Dienstag, 26. Januar 2016

Trotz ABS Airbag tot in Lawine

Bei einem Lawinenunfall am 16. Jänner 2016 im Cottonwood Canyon in der Nähe von Salt Lake City konnte ein Tourengeher trotz ausgelöstem ABS Airbag System nur noch tot geborgen werden.

Ich halte es für sehr wichtig, sich über die Grenzen der oft (zu) teuren Sicherheitsausrüstung bewußt zu sein. Kein einziges Sicherheitssystem kann eine Verschüttung verhindern. Als Schifahrer mit einer Lawine konfrontiert zu werden, heisst grundsätzlich Lebensgefahr.

Eine ausgezeichnete und fundierte Ausbildung bei einem staatlich geprüften Berg- und Schiführer wird immer selbständiges Denken und passives Verhalten im winterlichen Gebirge vermitteln. Sich einer Gefahr bewußt zu sein ist der erste Schritt zur Vorsicht und damit einer möglichen Vermeidung von Unfällen. Ganz verhindert können Bergunfälle aber genauso wenig wie etwa Verkehrsunfälle werden.

Leider wurden und werden meiner Meinung nach gerade ABS Systeme mit zum Teil wirklicher "Hurra-Werbung" Verkauft. Oft führt das zu einer zumindest "unbewußten Verniedlichung" von Lawinenverschüttungen. Vor dem Lawinenunfall eines Prinzen am Arlberg waren solche Rettungssyteme mehr oder weniger exotische und deutlich überteuerte Ausrüstungsgegenstände. Der Unfall am Arlberg veränderte vieles dank der Macht der Klatschpresse. Weltweit waren ABS Lawinen Rucksäcke plötzlich in aller Munde.

Schauen wir uns nun die Details an. Das System Airbag am Rucksack funktioniert durch "Entmischung eines Granulates" bei Schüttelvorgängen, nach dem Schütteln liegen grobe Teile über den feinen Teilen. Beim ABS System wird ein Ballon durch Stickstoff und Umluft durch aktives Auslösen durch das Lawinenopfer aufgeblasen. Durch den Verlauf der Lawine, wird das "Granulat Schnee und Opfer" geschüttelt. Dieses Prinzip ist aber leider nicht bei jeder Lawine möglich! Dazu muss das Gelände und damit der "Verlauf der  Lawine" eben passen.

Nahezu jede durch einen Airbag verhinderte Verschüttung fand auf einem langsam flacher und weiter werdenden Hang statt. Dabei findet kaum eine "Stauchung" des Lawinenkegels statt. Das "Lawinenmaterial" liegt dann relativ dünn und breit verteilt. Dadurch erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass der aufgeblasene Airbag aus den Schneemassen herausschaut. Relativ häufig schaut dann aber a u c h ein Schi, ein Stock oder sonstwas aus dem Schnee heraus.

Wie sah nun der "Auslauf" der gegenständlichen Lawine im Cottonwood Canyon in Utah aus? Es handelte sich um eine relativ große Lawine mit mehreren hundert Metern Länge. Das Gelände war durchschnittlich 22 Grad steil, also eher flach, aber der "Auslauf" eben eine enge Mulde. Die Schneemassen kanalisierten sich in diesem finalen "Trichter".  Der tödlich Verschüttete hatte den Airbag ausgelöst, war jedoch im grabenartigen Auslauf rund 1, 6 m verschüttet. Sein Partner konnte ihn rasch über Pieps und Sonde orten.

Blick von oben, man sieht den relativ flachen Hang

Wenn man sich die Bilder der Lawine in Utah ansieht, so merkt man erschreckt die Grenzen des Lawinenairbags. Neben der "bewußten Reaktion" einer Durchschnittsperson in einer Grenzsituation, dem "rechtzeitigen Aufblasen" des Ballons, ist also auch das Gelände und natürlich die Größe der Lawine von entscheidender Bedeutung.

Ein Airbag kann in einer ganz bestimmten Situation ein Mehr an Sicherheit bedeuten, ist aber keinesfalls das "Hurra - System", als das er oftmals verkauft - und auch verwendet wird.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen