Dienstag, 16. Februar 2016

Sind "guides" ausreichend qualifiziert ?


Das große Lawinenunglück am Geier vor einiger Zeit hat ein interessantes Nachspiel. Selbstverständlich will - und kann ich -  nicht über Gründe oder Schuldige am Unglück spekulieren.

Völllig unabhängig von der Schuldfrage, möchte ich doch folgenden Sachverhalt eines Artikels im Kurier vom 12. 2. 2016 beleuchten.

http://kurier.at/chronik/oesterreich/nach-dem-lawinenunglueck-in-tirol-mit-fuenf-toten-tschechen-werden-zweifel-laut/180.459.466

In dem Artikel wird angezweifelt, ob die beiden "Tourenguides" bzw. "Instruktoren" der verunglückten Gruppe ausreichend qualifiziert waren, eine Gruppe im winterlichen Hochgebirge in den österreichischen Alpen zu führen.

Seit nun beinahe 27 Jahren bin ich nun hauptberuflich in den Bergen unterweges und leite auch mit Laserer-alpin ein seit Jahren am Markt erfolgreiches Unternehmen. Selbstverständlich beobachten wir die Konkurrenz und auch Entwicklungen in der "Szene".

dieses Zeichen garantiert die weltweit höchste Qualifizierung für Bergführer

Dabei fällt mir seit Jahren eine nahezu inflationäre Zunahme der Beschäftigung von sogenannten "guides" auf. Teilweise wird in mehr oder weniger dubiosen "Abenteuerclubs" mit solchen Bezeichnungen geworben, teilweise versuchen ganz normale Reisebüros so eine fachliche Kompetenz potentiellen Kunden vorzugauckeln und drängen so in den Alpinveranstalter Markt.
Dieser Trend ist nicht nur auf das "EU Ausland" begrenzt, sondern man findet auch innerhalb Österreiches immer öfter solche "guides".

Führungen im winterlichen Hochgebirge gehören zu den anspruchsvollsten Touren

Was könnten nun Gründe für dieses Vorgehen sein? Zum Einen natürlich das liebe Geld. Die Bezeichnung "Guide" ist in keiner Weise geschützt und hat auch keinerlei Aussage über die fachliche Kompetenz bzw. Ausbildung derselben. Nicht - adäquat ausgebildete, oder halt als Hilfskräfte angelernte "guides", reduzieren natürlich für den Veranstalter die Personalkosten. Zum Anderen hat die Bezeichnung des Personals als "guide" auch unter Umständen werbetechnische Gründe: der Begriff "guide" klingt in einer zunehmend anglisierten Sprache einfach mehr nach "fun und action", nach Jugend und Unbeschwertheit, als etwa staatlich geprüfter Berg- und Schiführer.

Für den Konsumenten bleibt eine zunehmend verwirrende Situation übrig. Werbung für Urlaub findet heute praktisch ausschließlich im Internet statt. "Fun und action" garantiert durch "guides" heißt es da zwischen "geilen" Bildern und "coolen" Videos. Für Kunden wird es da zunehmend schwieriger zwischen seriösen Angeboten und einfach als "guide" bezeichneten Bergführern und unseriösen angelernten Hilfskräften als "guides" zu  unterscheiden.

Eigentlich ist da der Gesetzgeber gefordert. In Zeiten wo sogar die Art der Glühbirne gesetzlich vorgeschrieben wird, sollte es klare Regelungen geben, dass bei Produkten wo es um "Leib und Leben" geht, nur entsprechend ausgebildetes Personal beschäftigt werden darf. Das würde auch zu einem fairen Wettbewerb am Markt führen und den Kunden ein mindest Maß an Sicherheit gewährleisten.


Am Berg Sektor haben die österreichischen Alpinschulen hier mit einem freiwilligen "Gütesiegel" vorgesorgt. Leider können seriöse Angebote keine unseriösen oder halbseriösen Anbieter vom Markt verdrängen, da diese natürlich die Preise unterbieten können. Für Konsumenten bietet aber dieses Gütesiegel zumindest einen kleinen Lichtblick im Dschungel der oft verwirrenden Angebote.

