen Lieblingssport nahezu täglich ausüben. Es gibt jedoch auch Nachteile. Ich denke da etwa an Verletzungen, oder die starke Abhängigkeit von der Großwetterlage. Mir persönlich ist es gelungen mit laserer-alpin.at eine Firma am Markt zu etablieren, und dadurch die Nachteile abdämpfen zu können.

www.laserer-alpin.at

Mittwoch, 21. Januar 2015

Alpin Journal: Mitglieder Piraterie - oder ein Erlebnis der beson...

Alpin Journal: Mitglieder Piraterie - oder ein Erlebnis der beson...: "Wildkamera" eindeutig zur Kotrolle eines Wanderweges ausgerichtet hightech Geräte der besonderen Art, mit "direktem D...

Mitglieder Piraterie - oder ein Erlebnis der besonderen Art in einem Wiener Sportgeschäft

Bildunterschrift hinzufü"Wildkamera" eindeutig zur Kontrolle eines Wanderweges ausgerichtetgen

hightech Geräte der besonderen Art, mit "direktem Draht" aufs Handy der Jäger

Zugegeben, es ist schon zwei oder drei Jahre her. Ich war zufällig in Wien und beschloss ganz spontan dem größten Sport-Einkaufstempel der Region einen Besuch abzustatten. Damals noch unter dem Label eines bekannten Familienunternehmens, heute jedoch bereits im Besitz einer internationalen Diskonterkette. Es war gerade Vor-Weihnachtszeit und dementsprechend dicht bevölkert von potentiellen Sportlern war das riesige Geschäftslokal.

Ich schlenderte durch das Geschäft, als sich plötzlich ein Mann vor mir aufbaute. Keine Chance um unauffällig zu entwischen. "Sind Sie schon beim Alpenverein?" wurde ich angesprochen.
"Selbstverständlich", antwortete ich überrascht. "Werden Sie noch heute Mitglied der Sektion Edelweiss, und Sie sparen sich den Mitgliedsbeitrag für das laufende Jahr", wurde ich rücksichtslos weiter bearbeitet. "Aber ich bin doch schon bei der Sektion Bad Goisern, bei der Ortsgruppe Gosau, um genau zu sein", konnte ich gerade noch unbeholfen stottern. "Wenn Sie jetzt zur Sektion Edelweiss wechseln, bekommen Sie hier gleich kostenlos ein Glas Sekt", blieb der Keiler gnadenlos "drauf" auf seiner Linie. Langsam wurde ich jetzt wirklich wütend. Was will der von mir? "Wenn Sie hier unterschreiben, erledigen wir den Rest der Bürokratie für Sie als Service.
Nun platzte mir entgültig der Kragen. "Ich werde nicht wechseln und habe das auch nicht vor!" antwortet ich etwas lauter und wirklich erbost.

Was sind denn das für Methoden? dachte ich mir damals. Eine Großsektion will also noch größer werden und auf Kosten von den vielen kleinen Sektionen wachsen. Diese können sich gegen so eine Vorgangsweise gar nicht wehren. Wozu benötigen die das überhaupt? Eh klar, mehr Mitglieder bedeuten mehr Budget und mehr Budget bedeutet mehr Macht und diese wiederum bessere Karten im Poker mit dem "Gesamt Verein" in Innsbruck.....

Interessant wäre es heute zu wissen, wieviele von den sicherlich über 10.000 Mitgliedern der Sektion Edelweiss heute, bereits vorher Mitglieder einer kleinen Sektion des Alpenvereins waren.

Überhaupt wäre es interessant zu wissen, wieviele der "Neumitglieder" von kleinen Sektionen zu großen Sektionen abgeworben wurden.

Dieser Vorfall bestärkte mich in meiner Meinung: bei kleinen Sektionen geht es ums Bergsteigen, um Jugendarbeit sowie einem attraktiven Programm. Bei Großsektionen geht es nur um eines: Macht und Geld! Nach wie vor bin ich der Meinung, dass solche Riesensekionen in kleinere Einheiten zerschlagen werden sollten.

Es gibt mit Sicherheit wichtigere und interessantere Aufgaben für den Alpenverein, als sich gegenseitig Mitglieder abzujagen.

