Freitag, 30. Januar 2015

PIN - Schibindungen und Lawinen

unbeschwertes Genießen

Vor 30 Jahren hatte Fritz Barthel die geniale Idee: Den Schischuh nur durch zwei seitlich am Schi angebrachte, horizontal ausgerichtete Zapfen (pins) am Schi zu befestigen. Der Schuh ist dann wie das Scharnier einer Türe am Schi fixiert. Zur Abfahrt wird dann der Schuh an der Ferse am Schi befestigt. Keine Firma wollte das Prizip umsetzen und vermarkten, nur die damals kleine Schischuhfirma Dynafit sprang auf den Zug auf. Es folgte eine revolutionäre Entwicklung, und heute sind die verschiedenen Dynafit Bindungsmodelle weltweit ein Begriff.

Dynafit
Marker

      
 
Fritschi


Seit das Patent vor einigen Jahren ausgelaufen ist, haben sich viele Firmen mit der Weiterentwicklung des Systems befasst. Selbst der  eingefleischter Plattenbindungsspezialist und die weitgehend dominant am Markt vertretene Firma wie Fritschi, ist auf das Pferd "PIN Bindung" aufgesprungen.

Die einfachsten Ideen sind oft die genialsten. Am Anfang nur belächelt, später von ein paar Fanatikern verwendet, ist heute dieses Grundprinzip Basis für nahezu jede Tourenbindung.

Hat nun so eine PIN Bindung nur Vorteile? Vordergründig ist dem so, vor allem wenn man nur auf das Gewicht schaut. Auch der optimale platzierte Drehpunkt zum Abrollen des Fusses beim Gehen ist sicher ein Vorteil, vor allem bei langen Touren.

Es gibt jedoch auch wichtige Nachteile:
Das Einsteigen in so eine Bindung erfordert doch etwas Geschickichkeit, erst recht, wenn man in tiefem Schnee gestürzt ist, und den Schi nicht auf einer harten Unterlage schön ausrichten kann. Solche PIN Bindungen sind also nur etwas für geübtere Schifahrer. Anfänger im Schitourenbereich, oder im Tiefschnee weniger geübte Schifahrer, sind sicher mit einer Rahmenbindung besser bedient.

Schneebrett bricht meist oberhalb des Schifahrers
Wie schaut es nun in Hinsicht Sicherheit aus? Praktisch alle PIN Bindungen müssen für den Aufstieg verriegelt werden. Die Federkraft der PIN Stifte reicht nicht aus, um den Schuh bei harten Querungen oder bei Spitzkehren zu fixieren. Deshalb gibt es eine Fixierfunktion, mittels der die Bindung fix verriegelt werden kann. Ein Öffnen wie im Falle eines Sturzes von Sicherheitsbindungen verlangt, kann es dann nicht geben.

Lawinen pflegen aber nicht zu unterscheiden, ob ein Schitourengeher sich im Aufstieg befindet oder sich bereits im Abfahrtsmode befindet.

In allen klassischen Lawinenausbildungen wird gelehrt, dass es enorm wichtig ist, im Falle einer Verschüttung die Schier und Stöcke so rasch wie möglich los zu werden. Ansonsten wirken vor allem die Schier wie Anker und der Schisportler ist in seiner Bewegung enorm eingeschränkt.

Ich selbst wurde einmal von einer  Lawine verschüttet. Dabei hatte ich das große Glück, dass ich aus meiner Fritschi Rahmenbindung im Stress des Ereignisses einfach heraussteigen konnte. Die Bindung war zwar sehr hart eingestellt, aufgrund des schweren Schnees und dem damit verbundenen "einbetonieren" der Schier, war dieses "Heraussteigen" aber möglich. Die Stöcke, die ich niemals in den Schlaufen trage, ließ ich einfach fallen. Dadurch hatte ich, schon bevor ich vollständig in den Schneemassen begraben wurde, völlige Handlungsfreiheit an Händen und Füssen. Diesen Umstand verdanke ich wohl mein Leben. Hätte ich eine verriegelte PIN Bindung gehabt, wäre der Unfall sicher nicht so glimpflich ausgegangen.

Die Problematik von Lawinensituationen im Aufstieg wird meiner Meinung nach in der Lawinenkunde Ausbildung viel zu wenig gewürdigt. Besonders das Verriegeln von Schibindungen ist eine gängige Sitte, wobei sich die Akteure des Risikos offenbar nicht bewußt sind!!

Am kommenden Wochenende werden halbwegs schöne Wetterbedingungen vorausgesagt. Bei den intensiven Schneefällen der letzten Tage verbunden mit dem heftigen Wind heute, werden etwas "wilde Bedingungen" draußen herrschen. Besonders am ersten schönen Tag nach Neuschneefällen ist das Lawinenrisiko extra groß. Ich hoffe, dass die vielen Tourengeher und Schisportler im Gelände auch extra vorsichtig unterwegs sind, und somit weniger Unfälle als erwartet, passieren.



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