Mittwoch, 16. Dezember 2015

Mt Blanc Vertical Challenge - eine TV Reality Show im Schatten des Mt. Blanc


Nun ist es geschafft, alle Staffeln der "Alpin - Reality" Soap wurden in Italien ausgestrahlt. Wie von der Regie im Hintergrund gewollt,  gab es "Zickenkrieg" und Tränen bevor das Siegerpaar den Gipfel des höchsten Berges der Alpen unter den Augen von millionen Fernsehzusehern erklomm. Die üblichen Zutaten zu solchen Serien halt.
Gianluca Zambrotte (Fussballstar) gewann mit Giovanna Mongilardi als Bergfüherin die Reality Show

Einige Umweltorganisationen, vor allem Mountain Wilderness, hatten die Ausstrahlung heftig kritisiert. Auch ich war sehr, sehr skeptisch über den Erfolg einer solchen Sendung. (siehe auch: http://alpineneuigkeiten.blogspot.co.at/2015/08/reality-tv-in-den-westalpen.html) Im wesentlichen ging es dabei um Umweltschäden infolge des Massentourismus.


Der Präsident des italienischen Bergführerverband Cesare Cesa Bianchi hat nun einen interessanten Artikel über dieses Event veröffentlicht. Dabei hat er Aspekte angesprochen, die es verdienen näher betrachtet zu werden:

Nach einem Dank an die Bergführer (alle Vollprofis, also UIAGM, staatlich geprüft) der Show, kam er auf den wesentlichen Punkt für das Bergführerwesen:


Durch die auf Massentauglichkeit zugeschneiderte Show wurde einem breiten Publikum das wesentliche Betätigungsfeld eines Bergführers vor Augen geführt.


Man kann über so eine Show denken wie man will - es ist und bleibt eben nur eine Show, sagte Cesa Bianchi. Er möchte aber hervorheben, dass die Bergführer mit ihrer Professionalität gezeigt haben, was es bedeutet, eine Person in den Bergen zu begleiten.
Es war eine starke Botschaft an eine breite Öffentlichkeit - die vielleicht zum ersten Male überhaupt - damit konfrontiert wurde, was ein Bergführer überhaupt ist, was  sein Job ist, und was ihn antreibt eine so schwierige und gefährliche Arbeit zu machen.
Klar sei der Bereich der Bergführerarbeit, der in der Serie gezeigt wurde, nur ein kleiner Teil davon, der zudem fernsehtauglich verändert wurde.


Und doch ist schon dieser kleine Ausschnitt wichtig um zu verstehen, dass in die Berge zu gehen keine Aktivität ist, wo man autodidakt herumprobieren sollte. Sondern man solle doch die Kompetenz und Erfahrung eines Profi Bergführers in Anspruch nehmen. 

Dabei denke er  nicht an jene Menschen, die schon Bergsteiger sind, also die Berge und ihre Gefahren bereits kennen, setzte der Präsident der italienischen Bergführer fort. Er denke an diejenigen, die Berge bis jetzt nur von unten betrachtet haben, vielleicht schon einmal Wandern waren.  Für diese Menschen hat die Sendung ein Tor geöffnet, sie auf etwas neugierig gemacht, dass sie fasziniert und dem sie sich nun vielleicht annähern wollen.

Für die italienischen Bergführer hat diese Show eine Gelegenheit geboten, tausende Personen anzusprechen, das sollte nicht unterschätzt werden, wenn auch natürlich Kompromisse gemacht werden mussten. 
Er sei einverstanden mit dem was der Präsident des CAI, Umberto Martini sagte, - schließt Cesar Biancchi ab -  die Reality Show sei eben ein "Fernseh Spektakel" und keine Dokumentation.

Weiters erwähnte er noch, es wäre überhaupt falsch eine absolute Wahrheit bezüglich des Alpinismus und der hohen Berge zu suchen.  Es handle sich eben hier um eine Reality Show ohne alpinistische Ansprüche. 
 
Simone Moro war der technische Berater und Komentator der Show

Bei aller Kritik an diesem riesigen Fernsehspektakel muß ich Cesare Cesa Bianchi recht geben. Wir Bergsteiger neigen dazu, davon aus zu gehen, dass jeder Mensch einen ähnlichen Einblick in die Welt der Berge hat, wie wir selber. Man muß aber anerkennen, dass es viele Menschen gibt, die zwar fasziniert vom Bergsteigen sind, aber eben über keinerlei Fachwissen über das Wie und Wo verfügen. Für solche Menschen bietet eine Fernsehsendung natürlich eine willkommene Plattform und auch Information. - Wenn auch mit der immensen Gefahr einer "Halbinformation" bzw. von gar falschen Eindrücken. In weiterer Folge führt dieser Gedanke dazu, ob eine "Ahnung" von etwas bzw. über das Wie und Wo besser sei, als überhaupt keine Information oder Wissen.



nur der UIAGM bzw. IVBV Bergführer ist "richtiger" Bergführer, achtet auf das Zeichen!
Ein gutes Beispiel ist dazu folgender Sachverhalt:
Nicht einmal in Österreich kennen weite Teile der Bevölkerung den Unterschied zwischen UIAGM, staatlich geprüften Berg- und Schiführer, also Profi,  und einem vereinsinternen "staatl. geprüften Guide oder Instruktor", also Freizeitführer. In diesem Sinne wäre es doch sicher eine gute Sache für alle Beteiligten, wenn die Bevölkerung wenigstens erfahren würde, was ein Bergführer überhaupt macht und wie seine Arbeit in Wirklichkeit genau ausschaut.

Die sozusagen "erzieherische" Message, die diese Reality Show somit bei einer breiten Masse erreicht hat, versuchen wir Bergführer in mühevoller Kleinarbeit seit jeher den Leuten näher zu bringen. Es ist aber doch viel wirksamer, wenn ein Superstar Fussball-Spieler à la Gianluca Zambrotta über den nationalen TV Kanal diese Message verbreitet. In diesem Sinne wäre eine solche Reality vielleicht auch in Österreich keine so schlechte Sache: für uns Bergführer, aber auch für die grosse Masse an angehenden Bergsteigern, die so sicher und gut ausgebildet ihrem neuen Hobby nachgehen können. Und wer möchte nicht weniger Bergunfälle, dafür aber mehr verantwortungsbewusste Bergsteiger, die  sicher und mit Freude in den Bergen unterwegs sind?

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