Samstag, 4. April 2015

Shit happens, Lawinendrama in der Dauphine

Shit happens, Lawinendrama in der Dauphine

Offensichtlich ist der gesamte Alpenbogen heuer von einer fatalen Lawinensituation geprägt. Ein weiteres,  sehr tragisches Lawinenunglück fand nun seinen Weg in die Medien. 
Traumtag im Salzkammergut, Schitour aufs "Zwölferl"

Zum genauen Hergang des Unglücks sind an und für sich nur Informationen aus den Medien bekannt. Daher ist es schwer sich bereits jetzt ein objektives Bild über den Unfall machen zu können. Eine relativ große Gruppe junger talentierter und sehr gut ausgebildeter und ausgerüsteter Bergsteiger war im Rahmen des Projekts "junge Alpinisten" des ÖAV unter der Leitung zweier professioneller Bergführer in der Dauphine, dem "Karakorum der Alpen" unterwegs. Nachdem bereits eine Gruppe Bergsteiger einen Hang nach dem Abseilen vom Col Pic Emile abgefahren war, wurde die österreichische Gruppe von einem "harten Schneebrett" überrascht. 

Soweit man so ein Unglück überhaupt "aus der Ferne" beurteilen kann, hat es für mich den Anschein, als wäre da "höhere Gewalt" im Spiel gewesen. Die Leute hatten einfach Pech, zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen zu sein, es war einfach ein Unglück, im sprichwörtlichen Sinn. Mit der zu Verfügung stehenden Information, Lawinenwarnstufe 3, gute Sicht, aber Wind hätte wohl jeder diese Tour so gemacht. Auch denke ich, dass der Alpenverein hier ein vorbildliches Krisenmangement geleistet hat.

Was macht diesen Fall für mich nun so interessant, ihm einen Blog zu widmen? Die Tatsache, dass laut Medien die beiden Bergführer in Frankreich "verhaftet" oder "in Gewahrsam genommen worden sind". Die beiden sind mittlerweile wieder auf "freiem Fuss", wie die Medien berichteten. Was hat das für eine Hintergrund?
Als Bergführer auf der ganzen Welt unterwegs, hier Antarktis, Mt. Gardener

Es gibt eine internationale Vereinigung der nationalen Bergführerverbände. In diesem Verband, dem "IVBV" gibt es eine Regelung, dass jedes Mitglied in jedem Land, in dem es eine vom IVBV anerkannte Bergführerausbildung gibt, auch arbeiten darf. Als österreichischer Bergführer darf ich also auch in der Schweiz oder eben allen anderen Mitgliedsländern des IVBV arbeiten, und natürlich auch umgekehrt.

Im Zuge der Dienstleistungsfreiheit innerhalb der EU ist nun diese Regelung etwas komplizierter geworden. Besonders schwierig ist die Situation durch sogenannte "Bergführer" oder "Schilehrer", die aus Ländern kommen, wo es keine entsprechende Ausbildung gibt. Diese haben naturgemäß also keine anerkannte Ausbildung, drängen aber in die "Alpenländer". Dies erhöht zum Einem natürlich das Sicherheitsrisiko und führt zum Anderen zu einem befürchteten "Lohndumping".

Um sich auf der einen Seite dem Ansturm von illegalen "Schwarzführern" zu erwehren und auf der anderen Seite auch noch die kleinsten Steuereinnahmen zu lukrieren, haben einzelne Länder nun Maßnahmen ergriffen. So muss man sich auch als Profi Bergführer so man in  Frankreich arbeiten will, dort bei den Behörden registrieren, damit man legal dort arbeiten darf. Auch in der Schweiz gibt es ab einer Dauer von 10 Arbeitstagen pro Jahr eine ähnliche Regelung.

Offensichtlich wird im Falle eines Unfalles also auch bei hochprofessionellen Bergführern und Instiutionen, wie dem Alpenverein, da meiner Meinung nach überhart durchgegriffen und die Kollegen sogar in "Gewahrsam genommen" um deren "Berechtigung" zu prüfen.

Hallo?  Sind wir in einer Diktatur eines Entwicklungslandes, oder Nettozahler mitten in Europa? Es muss doch möglich sein, einen Berufsausweis, bzw eine online Registierung in Europa prüfen zu können, ohne die Beteiligten gleich in eine Zelle zu verfrachten!! Diese sind vermutlich durch den Stress der Ereignisse ohnehin schon genug geschockt!

Solche Berichte, zusammen mit meinen kürzlich in Italien gemachten Erfahrungen (siehe Blog "Ist das Ende der Freiheit beim Schitouren gehen erreicht?"), lassen mich stark am "guten Willen" der beteiligten Länder eines gemeinsamen Europas zweifeln.

Wie intelligent wäre es, wenn wir dann auch in Österreich die Kollegen (m i t Berechtigung wohlgemerkt) im Falle eines Unfalles, oder einfach bei Übertretung eines "Schitourenverbotes" (z. B. in Italien) gleich ins Gefängnis stecken würden? Hätte so ein Vorgehen eine abschreckende Wirkung auf "Schwarzführer", oder würde das gar zu signifikanten Erhöhungen unserer chronisch schwachbrüstigen Staatsfinanzen führen?

Ich fordere die zuständigen Stellen der Alpenländer (Italien, Frankreich, wohl auch die Schweiz) auf bei obig erklärten Sachverhalten mit Maß und Ziel  und im Sinne des Tourismus der Alpenländer zu agieren!

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