Freitag, 23. Januar 2015

Wie kann man vom Bergsteigen leben?

Vielleicht habt ihr Euch auch schon mal die Frage gestellt, wie man vom Bergsteigen leben kann. Es gibt natürlich auch in diesem Bereich verschiedenste Möglichkeiten:
Als Bergführer vom Bergsteigen leben können, Foto: Jozef Kubica

Möglichkeit 1:
Man versucht möglichst "wilde", also gefährliche Dinge in den Bergen zu machen, überlebt aber dann oft eher nur durch Zufall, kommt so in die Schlagzeilen und macht dann darüber Vorträge und schreibt Bücher.

Möglichkeit 2:
Man kann weit überdurchschnittlich gut fotografieren, begleitet Personen (siehe oben), überlebt aber schon eher durch Berechnung und hat ein Einkommen durch Verkauf der Bilder.

Möglichkeit 3:
Man konzentriert sich aufs Filmen. Es gibt nur relativ wenig professionell ausgebildete Kameramänner, die in der Lage sind, in exponiertem Gelände und unter schwierigsten Bedingungen eine Profi - Filmkamera zu bedienen.

Möglichkeit 4:
Man macht die Ausbildung zum staatlich geprüften Profi - Bergführer und lebt davon, Hobby Bergsteigern die Berge näher zu bringen. Sei es in der Ausbildung oder auch bei reinen Führungstouren. Der Vorteil liegt auf der Hand: man lebt dann nicht davon, möglichst gefährliche "Aktionen" in den Bergen zu machen, sondern vom "Sicherheitsbergsteigen". Hat man Glück und kann man "gute Gäste" an sich binden, so besteht auch die Möglichkeit wirklich entlegene und exponierten Expeditionen zu veranstalten.

Bei allen Möglichkeiten vom Bergsteigen zu leben, muss man aber seine "Leistung" verkaufen, also auch anpreisen. Dabei ist natürlich der Kreativität jedes Einzelnen keine Grenze gesetzt. Natürlich hat das Internet auch hier einen enormen Stellenwert. In der "Vor-Internet-Zeit" war man auf Hochglanz Magazine und Vorträge angewiesen. Diese beiden haben stark an Bedeutung eingebüßt. Dafür wird es immer schwieriger im Internet noch aufzufallen. Seit der Massenvermehrung der Go Pro Kameras und dem Etablieren von Kanälen wie "Youtube" sind die diversen Videos inflationär geworden. D. h. immer mehr mit immer geringeren "Wert".

Wie schaut es nun im Detail bei Möglichkeit 1, den "Profi - Bergsteigern" aus?

Für die Akteure ist es also heute wieder schwieriger in einem boomenden Massen Segment, wie dem Internet, aufzufallen. Meiner Meinung nach ein besonders trauriger Fall ist hier der Amerikaner Dean Potter. Er hat spektakläre Dinge gemacht: immer wilder, immer noch gefährlicher.  Was viele "Profi - Bergsteiger" übersehen, ist die Tatsache, dass sie Jahr für Jahr ihre eigene "Leistung" wieder "toppen" müssen, um aufzufallen. Und schon ist die nahezu tödliche Spirale, der selbstauferlegte Druck, im Gang.
Im Falle von Dean Potter ging das bis zu haarsträubenden free solo Slackline Begehungen und BASE jumps aus free solo gekletterten Routen. Wie sollte er da noch eine Steigerung erreichen? Irgendwann ist der Plafond erreicht.
Dean Potter wählte eine - meiner Meinung nach wirklich verkrampfte - Variante: den BASE jumg mit seinem kleinen Hund Whisper im Gepäck. Wo ist die Grenze?

http://adventureblog.nationalgeographic.com/2014/05/27/video-when-dogs-fly-dean-potter/

Auf der anderen Seite gibt es aber auch Profi Bergsteiger, die es viel ruhiger angehen. Mittlerweile sehr bekannt ist der Tiroler Hansjörg Auer. Er kann als North Face Athlet vom Bergsteigen leben und mir ist bis dato keine "verkrampfte Aktion" bekannt.  Er hat es geschafft, mit seiner Leistung, ich denke hier hauptsächlich an eine free solo Begehung des "Fisch" (ca. 9) an der Marmolada, in ein Athleten Team eines Konzernes zu kommen. Ähnlich gelagert ist die Situation bei David Lama, der bekanntlich von einem großen Getränke Konzern gesponsert wird.

Möglichkeit 2, Fotografieren:
hier gibt es eine Reihe von bekannten Fotografen, die sich auf das Bergsteigen bzw. die Akteure spezialisiert haben. Bekannt ist im deutschsprachigen Raum der Österreicher Heinz Zak. Er ist selbst begnadeter Kletterer und von vielen Stars seit vielen Jahrzehnten quasi der "Leibfotograf". Beeindruckend sind seine Bilder etwa von Alex Huber in der Salathe oder der seiner free solo Begehung der Hasse Brandler (etwa 8) an der Großen Zinne. Der Schaldminger Herbert Raffalt ist gleichzeitig auch Bergführer und ist vor allem für seine gelungenen Landschaftsaufnahmen bekannt geworden.

Möglichkeit 3 Filmen:
international hat es Robert Schauer aus Graz bis in die "höchste Liga" geschafft. Er hat nicht nur eines der renomiertesten Bergfilmfestivals der Welt gegründet ( Grazer Bergfilmfestival), sondern war auch Kameramann bei internationalen Großproduktionen am Mt. Everest (1996 IMAX, usw.)

http://www.mountainfilm.com/de/2014/

Ich persönlich hatte das Glück, mit Wolfi Thomaseth aus Südtirol auf drei Expeditionen zu arbeiten. Wofi war Jahrzehnte lang mit Reinhold Messner unterwegs und hat auch für das italienische Fernsehen RAI einige Produktionen gemacht. Axel Bierbaum, auch er staatlich geprüfter Bergführer und an der Filmhochschule ausgebildeter Kamermann, wird immer wieder bei Fernsehproduktionen eingesetzt.

Möglichkeit 4 Bergführen:
Mit meinen Freunden Heli Steinmassl und Heli Mittermayer hatte ich im Winter 1989 ein Schlüsselerlebnis am winterlichen Mt. McKinley. Bei dieser Tour wurde uns nachträglich klar, dass wir nicht nur aus Berechnung, Training und Können überlebt hatten, sondern auch ein Riesenglück gehabt hatten. Uns wurde klar, dass man bei dieser Art Bergsteigen, ich nenne es mal "Risiko Bergsteigen", eine relativ hohe Chance hat, dabei zu sterben. Daher beschlossen wir, fortan vom "Sicherheits Bergsteigen" mit Gästen zu leben.

Für viele scheinen die Vorteile dieses Lebensstiles zu überwiegen. Man ist viel in der Natur, arbeitet meistens mit fröhlichen Menschen in ihrem Urlaub, und kann seinen Lieblingssport nahezu täglich ausüben. Es gibt jedoch auch Nachteile. Ich denke da etwa an Verletzungen, oder die starke Abhängigkeit von der Großwetterlage. Mir persönlich ist es gelungen mit laserer-alpin.at eine Firma am Markt zu etablieren, und dadurch die Nachteile abdämpfen zu können.

www.laserer-alpin.at

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