4 Kommentare:

  1. Lieber Walter,
    gerne lese ich deine Meinungsartikel und war nach der Überschrift auch auf diesen gespannt.

    Grundsätzlich sehe ich es ähnlich wie du - möchte jedoch eine Facette hinzufügen:

    Es macht aus meiner Sicht schon auch einen Unterschied 1) inwiefern ich ausgebildet bin (ÜL, Instruktor, Skilehrer, Berg/Skiführer, ...) und 2) ob kommerziell oder nicht-kommerziell geguided wird. Verwerflich finde ich insbesondere, wenn zB ein ÜL kommerziell führt (was meistens - nicht ohne Grund - auch rechtlich schwer zu argumentieren ist wenn etwas passiert...).

    Auch bei Instruktoren (zu denen ich gehöre) gibt es eine große Bandbreite hinsichtlich der Erfahrung und Praxis (zB habe ich schon Leute bei der Ausbildung gesehen, die vor der Hochtouren-Instr-Ausbildung noch nie einen Klettergurt anhatten und nach 3x1 Woche zertifiziert wurden. Andererseits gibt es auch viele Instruktoren (bzw. Guides!?), die top qualifiziert sind. Und abgesehen davon braucht es für viele Touren nicht unbedingt jemand auf Bergführer-Niveau.

    Ganz davon abgesehen ist des der Lawine herzlich egal ob du Vater, Mutter, Kind, Bergführer oder kompletter Laie bist. Das zeigen ja auch die Unfälle der letzten Jahre. Natürlich gibt es Tendenzen und Wahrscheinlichkeiten.

    Was ich schade finde ist, dass "Guides" zB auf Hütten, bei Dienstleistern wie zB ausgewählten Seilbahnen, bei Materialanschaffungen etc. nicht mit Bergführern auf eine Stufe gestellt werden. Wenn wir schon in unserer Freizeit unentgeltlich zB für Vereine führen und Menschen dazu motivieren bzw. sie in Gegenden führen wo sie sonst vielleicht nicht hinkommen würden. Und gewisse Tätigkeitsbereich bleiben sowieso Bergführern vorbehalten!

    Leider erlebe ich in der Realität auch oftmals, das Bergführer teilweise (natürlich nicht alle!) versuchen, hier krampfhaft Terrains abzusichern und Dialog inklusive gegenseitigem Aufeinanderzugehen nicht möglich ist. Schade, da wir doch alle dasselbe gerne tun. Und ja, mir ist bewusst, das es um die Einkommensquelle eben dieser Bergführer geht und natürlich jeder versucht, sich abzusichern.

    Was ich jedenfalls unterschreibe ist, dass "Guide" ein viel zu breiter Begriff ist, der sehr verwässert ist. Und dass das v.a. für den unbedarften, gutgläubigen Konsumenten zu Verwirrungen führt. Hier wäre eine Anpassung sicherlich notwendig!

    In diesem Sinne, sichere Touren und alles Gute,
    Mario

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  2. Ich habe in dem Artikel ganz bewußt die alpinen Vereine nicht angesprochen.Vor allem bei Vereinen habe ich die Erfahrung gemacht, dass da sehr große Unterschiede zwischen den einzelnen Sektionen sein können. Grundsätzlich gehören AV bzw. Naturfreunde "Instruktoren" zu den eher sehr gut ausgebildeten.

    Mein Artikel richtet sich vor allem gegen "Adventure clubs" bzw. Reisebüros, die oftmals mit angelernten oder ungelernten Kräften arbeiten. Ich würde nie einen staatl. gepr. Berg- und Schiführer als einfachen "guide" bezeichnen, da ich - wie du - den Begriff für völlig verwässert halte.

    ...und natürlich gilt, es gibt unterschiedliche "Instruktoren" und auch "Bergführer" eh klar.

    Zu Beginn habe ich ausdrücklich darauf hingewiesen, dass ich keinerlei Ursachenforschung oder Schuldzuweisungen bei dem gegenständlichen Lawinenunfall betreiben möchte!! - Danke für deinen konstruktiven Beitrag.

    Walter

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  3. Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

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