Freitag, 2. Oktober 2015

Everest - der Film

Everest - der Film

oder schon wieder ein Film über den Mt. Everest


Zugegeben meine Erwartungshaltung war mehr als gering. Nach den vorangegangenen Hollywoodfilmen über Bergsteigen, wie etwa Cliffhänger oder Vertical Limit, war mein Vertrauen in die amerikanischen Filmemacher ins Bodenlose abgesackt. Zu sehr wurde auf Herz-Schmerz bzw sich "unrealistisch im T-Shirt im Schnee wälzende Muskelprotze" gesetzt. Gepaart mit den noch immer in den Medien präsenten Vorurteilen über Bergsteiger am Mt. Everest konnte da nur ein vollkommener Schwachsinn herauskommen.....

Das erste Mal als Bergführer am Mt. Everest, Mai 2006

Als technisch sehr interessierter Mensch bin ich aber schon immer vor allem den Neuerungen in  Foto- und Filmtechnik mit großer Neugierde begegnet. Schon die mittlerweile uralte IMAX Technik hatte mich beim Film über das Everstdrama von 1996 fasziniert. Unvergessen die Szene des Hubschrauberfluges hinein in das Khumbugebiet.....

Ehrlich gesagt konnte mich daher meine Frau Lisa nur durch das Argument der 3 D Technik in diesen Film locken. Irgendwie war ich dann doch gespannt. Eine Neuauflage eines Themas, dass bereits vor Jahren als Drama in den IMAX Kinos und den diversen alpinen und allgemeinen Massenmedien auf und ab vermarktet wurde, konnte doch keine platte Kopie sein. Was würden die Produzenten von "Everest" anders machen? Wie sich von der alten Produktion unterscheiden?

Das zweite Mal am Gipfel im Mai 2008

Die Bergsteiger und Gäste der Bergführer wurden damals (kurz nach 1996) ja unter anderem von einem gewissen Jon Krakauer allesamt als dumme und unfähige Figuren verleumdet. Ungeachtet der Tatsache, dass zum Beispiel ein gewisser Pit Schoening, als "Gast und Teilnehmer" im Team von Scott Fischer am Mt. Everest, selber immerhin den Gasherbrum I (8080m) erstbegangen hatte, sowie einen gewissen Mt. Vinson, immerhin der höchste Berg der Antarktis..... 

das Überqueren der Spalten auf den Aluleitern ist tatsächlich sehr gewöhnungsbedürftig

Wir haben uns den Film also doch angesehen. Eines gleich vorweg: Die 3 D Technik ist für einen Bergfilm einfach d e r Hammer. Die Landschaftsaufnahmen, von ohnehin einer der schönsten Landschaften der Welt, "kommen" in 3 D mit einer noch nie gesehenen Brillianz und Tiefe. Besonders beeindruckt hat mich die Szene einer Eislawine. Die Eisstücke scheinen direkt von der Leinwand in das Puplikum geschleudert zu werden. Unwillkürlich habe ich mich geduckt und versucht aus  zu weichen. Vielleicht hat mich mein Unfall mit einer Eislawine im Khumbu Eisbruch doch stärker geprägt als gedacht. Jedenfalls fühlte ich mich plötzlich um ein paar Jahre zurück versetzt und lange "verdaut geglaubte" Emotionen kamen in mir hoch. In einer anderen Szene glaubt man, dass das Fixseil direkt in die Zuschauerränge hinein verlängert wäre. 

der Hilarystep ist leichter als er aussieht, unangenehm sind allerdings die vielen alten Fixseile

Soviel zu den technischen Details. Nun  zum Inhalt. Wie oben schon erwähnt, war mir nicht ganz klar, wie eine bereits derart in allen Massenmedien der Welt widergekäute Geschichte neu auf die Leinwand gebracht werden könne. Man hat das Problem dahin gehend gelöst, dass es eigentlich eine Geschichte über die Bergführer Legende Rob Hall und dem dramatischen Abschied in einem durchgestellten Telefonat zu seiner Frau in Neuseeland geht. 

der Abstieg ist tatsächlich sehr mühsam, nach so einer langen Tour. Ohne Sauerstoff stirbt jeder Dritte, das entspricht einem Risiko wie jenem beim Basejumpen.....

An und für sich ist die Story also relativ banal. Gut herausgearbeitet finde ich allerdings die Emotionen. Zum Einen die Unsicherheit der Teilnehmer, ob sie den Gipfel schaffen und auch darüber ob es sinnvoll war soviel Geld für einen Gipfel zu bezahlen. Zum Anderen finde ich es sehr gut gelungen, wie die Bergführer, in diesem Fall halt reduziert auf Rob Hall und Scott Fischer, bereits im Vorfeld die Probleme erkennen. In der Umsetzung der Lösung - nämlich professioneller Zusammenarbeit - ist es damals offenbar zu diversen Ungereimtheiten gekommen, die dann eine der Hauptursachen für das spätere Drama darstellten. Heute wird übrigens unter den Profi Teams höchst professionell zusammen gearbeitet. Ich persönlich habe das jedenfalls so erlebt. Einmal bei meinem persönlichen Unfall im Khumbu Eisbruch  und auch bei der Rettungsaktion für einen Bergsteiger aus nahzu 8 400m Höhe.

Alles in Allem finde ich den Film, vor allem im Vergleich zu anderen Holywood Produktionen, durchaus sehenswert. Die befürchtete "Verkitschung" bzw. "Heroisierung" hält sich relativ in Grenzen und wird durchaus von den grandiosen Landschaftsaufnahmen und auch Action Aufnahmen in 3 D aufgewogen. Abschließend kann ich sagen, dass der Film für mich auch sein Geld wert war.

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