Eine wesentliche Aufgabe des Alpenvereinse sehe ich im gesellschaftlichen Bereich im Lobbying für Mountainbiker bzw. für die Wegefreiheit. Es ist ein Armutszeugnis, dass sich erst diverse private Plattformen bilden müssen, um etwa alle Forststraßen in Österreich für  Radfahrer frei zu geben. Dazu wäre nur eine einfache Gesetztesänderung bezüglich Haftung der Grundbesitzer notwendig.
Auch die Jagdlobby versucht ständig illegale Sperrgebiete zu errichten, behördlich nicht genemigt, unzureichend gekennzeichnet und oft nicht befristet.

Auch das Thema Wildüberwachungskameras, die eigentlich Wegeüberwachungskameras heissen müssten, sind doch ein wichtiges Thema. Wenn die Polizei irgendwo Überwachungskameras installieren will, so ist sie mit strengsten Datenschutzvorschriften konfrontiert. Die Kameras in unseren Wäldern und  die Überwachung der Wanderwege nimmt schön langsam echte Dimensionen an. Wie ist die Haltung des Alpenvereins zu diesem aktuellen Thema?

Im übrigen bin ich der Meinung, dass die Riesensektionen mit mehr als 10 000 Mitgliedern, bei denen es nur um Macht und Geld geht, in kleinere Einheiten zerlegt werden sollten.

Wie ist eure Meinung dazu?



Montag, 19. Januar 2015

Hat die Vermarktung "alpiner Großtaten" einen Einfluss auf deren "alpine Wertigkeit"?

Hat die Vermarktung "alpiner Großtaten" einen Einfluss auf deren "alpine Wertigkeit"?

Versuch einer Analyse an Hand von den zwei jüngsten "Alpinen Großtaten":

 

MtMcKinley im Winter, wirklich hart. Foto: Heli Steinmassl

Erste freie Begehung der Routenkombination "New Dawn und Mescalito" am El Capitan im Yosemite durch die beiden Tommy Caldwell und Kevin Jorgeson.

der El Capitan im Yosemite
Zwei amerikanischen Kletterern gelang es ohne sich an einem Haken an der Wand zu halten, jedoch am Seil gesichert, nur an Felsunebenheiten und Rauhigkeiten fortbewegend, eine weitere Route am El Capitan "frei" zu erklettern. So entstand die vielleicht schwierigste Klettertour der Welt mit 7 Seillängen im 10 ten und 11 ten Schwierigkeitsgrad, und 25 weiteren Seillängen. Dabei bildete sich  eines der größten Medienspektakel in der Geschichte des Bergsteigens. Sogar der amerikanische Präsident gab einen öffentlichen Kommentar dazu ab.


Lonnie Dupre, Archiv Dupre

Iglu am Denai, Archiv Dupre
kurz vorm Kahiltnapass, Archiv Dupre

 

 

 

 

 

Die erste Winter Solo Besteigung im Jänner des kältesten Berges der Welt, dem Mt. McKinley oder Denali durch Lonnie Dupre.

Einem anderen Amerikaner ist es gelungen, mitten im strengsten Winter Alaskas als erster Mensch alleine im Jänner auf dem Gipfel des "kältesten Berges der Welt", dem Mt. McKinley  zu stehen. Im Jänner ist die Temperatur am kältesten (so um die - 60 C) und die Tage sind noch dazu extrem kurz. Der Japaner Uemuri ist bei einem ähnlichen Versuch 1984 verschollen. Vern Tejas gelang die erste Wintersolobesteigung 1988 in 28 Tagen, aber im März, bei deutlich längerem Tageslicht. 16 Menschen waren bis dato im Winter am Mt. McKinley, 6 sind dabei umgekommen.


Selbstverständlich handelt es sich bei diesen beiden Leistungen um zwei "Aktionen" in völlig verschiedenen alpinen Disziplinen. Hier eine reine akrobatische Felskletterleistung und dort eine entlegene Bergtour auf einem knapp 6200 m hohen Gipfel nahe des Polarkreises in Alaska.

Kann man das überhaupt vergleichen?
Die Leistungen an sich selbstverständlich nicht. Es ist etwas völlig Anderes jahrelang - in diesem Fall sogar rund 7(!) Jahre - an einer einzigen Kletterroute und diversen, sicherlich tausenden akrobatischen Kletterzügen zu tüfteln, oder nach 4 Versuchen in 5 Jahren, endlich Wetter und persönliche Verfassung "auf Gleich" zu bringen und bei extremen Temperaturen und Stürmen nach Wochen in der winterlichen Wildnis der Alaska Range einen über 6000 m hohen Gipfel zu erreichen.

Der El Capitan im Yosemite Valley liegt inmitten eines amerikanischen Nationalpark, ca. 400 km östlich von San Francisco, also in Kalifornien. Der Einstieg der Routen ist in ca. 20 min vom Auto an der Straße erreichbar.
Durch die leichte Erreichbarkeit waren Kletterer immer schon im Fokus von zahlreichen, ja buchstäblich Millionen Touristen (3,5 Mill. jährlich um genau zu sein) und natürlich auch zahlreicher Journalisten. So wurde Warren Harding nach der Erstbegehung der berühmten Route "Nose" bereits im Jahre 1953 von Journalisten am Gipfel erwartet. Auch sein legendärer Gegenspieler Royal Robbins wurde nach seiner Solobegehung über mehrere Wochen der John Muir Wall von Journalisten am Gipfel des El Capitan erwartet. Die Brüder Huber hatten dann anläßlich ihrer Kino - Filmproduktion gar die Route "Nose" rund 4 Wochen lang quasi "blockiert".

Einen riesen Medienwirbel hat es bei allen leicht erreichbaren Bergen immer schon gegeben. Auch bei den diversen Eiger-Geschichten waren Fernsehteams und Reporter en masse auf der Kleinen Scheidegg anwesend. Sogar bei bahnbrechenden Begehungen an den Drei Zinnen waren die Medien in der "Alpingeschichte" schon präsent. Ich denke da nur an die verschiedenen Direttissimas oder Routen durch die Dächer der Westlichen Zinne.

Naturgemäß ist der Medienrummel anläßlich einer Winterbesteigung in der Alaska Range verschwindend. Erstens weil das unendlich weit weg ist, und zweitens, weil kein Mensch die Alaska Range im Detail überhaupt kennt. Hier beisst sich die Katze wieder in den Schwanz. Die Alaska Range kennt also kaum einer, weil nicht berichtet wird usw.  Oder ist das gar ein "Gödel`sches Problem" nach dem Motto: "ein Lügner sagt, ich lüge nicht" - was stimmt jetzt?
Walter Laserer bei einer seiner 9 Mt McKinley Expeditionen

Und was ist jetzt?

Beeinflusst also die Berichterstattung über eine alpine Großtat jetzt deren "Wert", also die rein alpinistische Leistung?

Es werden und wurden großartigen Leisungen unter den Augen der Medien oder Filmproduktionen gemacht. Ich denke da nur etwa an David Lamas Cerro Torre Besteigung über die Kompressor Route. Und natürlich werden fantastische Leisungen völlig unbeachtet vollbracht, etwa die free Solo (also ohne Seilsicherung) Besteigung des "Fisch" (9. Schwierigkeitsgrad) in der Marmolada S Wand (1000m) durch Hans Jörg Auer.

Die reine Berichterstattung an sich wertet also  die jeweilige alpine Leistung natürlich in keinster Weise.

Aaaaaber:
es kommt natürlich immer auch darauf an, wie die Medienberichte zustanden gekommen sind. Wenn etwa ein Markus Pucher völlig alleine, bei totalem Schlechtwetter in der Bergwildnis Patagoniens auf einen technisch so extrem schwierigen Berg wie den Cerro Torre klettert, so hat das natürlich eine völlig andere Qualität und auch Wertung in meinen Augen, als wenn jemand unter den surrenden Kameras aus einem Hubschrauber beobachtet am selben Berg klettert. Auch wenn die Routen unterschiedlich schwierig sind. Es ist halt schon was anderes wenn ich im Notfall niemand habe, nicht mal einen Gefährten zum Reden, der mir helfen könnte. Als wenn ich 50 m von einem Hubschrauber entfernt unterwegs bin, und im Notfall nicht mal mehr jemand verständigen müßte, sondern gar ein simples Handzeichen genügen würde. 

Ähnlich ist die Situation mit dieser "Ausgesetztheit", diesem entgültigen "draußen" sein. Ich war selbst zwei Wochen im Winter alleine auf einem Gletscher in Alaska draussen. Wenn der nächste Mensch über hundert Kilometer weg ist, ist die Einsamkeit und damit das Naturerlebnis wesentlich intensiver, besonders in den langen Winternächten und den eiskalten und wilden Stürmen. 
Walter Laserer im Feb. 1989 am Gipfel des Mt. McKinley, Foto Heli Steinmassl, mit dabei war Heli Mittermayr

In unserem Fall der "Aktion" am El Cap ist also die Wand praktisch direkt neben der Straße, die 1000m hohe Wand ist völlig mit Fixseilen versehen. Reporter, Fotografen, Filmleute kommen täglich auf Besuch. Das ist  natürlich eine andere "Ausgesetztheit" als jene von Lonnie Dupre in Alaska.

