Vor einer Elbrus Besteigung schnell noch den Großglockner besteigen, und schon stellt die Höhe kein Problem - und schon gar keine Gefahr - mehr dar. Ein paar Tage in einem Sauerstoffzelt verringern die Akklimatisierung für den Kilimandscharo auf 2 Tage - Oder: Einige Wochen in einem Sauerstoffzelt schlafen, und schon ist der Mt Everest in 3 Wochen gefahrlos zu besteigen.....
Sonnenaufgang am höchsten Punkte der Welt |
Pause mit dem Makalu im Hintergrund |
Was ist da los? Hat sich die Physiologie der Menschen kurzerhand geändert? Oder waren alle, die sich wochenlang seriös auf ihre Expeditionen vorbereitet haben tatsächlich so unerfahren?
Jahrzehntelange Erfahrung mit Gästen in großen Höhen, ja sogar auf vier Expeditionen zum Mt. Everest, haben mich eines gelehrt: Du kannst deinen Körper niemals überlisten. Man benötigt ganz einfach - je nach Veranlagung - für eine Schlafhöhe über 3000 m, pro 1000 Höhenmeter eine Woche Zeit. Also um auf 5000 m entspannt zu schlafen, ca. zwei Wochen Zeit. Ich selbst machte anläßlich meiner dritten Mt. Everestexpedition die Erfahrung, dass es mir umso besser - auch später in sehr großer Höhe - gegangen ist, je länger und sorgfältiger ich mich zwischen 3000 und 5000 m Höhe akklimatisiert habe. Damals sogar 12 Tage alleine in dieser Höhenlage.
Eine uralte Erfahrung unter Höhenbergsteigern ist, dass die einmal gemachte Akklimatisierung rund so lange Zeit anhält, wie man in der Höhe verbracht hat. Wenn ich also eine Woche durchgehend in großer Höhe verbracht habe, so hält dieser Zustand rund eine Woche an.
Hochlager am Cho Oyu |
Wie in so vielen anderen Bereichen unserer modernen Gesellschaft ist (leider) auch in der Medizin die "Geschäftemacherei" angekommen. Und offenbar nicht nur in der Pharmabranche. Diverse "Höhenmediziner" bieten um teure Euro solche "Vorakklimatisierungen" an. Vergleicht man aber die Daten von seriösen medizinischen Studien - etwa Krebserkrankungen - so haben diese meist einige
hunderttausend Probanden. Daraus lassen sich dann relativ repräsentative Rückschlüsse auf den durchschnittlichen Menschen machen. Im Vergleich dazu gibt es bei höhenmedizinischen Tests meistens nur einige -zig Probanden. Meiner laienhaften Meinung nach, bzw. mein Hausverstand sagt mir, dass daraus noch keine wirklichen Rückschlüsse für die Allgemeinheit möglich sind.
Es gibt von Franzosen ein interessantes Projekt, wonach eine noch viel langsamere Akklimatisierung, als derzeit allgemein üblich, eine deutlich bessere Performance in extremer Höhe liefert.
Meiner Meinung nach ist die eigene Erfahrung und das Kennenlernen der eigenen körperlichen Reaktionen in der Höhe unumgänglich, will man seriös auf hohe Berge steigen und gesund wieder heimkommen.
Es gibt eben einfach keine Abkürzung zum Gipfel.
Auf der anderen Seite ist aber auch die Tatsache nicht wegzuleugnen, dass man sich leichter an die Höhe gewöhnen kann, wenn man diesen Prozess des Akklimatisierens öfter durchgemacht hat. Ein Hinweis darauf ist vielleicht auch, dass sich oft ältere Bergsteiger wesentlich leichter akklimatisieren als junge. Man kennt die eigenen Reaktionen und man lernt etwa mit der Tatsache des schlechten Schlafens besser umzugehen. In den letzten Jahren sind viele Bergsteiger immer häufiger innerhalb eines Jahres öfters über Wochen über 5000 Meter unterwegs. Natürlich kann man dann mental mit den Symptomen der Höhenanpassung besser umgehen, als wenn man nur einmal in einigen Jahren so hoch oben lebt.
Entgegen meinem Rat hat einer meiner Gäste vom Mt. Everest wochenlang vor der Expedition Zuhause in einem luftdichten "Höhensimulationszelt" geschlafen. Er wollte einfach perfekt vorbereitet auf die zwei monatige Expedition gehen. Untertags ist er aber ganz normal in seinem Alltag und Job gestanden. Die Erfahrung hat dann aber am Berg gezeigt, dass es ihm in der extremen Höhe der Hochlager um nichts besser gegangen ist, als den anderen Teilnehmern.
Ich denke, dass jeder seriöse Bergführer, der mit seinen Gästen in extreme Höhen steigt, diese nach besten Wissen und Gewissen beraten wird. Dazu gehört allerdings auch, dass man ungeeignete Teilnehmer ablehnt, bzw. einer entsprechenden Vorbereitung unterzieht und Bergreisen bzw. Expeditionen realistisch plant. Für potentielle Teilnehmer ist es aber auch in einer digitalisierten Welt immer schwerer geworden, seriöse Veranstalter von solchen zu unterscheiden, die sich nur krampfhaft von der "Konkurrenz" unterscheiden wollen.
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