Vom richtigen Timing in den Bergen
Der Spätherbst ist eingekehrt in unseren Bergen, das Laub hat sich verfärbt, oben liegt schon Schnee und schön langsam wird es von Tag zu Tag kälter in der Früh.
herbstlicher Berglauf zum Hinteren Gosausee |
Zeit sich etwas zurück zu lehnen und auszurasten. Jeder Profisportler schaut, dass er im Jahreszyklus seine Regenerationszeit einhält. Ist eh klar, der Körper ist ja schließlich keine Maschine. Vor allem wenn man über Jahre oder gar schon Jahrzehnte regelmäßig unterwegs ist, sollte es eigentlich klar sein, sich bzw. seinem Körper eine ruhige Zeit zu gönnen. Zeit kleine Wehwehchen auszuheilen, eventuell sogar etwas Speck anzusetzen und langsam aber sicher wieder so richtig Motivation für die nächste Saison zu tanken. Für mich hat es sich bewährt, nach einer "ruhigeren Zeit" langsam mit Regenerationstraining zu beginnen und mich auf den Winter vor zu bereiten, sowohl körperlich als auch mental. Klar hier geht es um Bergsteigen und eindeutig nicht um Skirennen oder Skitouren Rennläufer. Diese müssen sich einer anderen Jahresplanung unterwerfen und trainieren auch mit Profi Trainern.
Liegt es daran, dass ich schön langsam älter werde? - Oder haben die "sozialen Medien" a la Fb wirklich so einen eklatanten Einfluss auf unsere Gesellschaft, wie uns das von den Massenmedien immer wieder suggeriert wird? Jedenfalls hab ich den Eindruck, dass nicht nur "Weihnachten" immer früher in den Geschäften einzug hält, sondern dass auch unter uns Bergsteigern so manche sich immer eigenartiger benehmen. Fast ist man geneigt zu glauben, es geht nur noch darum, wer noch früher eine noch größere Skitour gemacht hat, wer am besten mitten in der Sommerhitze eine schwierige Eistour unternommen hat, inklusive Teletubie Filmchen und natürlich auf sämtlichen Kanälen gepostet.
Vorderer Gosausee, frischer Neuschnee im Hochgebirge |
Wo bleibt der Hausverstand, die Eigenverantwortung? Wo das richtige Gspür dafür, welche Tour man wann am besten, also bei relativ sicheren Verhältnissen machen kann? Jetzt, mitten im Herbst, wo die Gletscher völlig blank und schneefrei geworden sind im vergangenen Sommer, und gerade die ersten kalten Pulverschneeschichten vom Wind über die Spalten gefegt wurden, fangen viele schon an mit ihren Skiern im Hochgebirge herumzurennen. Offenbar hat niemand von ihnen Angst in einer Gletscherspalte auf nimmer Wiedersehen zu verschwinden, oder gar von einer Grundlawine aus noch nicht "gesetztem" Schnee und bis zum blanken Grundeis, als perfekt rutschiger Gleitfläche, verschüttet zu werden.
Ich möchte hier eine Lanze brechen, eine Lanze für angepasste Tourenplanung.
Ist es wirklich so, dass kaum hat jemand von seiner ersten Skitour oder Eistour gepostet, - "ich war erster!" - andere ihre Skier schnappen und hinterher hecheln? Ist es wirklich so, dass viele Bergsteiger anstatt ihre Nase in die Natur halten, Informationen über die tatsächlichen Verhältnisse aufnehmen und Überlegen auf welchen Gipfel man als nächstes stehen will, ihr Tourenziel ohne nachdenken nach den Postings anderer auswählen?
Ich kann es nicht glauben, aber zumindest ein Teil unter uns Bergsteigern scheint in so einem Stil unterwegs zu sein.
Es sollte doch jedem klar sein, dass nicht jener Bergsteiger der beste ist, der am frühesten im Jahr mit seinen Touren beginnt bzw. am meisten Touren am Ende der Saison gesammelt hat, sondern jener, der den jeweiligen Verhältnissen angpaßt und vor allem defensiv unterwegs ist.
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