Hier sein knappes originalstatement, das ich den Lesern nicht vorenthalten möchte:

t 2:04 p.m. January 11, 53-year-old polar adventurer Lonnie Dupre reached the 20,237-foot summit of Alaska’s Mount McKinley via the West Buttress route, finally succeeding after four attempts in the past five years and becoming the first person ever to summit the peak solo in January. McKinley, or Denali, is the highest peak in North America.

Dupre sent a SPOT message from the summit of Mount McKinley to his support team in Minnesota at 2:08 Alaska Standard Time on Sunday: “All OK. Doing well.” A few hours later, he sent a second message saying he was back at his high camp at 17,200 feet.
 

Die Berichte über die Tour am El Capitan sind praktisch nicht aufzählbar. Nahezu jede Zeitung und jeder Fernsehkanal hat darüber berichtet. 

Ich möchte daher hier nur stellvertretend jenen Bericht im ORF zeigen:



orf
Fast drei Wochen haben sie in einer steilen Felswand verbracht - nun haben zwei Freikletterer den berühmten Felsen El Capitan im US-Nationalpark Yosemite bezwungen.
Unter dem Jubel ihrer Angehörigen erreichten Tommy Caldwell und Kevin Jorgeson gestern Nachmittag (Ortszeit) den Gipfel der 900 Meter hohen Formation, die alljährlich von Millionen Touristen bewundert wird.
Es ist das erste Mal, dass Bergsteiger die Südwand ohne Hilfsmittel zum Klettern bezwangen. Der 36-jährige Caldwell und der 30-jährige Jorgeson waren allerdings mit Halteseilen ausgestattet, um Abstürze zu verhindern. Die Kletterer hatten ihren Aufstieg Ende Dezember begonnen. Sie übernachteten in Spezialzelten, die sie am Felsen befestigten.
Ihre Erlebnisse dokumentierten Caldwell und Jorgeson ausführlich in Sozialen Netzwerken, zudem wurden sie von zwei Fotografen begleitet. „Es geht hier nicht um einen Eroberungsversuch, es geht um die Erfüllung eines Traums“, twitterte Jorgeson vor der letzten Etappe. Der „Dawn Wall“ ist auch berühmt, weil er im Sonnenuntergang in besonders schönen Farben erstrahlt.


Wenn man diesen Artikel als Bergsteiger und Kletterer liest, wird eines sofort klar. Die Abstriche und damit der Preis an Qualität, den die Bergsteiger da zahlen, ist enorm. Man hat den Eindruck, dass die Berichterstattung völlig entglitten ist. Es wird bei Fachthemen in Massenmedien natürlich immer generalisiert. Und das geht auf Kosten von Genauigkeit, Wahrheit und damit letztendlich auf Glaubwürdigkeit. Gewinn ist auf der anderen Seite für die Akteure Bekanntheitsgrad und Ruhm, eventuell auch monetärer Gewinn durch volle Vortragssäle?

Dass der Qualitätsabstrich im Massenmedium bei einer Berichterstattung über ein Spezialthema wie es sogar unter Bergsteigern das Schwierigkeitsklettern darstellt,  keine österreichische Erfindung ist, beweist ein fb Eintrag von Stephen Venebles (= in etwa der Britische Reinhold M) aus England. Er kritisierte die dilettantische Berichterstattung in der BBC massiv.

Über Lonnie Dupres Besteigung wurde in Massenmedien nichts veröffentlicht. Die Berichterstattung - wenn überhaupt - findet in einschlägigen Fachmagazinen bzw. im Internet statt. Qualitätsabstriche oder Glaubwürdigkeitsprobleme hat er - im Vergleich zu Tommy Caldwell und seinem Gefährten am El Cap - überhaupt keine.

Beeinflusst also die Art der medialen Berichterstattung jetzt die Wertigkeit einer alpinen Leistung?

Was meint ihr zu dieser Thematik?

links:
 http://www.mprnews.org/story/2015/01/16/daily-circuit-lonnie-dupre

http://www.bbc.co.uk/programmes/p02h3phb

 http://orf.at/stories/2261296/

http://news.nationalgeographic.com/news/2015/01/150114-climbing-yosemite-caldwell-jorgeson-capitan/