In memoriam
Edi Koblmüller
Unter noch
nicht näher bekannten Umständen ist Edi vor einigen Tagen am Kasbek (5.047m) im
georgischen Teil des Kaukasus erfroren. Die Berichte deuten darauf hin, dass er
bis zuletzt offenbar einer Teilnehmerin in einem tobenden Schneesturm bei
gestanden ist.
Wir haben
völlig unerwartet einen Freund, Bergkameraden, Unternehmer und geschätzten
Kollegen verloren. Edi war erfolgreicher Bergsteiger, Unternehmer und
Bergführer, der das Leben vieler Menschen berührte.
Edi Koblmüller, der Bergsteiger: Im Jahr 1978 wurden Edi und Alois
Furtner durch ihre gemeinsam durchgeführte Erstdurchsteigung der Cho Oyu (8.188
m) Südwand im reinen Alpinstil schlagartig international bekannt. Sie machten
nur ein Materialdepot in der Wand, und waren ganz auf sich alleine gestellt. Diese
Tour zu dieser Zeit (1978) gilt auch heute noch als absolute top Leistung –
wohlgemerkt auch nach internationalem Standard. Edi und Alois bewegten sich
damit auf Augenhöhe etwa mit Reinhold Messner oder etwa Chris Bonington und
Doug Scott.
Ein weiterer
Meilenstein, den Edi und seine Partner 1981 im Karakorum setzen konnten, war die
meines Wissens erste Winterexpedition zu einem hohen Siebentausender, dem
Batura 1 (7.785m). Wann man bedenkt, dass noch nicht
mal heute, über 30 Jahre später, alle 8.000er im Winter bestiegen sind, so kann
man diese Leistung nicht hoch genug einschätzen.
Neben diesen
beiden herausragenden Expeditionen führte Edi noch unzählige Expeditionen
(davon fünf 8.000er und sieben 7.000er), viele davon als Bergführer und
Expeditionsleiter, mit grossem Erfolg durch.
Edi Koblmüller, der Unternehmer: 1978 gründete Edi die damals kleine
und „bunte“ Alpinschule „Die Bergspechte“. Flexibel und fröhlich war das Motto
der ersten Jahre. Als sehr junger Bergführer durfte auch ich damals bei den
Bergspechten meine Erfahrungen sammeln. Das Unternehmen wuchs durch Edis
Geschick rasch und entwickelte sich zu einem großem Outdoor Reisebüro, wo man Bergreisen
und –besteigungen in aller Welt buchen konnte. Edi war damit wiederum ein
Pionier der ersten Stunde. Vor 30 oder 40 Jahren war es noch keineswegs so
selbstverständlich wie heute, einen großen, richtig hohen Berg, sieben- oder
gar achttausend Meter hoch, bei einer Agentur mit Bergführer zu buchen.
Strategisch ging die Richtung dann mit vollem Erfolg vom Alpinschulbetrieb in
den Alpen immer mehr zu Trekkingreisen, vor allem in Afrika, und Expeditionen.
Noch im Februar
dieses Jahres habe ich Edi mit Gästen in den Abruzzen getroffen. Die
Wetterverhältnisse waren schwierig, und obwohl ich mit einer eigenen Gruppe
unterwegs war, konnten wir uns austauschen und so sehr professionell
zusammenarbeiten. Beide konnten wir für unsere Gruppen so eine optimale Woche
durchführen.
Ein Detail
am Rande: Ich habe mich mit Edi damals auch über die herrschenden
Lawinenbedingungen ausgetauscht. Er hatte vor allem die Sicherheit seiner
Gruppen im Auge und daher auf ein geplantes Ziel verzichtet, da es ihm als zu
gefährlich erschien. Für mich ein Indiz für sehr umsichtiges professionelles
Verhalten, das von Sorgfalt und Sicherheitsdenken für seine Gruppe geprägt war.
Aufgrund
verschiedener Entwicklungen verkaufte Edi sein Outdoor Unternehmen 2014 an
Hauser Exkursionen in Deutschland und war dann noch in beratender Funktion und
als Bergführer tätig. Dabei bewies Edi auch viel Verantwortungsgefühl für seine
Mitarbeiter. Er hat mir noch im Februar erzählt, wie wichtig es ihm sei, dass
die Mitarbeiter weiter beschäftigt werden und der Name Bergspechte möglichst erhalten bleiben solle.
Edi Koblmüller, der Mensch: Mit Edi ist ein innovativer und
sicher auch einer der erfahrensten Bergführer überhaupt von uns gegangen. Viele
Bergführer in Österreich haben bei ihm ihre Lehrjahre verbracht und vom Wissen,
das er an sie weitergab, noch Jahre danach gezehrt. Er hinterlässt in unserer
Gemeinschaft eine grosse Lücke. Obwohl von Schicksalsschlägen gebeutelt, ging
er weiterhin seiner Leidenschaft dem Bergsteigen und Bergführen nach und gab
die Freude am Bergsteigen auch an seine zahlreichen Gäste weiter. In einem
Interview mit dem Kurier sagte Edi vor einigen Jahren, er wolle lieber am Berg
sterben, als mit 85 in einem Pflegeheim dahin zu vegetieren. Genau dies ist nun
eingetreten. Obwohl er in seinen Bergen bei dem, was er am liebsten tat,
gestorben ist, wird er uns sehr fehlen.
http://www.oe24.at/oesterreich/chronik/Extrem-Bergsteiger-im-Blizzard-erfroren/185026341
http://kurier.at/chronik/oberoesterreich/extrembergsteiger-edi-koblmueller-erfroren-die-berge-waren-edis-leben/125.617.686
http://www.krone.at/Oesterreich/Alpinist_Edi_Koblmueller_und_Bergkameradin_erfroren-Unglueck_am_Kasbek-Story-448866
http://derstandard.at/2000014438953/Extrembergsteiger-Edi-Koblmueller-in-Georgien-verunglueckt
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